Unser nächstes Ziel ist das UNESCO-Naturerbe Fjordland-Nationalpark mit dem berühmten Milford Sound, der auch als das achte Weltwunder bezeichnet wird. Wir haben genug Zeit, den Weg dorthin über die südliche Panoramastraße zu nehmen. Zuerst besuchen wir den Nugget Point an der Südostküste mit einem schönen Leuchtturm und entsprechender Aussicht. Dazu finden sich hier auch Seelöwen zu den sonst vorherrschenden Seehunden. Sie genießen den Strand. Strahlt ihnen die Sonne zu sehr auf den Pelz, werfen sie etwas Sand über ihren Rumpf und entspannen sich wieder. Leider hat sich Kerstin erkältet. Somit reduzieren wir unsere Reisegeschwindigkeit und erlauben uns den Luxus eines beheizten Hotelzimmers mit eigenem Bad.






Am nächsten Tag geht es weiter nach Invercargill. Motorrad-Entzugserscheinungen treten bei Martin immer wieder heftig auf und so ist ein Pflichtbesuch des „Classic Motorcycle Mecca“ unausweichlich. Es handelt sich um das größte Motorradmuseum Neuseelands mit erstaunlichen Exponaten. Das älteste ausgestellte Motorrad ist von 1902 und schaut so gepflegt aus, dass man glauben könnte, es sei fahrtüchtig. Von einem Schweizer Modell bis hin zur Flying Merkel aus dem Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts sind wir genauso begeistert wie von den Anfängen der Beiwagenmaschinen. Dabei finden sich Rikscha-, Badewannen- sowie Kinderwagen-ähnliche Modelle mit Bastkorb.
Kerstin geht es schon etwas besser und wir wollen unser eigentliches Ziel nicht aus den Augen verlieren: den Milford Sound im Fjordland Nationalpark. Die Fjorde sind fast ausschließlich mit dem Boot zu erreichen. Im Gegensatz dazu gibt es nach Milford auch eine Straße. Der Weg dorthin ist allerdings lang und unwegsam, sodass wir uns für den Bus-mit-Schiff-Kombinationsausflug von Te Anau aus entscheiden. Morgens in den Bus einsteigen, vom enthusiastischen Busfahrer über die Gegend aufklären lassen, von dort auf den Ausflugsdampfer und wieder zurück mit dem Bus. Sorgenfrei, bequem und all-inclusive. Werden wir alt?









Zunächst heißt es wieder den Wetterbericht im Auge behalten. Wenn es in Strömen regnet, ist so ein Ausflug nicht gerade der Hit. Außerdem müssen wir Wäsche waschen und frei campen ist auch wieder mal verboten. Daher gönnen wir uns einen Campingplatz mit Strom, um den Heizlüfter in der Nacht einschalten zu können. Te Anau liegt östlich des Alpengebirges, das die gesamte Südinsel von südwest nach nordost durchzieht. Der Milford Sound befindet sich auf der Westseite des Gebirges. Daher fahren wir zunächst mit dem Bus bergauf bis zu einem engen Tunnel, der beide Seiten verbindet. Die Landschaft ändert sich im Minutentakt, wirklich faszinierend. Was ebenso faszinierend wie ungewöhnlich ist, dass es hier eine Papageienart gibt. Die Keas sind nicht so bunt wie ihre tropischen Artgenossen. Sie sind tarngrün mit roter Färbung auf der Unterseite der Flügel. Dazu haben sie eine Vorliebe für Autoteile. Alles Gummiähnliche lieben und demontieren sie auch blitzartig. Außenspiegel, Wischerblätter, Türdichtungen und Antennen fallen ins Beuteschema. An der Tunnelampel warten sie auf ihre Opfer. Die Touristen freuen sich, wenn es sich die Keas zuerst auf der Motorhaube gemütlich machen und die Insassen des Autos mit schräg gehaltenem Kopf neugierig mustern. Die Insassen sind entzückt, suchen nach ihren Handys um die frechen Vögel zu filmen. Die Keas beginnen indes mit der Demontage des Autos. Ein herrliches Schauspiel, besonders wenn es das Nachbarauto betrifft.















Nach dem Tunnel tauchen wir in eine andere Welt ein. Hier beginnt die regenreiche Seite des Gebirges, entsprechend üppig ist die Vegetation. Der Regenwald wächst den Berg hinauf. Je weiter es meerwärts geht, desto üppiger wird die Vegetation. Am Milford Sound angekommen werden wir gleich auf das wartende Schiff gelotst, damit wir den Fjord vom Wasser aus genießen können. Auch aus dieser Perspektive ist die Umgebung wunderschön. Mit dem Schiff werden wir ganz nah an die Naturwunder herangebracht, seien es gelangweilte Seehunde oder beeindruckende Steilwände mit hohen Wasserfällen. Martin entdeckt direkt neben dem Schiff zwei Gelbaugenpinguine im Wasser. Was diesen Fjord besonders dramatisch erscheinen lässt, sind die steil abfallenden Bergwände. Das führt dazu, dass auch nahe an der Felswand die Wassertiefe noch annähernd 300 Meter ist. Wir kriegen wieder einmal Sehnsucht nach unserem Seglerleben. Im Fjord gäbe es sogar Ankerplätze, allerdings ist der Weg hierher in den brüllenden Vierzigern nicht gerade ein Spaziergang und noch dazu saukalt. Wir sind beeindruckt und lassen die Landschaft auf uns wirken. Berauscht und zurück in Te Anau machen wir uns wieder auf den Weg, der uns Richtung Norden zu den zentralen Seen von Otago führt.