Von Otago an die Westküste

Nach dem Milford Sound geht es wieder nordwärts um zur Westküste zu gelangen. Unser Ziel ist der Franz-Josef-Gletscher, welcher nach unserem Ex-Kaiser benannt ist. Vorbei am Wakatipu See lassen wir Queenstown zunächst einmal links liegen und fahren zum aufgestauten Clutha River nach Cromwell. Viele Seen sind Stauseen und produzieren den Großteil der Energie in Neuseeland. Der wird auch dringend benötigt, denn auf der Südinsel ist es kalt und die Häuser sind kaum isoliert. Oft wird mit elektrischen Heizungen geheizt.

Cromwell ist ein netter Ort, hier gibt es wieder ein großes Weinanbaugebiet. So besuchen wir ein Weingut, wo wir gerne länger bleiben würden. Die Weingüter haben aber hier leider alle keine Schanklizenz, sodass nur eine kleine Weinprobe erlaubt ist. Wir genießen die Aussicht vom Te Kano Estate auf Cromwell. Die Sonne scheint, es gibt einen schönen Freecampingplatz am Fluss, wobei uns nicht nur Enten, sondern auch Gänse und kleine Hasen besuchen. Hier gefällt es uns. Cromwell ist als historische Stadt erhalten geblieben und der kleine Ortskern ist in ein nettes Freiluftmuseum umgewandelt worden. Um das Wetter auszunutzen machen wir eine kleine Wanderung im Bannockburn Sluicings Historical Reserve. Hier wurden während der Goldgräberzeit mit Wasserpumpen die Felsen und Hügel abgetragen um Gold zu schürfen. Übrig geblieben ist eine bizarre Landschaft. Es schaut ähnlich aus wie eine Miniaturausgabe von Monument Valley in USA. Den Rundgang schafft man leicht mit einem gemütlichen Spaziergang und Blick auf die Weinberge.

Als nächstes sehen wir uns Queenstown an. Mit einer Gondelbahn fahren wir zum Aussichtspunkt hoch über der Stadt, welcher einen spektakulären Blick auf Queenstown und den Lake Wakatipu offenbart. Der See hat eine Fläche von fast 300 Quadratkilometern und ist bei Wassersportlern sehr beliebt. Dazu gibt es Bungee-Jumping und River-Rafting. Mit 12.000 Einwohnern ist Queenstown der Verwaltungssitz vom Queenstown-Lakes-District und damit die wichtigste Stadt in der Umgebung. Hotels mit Aussichtsterrassen säumen den See, am Seeufer gibt es verschiedene Restaurants und ein 110 Jahre altes Dampfschiff, das noch in Betrieb ist. Da wir beide verkühlt sind, verschieben wir Wasseraktivitäten auf den Rückweg. Denn hier in Queenstown werden wir unseren Camper zurückgeben und nach Auckland zurückfliegen. 

Auf dem Weg Richtung Westküste fahren wir entlang des Makarora Flusses durch Neuseelands größtes Skigebiet, wobei wir die fünf Lifte nicht mit freiem Auge ausmachen können. Allerdings liegt Cardrona auf dem Weg. Dort gibt es eines der ältesten Hotels in Neuseeland und wird daher von jedem Touristen, der diese Strecke fährt, besichtigt. Wir setzen uns zum Aufwärmen in das zugehörige gemütliche Pub zum Kamin mit stilechtem Wildschweinkopf darauf. Auf dem Weg findet sich außerdem ein berühmter Zaun. Laut Erzählung haben dort einige Frauen nach ihrer „Junggesellinnen“-Abschiedsfeier ihre BHs auf einen Zaun gehängt. Nach und nach folgten immer mehr BHs, sodass der Farmer, dem das Land gehört einen eigenen Zaun dafür aufgestellt hat. Mittlerweile erhält er sogar BHs mit der Post. 

Auch in Wanaka gibt es einen schönen See und ein touristisches Zentrum, alles eine Nummer kleiner als in Queenstown. Eine der größten Attraktionen ist ein Baum der in Ufernähe im Wasser steht. Da ihn jeder fotografieren will, gibt es dort einen großen Parkplatz mit öffentlichen WCs. Leider gibt es wie auch in Queenstown an den touristisch interessanten Punkten keinen Gratis-Campingplatz. Somit investieren wir in einen Platz mit Blick auf den Hawea-Fluss. 

Bei der Weiterfahrt nach Nord-West überqueren wir zunächst die Wasserscheide. Dass wir nun im Westen ankommen merkt man rasch. Erst einmal regnet es immer mehr und damit verändert sich die Vegetation schlagartig in Richtung Regenwald. Jetzt kommen wir auch in einen weniger besiedelten Bereich. Ein Schild in „Haast“, der ersten Küstenstadt im Westen, weist darauf hin, dass es innerhalb der nächsten 100 Kilometer keine Tankstelle gibt. Somit füllen wir unseren Schluckspecht noch einmal an, bevor wir in die Wildnis fahren. Mit einem Verbrauch von 13 Litern auf 100 Kilometer tanken wir fast jeden zweiten Tag. Das Benzin kostet hier umgerechnet zirka 1,60 Euro pro Liter.

Unterwegs zeigt uns die mangelnde Internetverbindung, dass wir die Zivilisation verlassen haben. Kurze Regenpausen nutzen wir für Spaziergänge. Die Blue Pools, bei Schönwetter angeblich blau, sind Vertiefungen in einem Gebirgsbach, der am Ende des Spazierwegs in einen Fluss mündet. Der Weg dorthin ist schön. Man geht durch den mit Moos bewachsenen dichten Regenwald auf guten Wegen und Hängebrücken. 

Egal, welchen Platz wir anfahren, überall steht ein Schild mit „No Camping“. Mitten im Nirgendwo findet sich am Paringa Fluss doch ein kleiner Campingplatz, der an ein Café mit Lachszucht grenzt. Damit gibt zum Frühstück nicht nur Kaffee, sondern auch frisch gefangenes Lachs-Sashimi. Nach einer regenreichen Nacht im Camper mit Pfützen am Boden vom leckenden Deckenventilator freut man sich über jede feste Behausung. Leider wird hier wie auch in vielen anderen Lokalen nicht geheizt, sodass wir nicht einmal unsere Jacken ausziehen. Die einkehrenden Fahrradfahrer sehen mitleidserregend aus. Hier kann man nichts trocknen. Im Dauerregen fahren wir weiter Richtung Franz-Josef-Gletscher. Bei Regen und niedrigen Temperaturen ziehen wir heute einmal ein Budget-Zimmer mit Bad vor, und wir warten auf besseres Wetter.

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