Marquesas – Hiva-oa und Tahuata

Atuonas Ankerplatz hat einen sehr schlechten Ruf unter den Seglern. Das Wasser ist grau-braun, trüb und hat einen komischen Geruch. Die Begründung lautet, dass ein Fluss in die Bucht fließt, was wohl nur die halbe Wahrheit ist. Aber wir wollen ja nicht schwimmen gehen, sondern wieder mal verproviantieren und eine Insel mit dem Auto erkunden. Auf der Nordwestküste gibt es ein paar Ankerplätze, die als sehr schön beschrieben sind. Diese können wir im Vorfeld begutachten. 

Der erste Eindruck des Ankerplatzes ist nicht gerade berauschend. Der Wind trägt uns gut her, bringt aber seinen Schwell direkt mit auf den Ankerplatz. Im etwas ruhigeren hinteren Teil sehen wir Bojen, zum Teil haben die Boote einen Heckanker ausgebracht. Dort ist es uns bei bereits einsetzender Dämmerung zu eng und so legen wir uns direkt in die Einfahrt zwischen einem Wellenbrecher und einer felsigen Küste. Hermann liegt hinter uns, auch nicht viel geschützter. 

Wir verbringen eine ziemlich ungemütliche Nacht in der Einfahrt und ankern am nächsten Tag um. In der Bucht gibt es eine große gelbe Tonne, an denen bereits drei Schiffe mit Leine und Anker hängen. Für uns gibt es noch einen Platz zum Ankern und mit Heckleine an der Boje festzumachen. Damit liegen wir fast so sicher wie in Abrahams Schoß und brauchen uns nicht stressen. Als Erstes besuchen wir die Werft. Der Eigentümer Vincent betreibt auch den Marine-Laden auf Nuku Hiva und der Shop ist extrem gut ausgestattet. Wir zwei stehen mit großen Augen im Geschäft wie kleine Kinder in einem Laden voller Süßigkeiten. 

Da wir Martins Geburtstag auf dem Schiff verbracht haben, machen wir uns auf den Weg ins Dorf um essen zu gehen. Bis dorthin ist es eine halbe Stunde zu Fuß, allerdings hält nach kurzer Zeit ein Einheimischer, der uns mitnimmt. Das ist hier völlig normal. Er empfiehlt uns auch gleich ein Restaurant, zeigt uns den Supermarkt und erklärt uns alles, was wir wissen möchten. Am Straßenrand steht ein kleiner Wohnwagen mit Sitzgelegenheiten und Speisekarte. Das Essen ist gut und günstig. Alkohol gibt es hier keinen. In der Mango-Bar nebenan gibt es dafür Bier vom Fass und belgische Waffeln. Nach langer Nutella-Abstinenz schon etwas Besonderes. Da wir nicht wissen, ob wir am nächsten Tag noch da sind, gehen wir in den Supermarkt. Der ist gut sortiert und wir kaufen mehr als wir tragen können. Kein Problem, der Besitzer des Geschäfts fährt uns zurück zum Ankerplatz. Gleichzeitig sorgt er dafür, dass wir einen Leihwagen bekommen und seinen Freund kontaktieren können, der Ziegenfleisch, Fisch, Obst und Gemüse mit uns eintauschen möchte.

Am nächsten Tag setzen wir uns in einen fast neuen geländegängigen Wagen, perfekt für die hiesigen Straßenverhältnisse. Wie auf Nuku Hiva gibt es auch hier nur drei Straßen und eine Sehenswürdigkeit. Die Straßen verlaufen in Serpentinen durch die Insel. Im Nordosten der Insel gibt es einen kleinen Ort Puamau mit einem schönen Ankerplatz und einer archäologischen Ausgrabungsstätte namens Lipona. Es sind ein paar originale Tiki-Statuen ausgestellt, überdacht zum Schutz vor Regen. Dort treffen wir ein französisches Seglerpaar, das wir am Ankerplatz in Fatu Hiva getroffen haben. Wie klein die Welt hier ist.

Wir fahren in eine weitere Bucht. Die Landschaft ist ähnlich wie auf Nuku Hiva, im Norden vielleicht ein wenig karger. Die Bucht ist hübsch, Blumen schmücken den Ort, das Wasser ist klar, kein Boot weit und breit. Zurück in Atuona treffen wir die Amerikaner vom Ankerplatz aus Fatu Hiva wieder und lernen die Besitzer der SY Larabeck kennen, die mit uns eine Zeit lang unbekannter Weise parallel gesegelt sind. Wir freuen uns, dass wir Teil der bunten internationalen Seglergemeinschaft sind und verabschieden uns mit dem Wissen, dass wir viele wieder treffen werden und immer neue Bekanntschaften dazu kommen.

Beeindruckt und mit ausreichend Proviant machen wir uns auf den Weg nach Tahuata in die Hanamoenoa Bucht, eine der Buchten mit hellem Sandstrand und Palmen. Am Weg dorthin probieren wir unsere alte tschechische Armee-Signalpistole aus. Martin schießt seitlich neben das Schiff ins Wasser und bekommt gleich eine Prellung zwischen Zeigefinger und Daumen. Auch bei einer Signalpistole sollte man sich richtig hinstellen und diese richtig fest halten. Sie hat einen irren Rückstoß und donnert los wie eine Schiffskanone. Auf jeden Fall wissen wir jetzt, dass sie perfekt funktioniert.

Unser Unterwasserschiff ist mit Barnacles bewachsen und muss mit Spachtel abgekratzt werden. Dabei erscheint prompt ein Mantarochen und zieht majestätisch unter unserem Schiff hinweg. Dem schönen bepalmten Sandstrand statten wir schnorchelnd einen Besuch ab. Von Hermann verabschieden wir uns für einige Zeit, da er in Nuku Hiva auf Gäste wartet und wir Richtung Ua-Pou und Tuamotus weiter segeln werden. Nach einigen Tagen verlegen wir uns zwei Buchten weiter in das Dorf Vaitahu. Dort begrüßen uns prompt Delfine, die direkt hinter dem Boot spielend vorbeischwimmen. Sonntags ist im Dorf beinahe alles geschlossen und es scheinen alle zuhause vor dem Fernseher zu liegen. Am Montag erwacht es zum Leben. Leider ist Brot zu Mittag ausverkauft. Das nächste gibt es dann übermorgen. Eine Bucht schauen wir uns auf Tahuata noch an, dann geht es nach Ua-Pou.

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