Am Weg nach Sumbawa legen wir einen Stopp in einer Ankerbucht ein und treffen erfreut Paul und Van vom Segelboot Wasa wieder. Letztes Mal haben wir uns in Tanna gesehen. Gemeinsam wird erfolglos speergefischt und erfolgreich ein bis zwei Bier zum „Seemannsgarn Spinnen“ genommen. Auf Lombok sehen wir uns wieder. Sumbawa kennen nicht viele Indonesienreisende, selbst die Bewohner der nördlichen Inseln können Sumbawa oft nicht einordnen. Sumbawa hat aber auch seine Besonderheiten und Schönheiten. Uns zieht es dort hin, da es in der Saleh-Bucht eine große Walhai-Population mit 123 Tieren gibt. Der Grund dafür liegt zum größten Teil an der Fischerei. Die sogenannten Bagans sind Fischerei-Holzschiffe, die aussehen wie riesige Holzspinnen. Diese legen ihre Netze im Quadrat um das Boot aus und leuchten in der Nacht ins Wasser. Dadurch werden Meerestiere angelockt, die so gefangen werden. Als Beifang gibt es winzige Fische, die von den Walhaien verspeist werden. Die sanften Riesen ernähren sich hauptsächlich von Kleinstlebewesen, in dem sie bis zu 6.000 Liter Meerwasser pro Stunde filtern. Normalerweise ist eine große Flotte dieser Bagans in der großen Bucht zu finden, allerdings gibt es rund um Vollmond weniger Fische, damit weniger Fischer und weniger Beifang. Deshalb sind in dieser Zeit weniger bis gar keine Walhaie sichtbar. Um Walhaie für Touristen anzulocken, erhalten einige Fischer Geld dafür, dass sie trotz des zu erwartenden schwachen Fangs zu den Fischgründen fahren, um Krill anzulocken. Unser Guide Syaf ist sehr bemüht und wir können ihn uneingeschränkt empfehlen. Wir entscheiden uns für eine Tour mit dem Auto von Badas an der Nordküste bis zum Fischerdorf im Süden, Start 1.30 Uhr in der Früh. Dort steigen wir in ein kleines traditionelles „Phinisi“, ein traditionelles langes Holzboot, mit dem wir zu einem Bagan gebracht werden. Das Motorengeräusch im Phinisi ist ohrenbetäubend, es raucht und qualmt in der Schiffsmitte aus zwei kleinen Schornsteinen hervor. Nur zwei Boote sind vor Ort mit insgesamt acht Touristen. In der Morgendämmerung um 5.30 Uhr holen die Fischer die Netze des Bagans auf.
Wir dürfen auf das Spinnenboot gehen. Martin schaut den Fang an. Einige Barracudas, Thunfische und Rotbarsche sowie eine Menge kleinerer und haufenweise winzige Fische. Derweil kann Kerstin nicht die Augen vom ersten aufgetauchten Walhai lassen. Drei der friedlichen, wunderschönen Riesen tummeln sich vor dem Fischerboot, öffnen ihr großes Maul und filtern den Krill tausend literweise heraus. Zunächst sehen wir diesem Schauspiel vom Boot aus zu. Als es hell wird, gehen wir ins Wasser. Mit Schnorchel bewaffnet schwimmen wir um die Haie, von denen der größte zirka 11 Meter lang ist. Von der Schwanzflosse sollen wir drei Meter Abstand nehmen, den wir von den Riesen nur zu gerne einhalten. Der größte Walhai in der ganzen Bucht ist 21 Meter lang. Die riesigen Tiere werden bis zu 100 Jahre alt. Meistens sind zwei der heute anwesenden Walhaie am „Futtertrog“ und einer cruist herum. Dieser kommt dann von hinten angeschwommen und kommt so nah vorbei, dass er die Schnorchler beinahe schubst. Menschen stehen definitiv nicht auf ihrem Speiseplan. Begeistert sehen wir dem Schauspiel zu. Vorher wurden wir informiert, dass die Tiere nicht gefüttert werden sondern nur der herausgefischte Krill wieder ins Meer zurückgeführt wird. Unsere Wahrnehmung ist aber, dass die Tiere angefüttert werden. Das sehen wir sehr kritisch, weil die Walhaie dadurch ihr natürliches Verhalten verändern. Bis uns der Guide erzählt, dass die Walhaie früher von den Fischern getötet wurden, wenn sich ein Walhai im Netz verfangen hat, da ansonsten der ganze Fang und eventuell das Netz verloren gegangen wäre. Unser Guide hat ihnen gezeigt, dass man vor den riesigen Tieren keine Angst haben muss und wie man die Haie befreien kann, ohne den gesamten Fang zu verlieren. Darüber hinaus erhalten die Fischer Geld von den Guides, damit eventuelle Einbußen des Fangs finanziell wieder ausgeglichen werden. Da ist das Füttern der Riesen mit Krill noch immer besser, als sie umzubringen.


























Syaf erzählt uns auch davon, dass er Korallenkolonien anlegt. Man gibt an vielen Stellen kleine robuste Korallen auf Metallgitter ins Wasser. Dort können sie anwachsen während die älteren Korallen durch die Klimaerwärmung sterben. Eine Koralle wächst pro Jahr nur zirka zwei Zentimeter. Leider geht das Sterben der Jahrzehnte und Jahrhunderte alten Korallen viel schneller als die neuen wachsen können. Auch ist nicht sicher, ob die neuen überleben. Einen Versuch ist es aber allemal wert. Auch betreibt er Aufklärung in der Bevölkerung zum Naturschutz. Das fehlende Problembewusstsein bezüglich Plastikmüll, Korallen und Meerestieren bei der bildungsschwachen Bevölkerung ist ein großes Problem. Am langen Rückweg haben wir einen Reifenplatzer, der mithilfe des Reservereifens keine lange Verzögerung darstellt.
Kurzvideo: Schwimmen mit Walhaien hautnah
Das einzigartige Spektakel der Bullenrennen auf Sumbawa versäumen wir leider, da wir nicht so lange bleiben können. Dabei wird zwischen zwei Bullen eine Art Holzschlitten gespannt, auf dem der Bauer steht, während das Gespann mit atemberaubender Geschwindigkeit über ein Reisfeld galoppiert und dabei einen Stock treffen muss. Ähnlich wie beim Schirennen laufen die Gespanne einzeln und es wird die Zeit genommen. Der Schnellste, der auch den Stock getroffen hat, gewinnt. Manchmal dauern die Rennen zwei Tage weil so viele Teilnehmer angemeldet sind. Der Preis für den Gewinner ist oftmals im Wert von einem bis zwei Kleinmotorrädern was beim hiesigen durchschnittlichen Tageslohn von 10 Euro einen großen Wert darstellt. Die Bullen werden eigens für die Rennen gehalten und trainiert. Diese Rennen dürfen nicht nur Männer bestreiten, sondern auch Frauen. Ungefährlich ist das Rennen nicht, aber anders als bei den Stierkämpfen überleben sowohl Mensch als auch Tier.
Einer der größten Vulkane, der Tambora, liegt im Norden der Insel Sumbawa und war vor 1815 über 4.300 Meter hoch. 1815 kam es zu einem massiven Ausbruch in Form einer Explosion des Bergs. Je nach Quelle vier bis zehn Mal so stark wie der Ausbruch des Krakatau. Mittlerweile ist der Vulkan nur noch 2.800 Meter hoch und hat damit 1.500 Meter durch die Explosion eingebüßt. Er erreichte auf dem Vulkanexplosivitäts-Index die Stufe sieben von möglichen acht. Das heißt, es gab nicht nur lokale Veränderungen mit mehr als 70.000 Toten, die 90 Prozent der umliegenden Bevölkerung darstellte, sondern auch globale Klimaveränderungen – insbesondere in der nördlichen Hemisphäre. 1816 bezeichnete man in Nordamerika und Europa als das „Jahr ohne Sommer“. Es war ungewöhnlich kalt, im Durchschnitt 2 bis 3 Grad kälter als in den Jahren davor und danach und wurde in Deutschland als „Achtzehnhundert-und-erfroren“ bekannt. Massive Unwetter und Überschwemmungen, Missernten und Hungersnöte, Seuchenausbrüche wie Typhus und die Pest folgten und führten zu einer erhöhten Sterblichkeit. In der Schweiz gab es im Sommer 1816 jeden Monat bis 800 Meter Seehöhe herab Schnee. Indirekte Folgen waren neben den ersten europäischen Landwirtschaftsförderungen und karitativen Einrichtungen, die Bildung der ersten Sparkasse in Württemberg um die Bauern mit Krediten zu unterstützen. Dazu wurde auch die Mineraldüngung erfunden. Jahrelange Veränderungen des Tageslichtes mit vermehrtem Feinstaub führte im europäischen Biedermeier zu besonders farbenprächtigen Sonnenuntergängen.
Wir fragen, bevor wir unseren Müll zur Entsorgung abgeben. Glaubhaft wurde uns versichert, dass in der Stadt am nächsten Tag an Ort und Stelle die Müllabfuhr vorbeikommt. Am nächsten Tag sehen wir dort wo wir den Müll abgeladen haben ein Häufchen Asche. Wir identifizieren die Reste eindeutig als unseren Müll. Anstatt den Müll abzutransportieren und zu entsorgen wird er gleich am Straßenrand verbrannt. In diesem sympathischen schönen Land liegt leider Plastikmüll wohin man sieht. Auch das Meer ist voller Plastikmüll. Man kann nur hoffen, dass auch die Aufklärung über die Verschmutzung rasch vorangeht.