Wir fliegen in die Mitte von Australien – ins „Outback“. Dort gibt es rotfarbigen Sand, ein paar trockene Bäume, Sträucher und einige „Steinhügel“. Der wohl berühmteste ist der Uluru, von den europäischen Einwanderern „Ayer´s Rock“ genannt. Hier mitten im Nirgendwo liegt die Heimat eines Stammes der Ureinwohner. Wir wollen den berühmten Hügel anschauen und zwar zu Sonnenauf- beziehungsweise -untergang. Dies hat zwei Gründe. Zum einen sind die Farben des Felsens bei dieser Sonneneinstrahlung am intensivsten, zum anderen hat es jetzt im Hochsommer tagsüber mehr als 40 Grad Celsius im Schatten. Wir fahren gleich mit unserem Mietauto zur Unterkunft, dem „Lost Camel“. Bei der Übernahme des Autos schärft uns die Dame ein, nur ja nichts im Auto zu lassen. Letzte Woche gab es fünf zertrümmerte Fensterscheiben. Dabei handelt es sich wahrscheinlich um Ureinwohner, die sich einfach nehmen, was sie brauchen und die Gesetze der Einwanderer nicht akzeptieren. Es gibt nur ein Dorf in Reichweite des Felsen. Es handelt sich dabei um „Yulara“, das praktisch nur aus einem Hotelkomplex mit Supermarkt, einer Kamelfarm und einem Campingplatz besteht. Dort beziehen wir gleich unser Zimmer, wobei wir dieses Mal wirklich dankbar für die Klimaanlage sind. Sogar einen kleinen Pool gibt es. Frühstück kaufen wir ein und genießen „Wiener Sauerteigbrot“ im Zimmer. Kaum zu glauben, was man hier alles findet. Uns war gar nicht bewusst, dass es so etwas wie Wiener Sauerteigbrot gibt und dieses hier ist auch nicht mit österreichischem Brot vergleichbar, aber trotzdem genießbar. Ansonsten gibt es nur weißes Brot, das ungetoastet kaum schmeckt.
Rechtzeitig vor dem ersten Sonnenuntergang machen wir uns auf den Weg zum Uluru-Sunset-Aussichtspunkt. Entweder man bucht teure Bustouren in den Nationalpark Uluru Kata Tjuta oder fährt mit dem eigenen Auto direkt zum Aussichtspunkt. Wir stehen in der ersten Reihe und verfolgen das immer schwächer werdende Licht, welches vom Berg rot reflektiert wird. Der ein oder andere hat schon Campingsessel ausgepackt, aufs Autodach gestellt, damit man noch ein bisschen besser sieht. Die Farbe verändert sich langsam von hell-orange nach dunkel rost-rot. Wie alle anderen zücken auch wir unsere Kameras und machen viele Fotos, um ja nicht die schönste Farbe zu versäumen. Dann kommt eine Wolke und „zack“ ist der Hügel vor der offiziellen Sonnenuntergangszeit im Schatten. Ohne Farbe sieht dieser berühmte Berg nicht besonders aus. Auch jetzt kommen noch Autos an. Die sind allerdings zu spät. Bei Sonnenuntergängen gibt es Zugaben erst nach 24 Stunden. Da muss man am nächsten Tag wieder her, vielleicht ein paar Minuten früher. In irgendeiner Beschreibung stand, dass man ein Moskitonetz-Gesichtsschutz haben sollte, um den Sonnenuntergang genießen zu können. Diesen Tipp beherzigen wir und sind froh darüber. Besonders in der Dämmerung kommen Tausende kleiner Fliegen herangeflogen setzen sich einfach auf die Gesichter. Sie stechen oder beißen nicht, sind aber extrem lästig und in Scharen da, sodass man fast nicht mehr fotografieren kann, weil man die ganze Zeit damit beschäftigt ist, die Plagegeister aus dem Gesicht zu wedeln.







Nach Sonnenuntergang hat es nur noch 36 Grad im Schatten. So wagen wir mit ausreichend Wasser bewaffnet noch einen kurzen Spaziergang zu einigen Höhlen direkt am Uluru. Wir sind fast alleine dort. Die lange Zeit in den Tropen hat uns bezüglich Hitze abgehärtet. Wenn der Wind trocken ist, sind 36 Grad für einige Stunden für uns auch kein Problem. Natürlich schauen wir uns auch den Sonnenaufgang an. Dafür stehen wir gerne um halb fünf Uhr in der Früh auf. Damit sind wir die ersten vor Ort und können beobachten, wie die Sonne dann den Horizont erklimmt. Hier ist ein Zuspätkommen nicht so tragisch. Es verändert sich nur die Intensität und der Farbton des Berges, aber immerhin ist das Licht an einem wolkenlosen Tag nicht weg. Im Anschluss machen wir noch einen kleinen Spaziergang zum Mutitjulu Wasserloch, einem heiligen Ort der Aboriginals. Da es in den Tagen zuvor geregnet hat, ist das Wasserloch gefüllt und wir können die Landschaft genießen noch bevor die ersten Busse am Wanderweg ankommen. Ein Besucherzentrum gibt Informationen zu den Sehenswürdigkeiten preis. Aus Respekt vor den Einheimischen verzichten wir wie geboten aufs Fotografieren der heiligen Teile des Bergs.
Die Ureinwohner haben hier ihre Kinder unterrichtet, Wasser und Nahrung gefunden und in den Höhlen gecampt. In Yulara wird ein Informationsprogramm geboten, da man sich tagsüber wegen er Hitze am besten gar nicht vom Dorf wegbewegt. So lernen wir etwas über die Vegetation, die Küche und die Sternenbeobachtung, um uns im Anschluss daran in den Pool zu werfen. Das Wasser hat knapp unter 30 Grad und wir genießen es wieder mal plantschen zu können. Ein koreanisches Mädchen geht ins Wasser und hält sich ganz vorsichtig am Rand fest. Sie erzählt einem Schweizer Paar, dass sie nicht schwimmen kann. Die Schweizer bieten an, ihr das Schwimmen beizubringen. Das Mädchen ist vermutlich im Teenager-Alter, motiviert und lernt schnell. Nach einer halben Stunde und einigen zusätzlichen Tipps von Martin kann sie tatsächlich schon eine Breite des Beckens schwimmen. Für sie gibt es nach dieser Leistung Applaus von den Leuten am Pool. Die Mutter bringt uns mit leuchtenden Augen Wasserflaschen als Dank.
In Australien und Neuseeland bezahlt man alles mit Karte. Sei es die Fahrt mit der U-Bahn um umgerechnet 65 Eurocent oder den Kaffee. In vielen Geschäften steht sogar, dass kein Bargeld angenommen wird. Das ist zum einen bequem und zum anderen verhindert es Diebstahl, Raub, Korruption und die Schattenwirtschaft. Die Steuern sind nicht hoch, dafür ist aber bei elektronischer Zahlung auch weniger Spielraum für Schwarzgeld oder Geldwäsche. Man kann zwar meist mit Bargeld bezahlen aber diese Möglichkeit nimmt kaum jemand in Anspruch. Die Preise sind in etwa wie bei uns. Einzig Bier im Lokal ist außerhalb der Happy Hour mit sieben Euro pro Pint teurer. Anschaffungen sind durch die mit 10 % wesentlich niedrigere Mehrwertsteuer billiger als zuhause. Bei Sozialleistungen und Gesundheitssystem setzt man hier mehr auf Eigenvorsorge als in Europa. Die Ureinwohner bilden eine Ausnahme. Hier drückt man angeblich bei der Versorgung alle Augen zu. Interessant finden wir den verbalen Disclaimer, der hier in öffentlichen Verkehrsmitteln durchgesagt wird. Sinngemäß wird gesagt, dass man die Ureinwohner respektiert und sich dessen bewusst ist, dass das eigentlich deren Land ist. Hilft zwar nichts, aber immerhin.
















Auch hier werden wie zuhause überrall Arbeitskräfte gesucht. Bei vielen Dingen haben die Australier einen erfrischend pragmatischen Zugang. Legt man zum Beispiel die neue australische SIM-Karte in sein Smartpone, bekommt man ein SMS und Anrufe von Personalbüros bezüglich Jobangeboten. Martin hätte an seinem zweiten Tag in Australien LKW-Fahrer, Lagerarbeiter oder sonst was sein können. Es gibt viele Einwanderer aus Südostasien und Indien. Die meisten brauchen vor der Einreise ein Visum. Wenn man dann da ist und einen Job hat, darf man bleiben. Wenn man keinen Job hat, muss man nach Ablauf des Visums wieder ausreisen. Ganz einfach, transparent ohne überflüssige Amtswege. So werden Einwanderer sehr schnell für Australien produktiv und sind damit willkommen und akzeptiert. Hat man kein Einkommen, sind Sozialleistungen gering. Ohne Zusatzverdienst wird man damit kaum durchkommen. Das motiviert hier die Menschen zur Arbeitssuche und es dürfte nur wenige Sozialschmarotzer geben. Einen Einwohnerstatus bekommt man allerdings nicht leicht und ab einem Alter von 45 Jahren so gut wie gar nicht. Nicht umsonst liegen Australien und Neuseeland in der Liste der lebenswertesten Länder vor den meisten europäischen Ländern wie zum Beispiel auch vor Österreich – wenn auch nur knapp.
An unserem letzten Abend sehen wir uns den Sonnenuntergang beim zweiten Felsen in Reichweite von Yulara an. Es handelt sich dabei um den Mount Olga oder Kata Tjuta. Die Farben sind ähnlich prächtig aber es ist diesmal nicht ein Felsblock sondern es sind mehrere Felsen, die sich in der Abendsonne räkeln. Der Anblick ist wieder episch und die Fliegen genauso lästig. Nach so viel Hitze freuen wir uns jetzt auf die kühle Meeresbrise in Sydney, wo wir unseren Campervan abholen werden.