Auckland bis Melbourne

Nach 27 Stunden Reise ans andere Ende der Welt landen wir in Auckland – Neuseeland. Bei der Einreise in Neuseeland gibt es die Möglichkeit online mit dem elektronisch lesbaren Pass einzuchecken und damit direkt durch den Zoll gehen zu können. Kerstin kann mit deutschem Pass selbst einchecken, Martin muss sich als Österreicher in die Schlange stellen. Die Sonne scheint und es ist so warm, dass wir sogar im T-Shirt draußen sitzen können. Eine Woche zuvor hat es hier noch ganz anders ausgeschaut. Durch Starkregen ist es zu schweren Überflutungen gekommen, wobei Häuser weggerissen wurden und Menschen ums Leben kamen. Auch der internationale Flughafen war überflutet. Davon ist fast nichts mehr zu sehen. Nur die Automaten zum Einchecken sind „out of service“.

Wir erkunden die Stadt zu Fuß. Es wird Zeit, dass wir uns wieder bewegen. Viele Mahlzeiten ohne Bewegung haben unsere Hosen schrumpfen lassen. Daher ist Gewichtsreduktion angesagt. Alle, bei denen nicht der Trockner, sondern der Kühlschrank die Wäsche schrumpft, wir sind mit euch. Aber auch unabhängig davon mögen wir es, die Stadt zu Fuß zu erkunden. Als erstes zieht es uns zum maritimen Museum an den Hafen. Meeresluft schnuppern, ein bisschen Fischgeruch und das Klappern von Fallen in den Masten fehlt uns dann doch schon etwas. Im Museum können wir die Geschichte des Segelns in Neuseeland verfolgen – von den ersten Kanus der Maori bis hin zum Ocean Racer vom America´s Cup. Hier ist auch der Originalanker der Bounty von Bligh zu bewundern sowie ein Bleigewicht der Endeavour von Cook. Ehrfürchtig berühren wir die eisernen Zeitzeugen.

Auch besuchen wir das War Memorial Museum, wobei wir keine Fans von Geschichten über Kriegshelden sind. Aber es liegt in einem schönen Park und beinhaltet die Geschichte der Maori. Als erstes fällt uns auf, dass auf dem Dach des Museums neben der neuseeländischen Flagge eine Regenbogenflagge hängt. Heute ist sogar der Eintritt frei. Wir lernen viel über Geschichte und Kultur. Kurioserweise findet im und um das Museum eine indische Hochzeit statt. Fotos werden im Wintergarten geschossen. Der Bräutigam auf den Eingangsstufen des Museums gefeiert. Die Braut scheint einige Jährchen älter zu sein. Als Mitgift steht ein Mac Laren vor der Tür. Die Kleidung ist farbenprächtig und reich verziert, die Stimmung ausgelassen. So kommt zur Maori- und europäischen Kultur des Museums noch ein Live-Einblick in die indische dazu. Mittlerweile sind wir vom Jetlag erholt und freuen uns schon auf unseren Australien-Trip. Alan, unser AirBnB Gastgeber für die Zeit in Auckland ist so nett und bewahrt die Hälfte unseres Gepäcks mit den Sachen auf, die wir erst wieder auf dem Schiff brauchen. Daher können wir Australien mit leichterem Gepäck bereisen.

Die Zeit im Flugzeug vergeht rasch auf dem Weg nach Melbourne. Wo Kerstin in Auckland bei der Einreise noch über die lange Schlange für österreichische Pässe gelächelt hat, lächelt nun Martin. In Australien kann er nämlich elektronisch einchecken und Kerstin steht in der nun wesentlich längeren Schlange. Martin holt in der Zwischenzeit das Gepäck und geht durch die Lebensmittelsicherheitskontrolle. Dort kann es durchaus sein, dass die Koffer geöffnet werden müssen und Hunde unerlaubte Lebensmittel erschnüffeln. Die Australier haben auch strenge Einfuhrbedingungen. Immerhin sind sie ohnehin schon der Kontinent mit den meisten giftigen Tieren, da möchten sie nicht auch noch Erkrankungen durch eingeschleppte Erreger importieren. Wir kennen diese Prozeduren ja schon sehr gut vom Segeln und haben natürlich nichts Verbotenes mit. Der gute Speck und die hervorragenden Marmeladen mussten diesmal leider zuhause bleiben.

Als Martin dann auch schon die Busfahrkarte für das Shuttle in die Stadt gekauft hat, kommt Kerstin endlich aus dem Flughafen heraus. Wir haben Glück. Der Bus fährt fast bis zum Hotel. Jetzt sind wir mitten in der zweitgrößten Stadt Australiens mit mehr als 5 Millionen Einwohnern. Im Innenstadtbereich sind die Straßenbahnen und Busse gratis, dadurch ist auch der Verkehr vergleichsweise ruhig. Wie schon in Auckland machen wir uns zu Fuß auf den Weg. Zwischen den Bauten aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts finden sich jede Menge Wolkenkratzer. Auf den zweithöchsten, den Eureka-Tower mit knapp 300 Metern Höhe, fahren wir auch gleich einmal rauf um einen Überblick zu bekommen. Der Blick ist überwältigend. Es schaut so aus als würde man auf eine Legostadt mit Spielzeugeisenbahn schauen.

Mit der Straßenbahn Nummer 35 kann man gratis rund um die Innenstadt, den Central Business District, fahren – bis hinaus zu den Docklands, einem neuen Wohnbezirk am Yarra-Fluss, der ins Meer mündet und wo auch die Hafenanlagen zu finden sind. Die Straßen sind gefüllt mit Geschäften von Prada bis Luis Vuitton, Geld scheint es doch immer irgendwo zu geben. Die Straßen sind gepflegt und sauber. An der Collins Street gibt es die Block Arcade – inspiriert von der Vittorio Emmanuele II in Mailand. Die alte Flinders-Bahnstation liegt gegenüber vom Ian Potter Centre am Federation Square, einem Gebäudekomplex aus moderner Architektur und Museum. In Carlton Gardens liegt mitten im Park das Royal Exhibition Building – das Wahrzeichen der Weltausstellung von 1880 in Melbourne und mittlerweile UNESCO Weltkulturerbe. Für Europäer ist das Gebäude nichts Besonderes, aber in Australien, wo die ersten Europäer 1788 eintrafen, schon ein wichtiges historisches Gebäude. Direkt gegenüber liegt das Melbourne Museum mit Saurierabteilung und Informationen über die Aboriginals und ihrem Leben. Das Verhältnis zwischen Aboriginals und ihren „Kolonialherrschern“ wird überall als mittlerweile harmonisch beschrieben, allerdings so häufig, dass man das Gefühl hat, dass die gegenseitigen Wertschätzungen mit knirschenden Zähnen ausgesprochen werden. Es ist wenig verwunderlich, dass der Konflikt weiter besteht. Anfang des letzten Jahrhunderts wurden Frauen und Kinder von ihren Familien getrennt, um in europäische Familien zu kommen, damit sich die Aboriginals nicht mehr vermehrten. Das Wahlrecht erhielten sie erst 1962. Die Aboriginals, die wir treffen, sind vielfach „gemischtrassig“ und entwurzelt. Damit verwundert es nicht, dass sie versuchen ihre Wurzeln und Traditionen zu schützen und wieder zu kultivieren.

Melbourne liefert sich mit Wien einen Kampf um die lebenswerteste Stadt der Welt. Letztes Jahr hatte Wien wieder die Nase vorne. So schön Melbourne auch ist, wir freuen uns jetzt schon auf das Naturerlebnis am Ayers Rock – Uluru – im Zentrum Australiens.

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