Sint Maarten, der holländische Teil von St. Martin, zeigt sich nach einem wunderschönen Segeltörn von Guadeloupe aus von seiner schönsten Seite. Auf den Passatwind kann man sich hier wirklich verlassen. Getankt haben wir das letzte Mal auf den Kanaren Anfang November – also vor 4 Monaten – und der Tank ist noch immer halbvoll. So stellt man sich das vor. Wir kommen pünktlich zum Sonnenaufgang in der Simpson Bay an und warten auf die Öffnung der Brücke in die große Lagune. Seit ungefähr zweieinhalb Monaten sind wir das erste Mal wieder in einer Marina. Ichel, unsere Ansprechpartnerin in Sint Maarten, hat im Vorfeld alles für uns geregelt. Das heißt, wir fahren ohne Covid-Test in die Marina, bleiben auf dem Boot bis die Frau Doktor zum Nasenbohren, das heißt Testen kommt und wir binnen 24 Stunden unser wie immer negatives Testresultat erhalten. Diese Zeit nutzen wir intensiv für Wartungsarbeiten. Motoröl, Diesel- und Ölfilter sowie Impeller wechseln steht an. Leider bricht die Entlüftungsschraube für die Dieselleitung am Steuerbordmotor und die abgebrochene Schraube bleibt zur Hälfte im Gewinde stecken. Martin baut die Dieselpumpe aus und geht mit dem Teil zu Fuß auf die französische Seite zum Volvo-Dealer, der das mit dem richtigen Werkzeug sofort behebt. Zeitgleich reinigt und schmiert Kerstin die Winschen und putzt das Schiff von außen, da wir ausreichend Wasser haben. Damit das Schiff schön bleibt, bekommt es auch gleich eine Politur. Nachdem ein Reißverschluss unseres Verdecks auf dem Steuerstand gerissen ist packen wir die Nähmaschine aus. Diesen Tag streichen wir aus dem Kalender wegen Frust. Das Ergebnis ist zwar funktional aber entspricht in keinster Weise auch nur den geringsten ästhetischen Anforderungen. Aller Anfang ist schwer mit dicken Stoffen in mehreren Lagen. Der nächste Tag hingegen bringt uns Glück in Form von unserem bayerischen Freund dessen Mutter Schneiderin ist. Als Surfer hat er sich schon von Kindesbeinen an für die Nähmaschinen seiner Mutter wegen gerissener Segel interessiert. Dementsprechend versiert hilft er uns beim Schneidern der neuen Abdeckung für das Steuerrad samt Instrumenten. Das Ergebnis ist nahezu perfekt. Danke Peter!














Bevor wir allerdings die Insel erkunden können, müssen wir noch einen Ausflug in die USA machen. Da wir kein normales Visum für die USA bekommen können, beantragen wir ein ESTA. Damit darf man allerdings zum ersten Mal nur mit einem öffentlichen Verkehrsmittel, sprich Flugzeug oder Fähre in die USA einreisen. Und um ständiges PCR-Nasenbohren zu horrenden Preisen zu vermeiden haben wir einen Blitzbesuch mit dem Flieger in Miami eingeplant. Ein einziger Test für die Einreise in Sint Maarten, in Miami und wieder Sint Maarten. Montag Test im Land 1: Niederlande, Dienstag geht Martin am Vormittag auf die französische Seite der Insel (Land 2) um die Lüftungsschraube zu reparieren. Am Nachmittag fliegen wir nach Miami (Land 3) und sind erst einmal baff. Von den unzähligen Zetteln, die Martin für die Einreise ausfüllen musste werden nur wenige angeschaut. Dafür bekommen wir ein Flugticket nach Puerto Rico über Miami. Die Dame am Check-in Schalter fragt uns wo wir übernachten und hat uns nicht glauben wollen, dass wir in Miami übernachten. Drei Mitarbeiter später finden wir heraus, dass der Flug von Sint Maarten über Miami nach Puerto Rico billiger ist als würde man nur nach Miami fliegen. Deshalb bieten die Ticketagenturen das mit dem Flug nach Puerto Rico an, den sie den Kunden allerdings verschweigen. Komisch aber wahr. Der Rest ist unkompliziert. Im Flugzeug haben wir beide eine ganze Sitzreihe für uns und können ganz im Sinne des Social Distancing auf beiden Seiten aus dem Fenster sehen.
In Miami geht es einfach weiter. Es gibt praktisch keine Kontrolle, die Tests haben wir ja schon vor Abflug hergezeigt. Hier geht es fast so zu als gäbe es kein Corona. Masken müssen im Inneren von Gebäuden sowie in den öffentlichen Verkehrsmitteln getragen werden. Desinfektionsmittel gibt es zwar, aber nicht alle fünf Meter wie anderswo. Dafür sind die öffentlichen Verkehrsmittel gratis damit sich an den Fahrscheinautomaten keiner anstecken kann. Praktisch überall muss man mit Kreditkarte zahlen, da Bargeld auch ein Überträger für den Virus ist. Weil wir in Miami schon einmal waren, sparen wir uns Miami Beach mit den Reichsten und Schönsten. Eigentlich machen wir diesen Ausflug nur um mit dem Segelboot in die USA einreisen zu können. Das geht nämlich erst ab der zweiten Einreise, weiß der Kuckuck warum das so ist. Vor unserem Hotel reihen sich die Autohändler für die Superreichen aneinander. Ferrari, Lamborghini, schöner und größer gibt es hier zu sehen. Fahren tun die Amerikaner aber lieber lauter und größer. Gemeinsam röhren sie von Ampel zu Ampel, den Sprit hört man fast literweise durch die Motoren blubbern. Die Infrastruktur während wo anders Lockdown herrscht ist der Hammer: Geschäfte rund um die Uhr geöffnet, alle Lokale in Betrieb. Das Ganze hat natürlich seinen Preis, vor allem in der Gastronomie. Eine Pizza ist fast ein Luxusgut ebenso wie ein anständiger Kaffee. Überall gibt es Botox to go und Schönheitskliniken. Das sieht man hier auch an den Damen. Naja, über Geschmack lässt sich trefflich streiten. Wir bleiben lieber in Natura. Da zur Einreise nach Sint Maarten der Covidtest nur 72 Stunden alt sein darf, fliegen wir am nächsten Morgen gleich wieder zurück. Da die Klimaanlagen in den USA immer auf Frost eingestellt sind und an sich nach der U-Bahn-Fahrt wie Kühlgut fühlt, freuen wir uns über die angenehme Wärme in der Karibik. Ganz schöne Hetzerei. Irgendwie ist es völlig anders als bisher. Wir kommen mit dem Fliegen und dem Tempo der Stadt mit einem Jahr Inselleben auf dem Buckel mittlerweile gar nicht mehr mit und sind froh als wir Miami wieder verlassen dürfen.
























Der Aufenthalt in der Lagune von Sint Maarten dauert uns zu lange, dort ist das Meerwasser nicht einladend. Es gibt keine sichtbaren Grenzen zwischen dem holländischen Südteil der Insel und der französischen Nordseite. Man kann sich frei bewegen, allerdings nur von der holländischen Seite einklariert und von dort in den Flieger gestiegen in die USA reisen. Kompletter Irrsinn nachdem ja keiner kontrolliert, von welcher Inselseite man gerade herkommt. Da es auf der Insel nicht wirklich viele gute Ankerplätze gibt und sich starker Wind anmeldet, erkunden wir die Insel mit dem Auto. Um einmal herum zu fahren benötigt man zwischen einer und eineinhalb Stunden. Auf der französischen Seite wird mit Euro gezahlt und französisch gesprochen, auf der holländischen Seite gibt es noch Antillen-Gulden, gezahlt wird jedoch mit US Dollar und gesprochen wird englisch.
Für Segler gibt es hier Einkaufsparadiese: Budget Marine und Island Water World. Es gibt fast nichts was es nicht gibt. Martin bekommt feuchte Augen bei der Ansammlung an potentiellen Ersatzteilen für deren Suche wir in Europa mehrere Länder gebraucht haben. Natürlich wollen wir auch anderes von der Insel sehen. Philipsburg im Süden ist eine sehr schöne Kleinstadt. Leider ist vieles auf der Insel komplett zerstört. Hurrikan Irma hat 2017 große Teile der Insel weggefegt. Überall liegen Schiffswracks in mehr oder weniger großen Teilen herum. Gebäude haben keine Dächer, vieles ist im Argen. Dazu kommt natürlich Corona und damit der Ausfall der vielen Kreuzfahrtschiffgäste. Dadurch sind auf der Hauptstraße fast alle Geschäfte der bekannten Modelabels und Juweliere geschlossen. Die ausfallenden Einkünfte helfen natürlich nicht die Insel wieder aufzubauen. Eine einzigartige Sehenswürdigkeit gibt es im Süden auf dem Maho Beach. Dahinter beginnt gleich die Landebahn des Flughafens womit die Flieger ganz knapp über den Strand fliegen. Isabel und Kerstin hüpfen vor Freude wie kleine Kinder an den Strand, sobald wieder ein größeres Flugzeug daher kommt. Lustig sind auch die vielen Leguane, die zuhauf in der Marina zu finden sind. Die größeren haben eine Gesamtlänge von mehr als einem Meter, schwimmen können sie und sie wollen auch gefüttert werden.
Eigentlich würden wir noch gerne eine Runde tauchen, insbesondere, da es hier auch größere Haie geben soll. Aber unser Zeitplan ist knapp bemessen und das Wetter ist günstig für unsere Weiterreise nach St. Croix auf die amerikanischen Jungferninseln. Somit verlassen wir die Insel bei gutem Wind Richtung Westen.
meeeeegaschön! sehr inspirierend; euch weiterhin eine schöne Reise!