Martinique – zurück in der EU

Während St. Lucia beinahe ausgestorben ist, steppt auf Martinique der Bär. Schon die Einfahrt nach Le Marin verschlägt uns die Sprache. Hier müssen alle Yachten der gesamten Karibik liegen, vermutlich Corona-Flüchtlinge. Von Einschränkungen bleibt man hier derzeit weitgehend verschont. Es schaut aus wie der Parkplatz vor einem großen Einkaufszentrum am letzten Einkaufssamstag vor Weihnachten. Hunderte Yachten liegen in der Bucht. In der Nacht sehen die vielen Ankerlichter aus wie der Sternenhimmel. Dementsprechend schwierig gestaltet sich die Suche nach einem Ankerplatz. Unsere irrige Annahme in der Karibik immer in weißem Sand zu ankern haben wir revidiert und üben uns im Schlammparken. Dauert länger, geht aber auch.

Eine weitere Überraschung gibt es beim Einklarieren! Man macht das einfach selber am Computer und lässt sich auf den Ausdruck einen Stempel geben. Hier gibt es Dinghistege und man bleibt trocken auf dem Weg zum Land. Der Supermarkt hat einen eigenen Steg, wohin man gleich den Einkaufswagen schieben kann. Die Auswahl ist wie im Schlaraffenland. Französischer Käse in verschiedenen Variationen, belgisches Bier, spanische Orangen und vieles mehr.

Auch auf Martinique gibt es Regen mit Wald. Die Boatboys auf St. Lucia nennen den Regen „Liquid Sunshine“ – flüssigen Sonnenschein. In St. Lucia gibt es zum Eindämmen von Corona mittlerweile Alkoholverbot! Dagegen genießen wir das Leben auf Martinique wie Gott in Frankreich, schließlich ist das hier französisches Überseegebiet mit allem was Frankreich zu bieten hat.

Mit Peter und Isabel, die wir zuletzt auf Barbados gesehen haben, lassen wir es uns kulinarisch gut gehen und mieten für zwei Tage ein Auto. Auch die Ostseite der Insel sehen wir uns an. Dorthin kommt man mit dem Boot eher schlecht, da man nicht windgeschützt liegen kann. Vom Leuchtturm der Halbinsel Caravelle bekommt man ein tolles Panorama geboten. Um dort mit dem Auto in die Nähe zu kommen, braucht man entweder einen unerschrockenen Fahrer oder einen Geländewagen. Wir freuen uns über den unerschrockenen Fahrer Peter.

Jetzt möchten wir einen schönen Wasserfall sehen und fahren zu den Didier Wasserfällen. Eigentlich ist der Fußweg dorthin als guter Gehweg beschrieben. Daher beschließen Martin und Peter die Flip Flops anzulassen. Als wir die ersten Wanderer treffen, die den Eingangsbereich des Weges mit matschigen Bergschuhen heraufschnaufen, wechseln die beiden auf festeres Schuhwerk. Als wir losgehen stellen wir gleich einmal fest, dass dies kein einfacher Spaziergang wird. Alles feucht, gehen wir im wahrsten Sinne über Matsch, Stock und Stein, durchqueren auf Wasserrohren einen stockdunklen Tunnel und erreichen nach 1,5 Stunden den ersten Wasserfall. Zwischenzeitlich sind Stimmen laut geworden, sich bei der „Reiseleitung“ (Kerstin) zu beschweren. Das Ziel ist dann allerdings jede Strapaze wert. Die Vegetation sprießt in üppigen Grüntönen. Farne mit fünf Metern Höhe sind keine Seltenheit. Mittlerweile verstehen wir auch, warum wir hier Leute mit Gummistiefeln und Machete antreffen. Einige gehen im Becken des Wasserfalls schwimmen. Wir werden auch so nass genug und beschließen zum Vulkan Pelée zu fahren. Er ist 1902 das letzte Mal ausgebrochen und gehört zum UNESCO Weltnaturerbe. Damals hat der Vulkanausbruch die ganze Stadt St. Pierre samt im Hafen liegender Schiffe innerhalb von Minuten mit einem dichten Asche- und Feuerregen ausgelöscht. Es gab angeblich nur einen Überlebenden in der Ausnüchterungszelle, deren Wände stark genug waren.

St. Pierre, welches auch schon von Kolumbus besucht worden ist, ist aufgrund der 100 Jahre alten Wracks ein lohnendes Tauchgebiet. Damit ist der nächste Ankerplatz fixiert.

Der schönste Strand für uns ist Grande Anse d‘Arlet. Die Leute sind lustig, eine ältere Wirtin tanzt fast durch das Lokal, weil sie so gut drauf ist. Dabei riecht es dort selten nach Cannabis. Interessant ist auch, dass die Stimmung in der Gastronomie sehr breit gestreut ist. Von „Kunde droht mit Auftrag“ bis herzlichem Willkommen ist alles zu finden.

Wir sind im Moment von größeren Reparaturen verschont, allerdings stehen demnächst die jährlichen Wartungsarbeiten an. Daher trifft der Spruch zum Thema Segeln auch bei uns zu: „Segeln ist wie Geldscheine unter der kalten Dusche zu zerreißen“.

Aber wir lassen uns die Laune nicht verderben. Auch wenn wir in Covid-Zeiten nur jeweils die nächsten beiden Wochen planen können, haben wir das Glück, fast ohne Restriktionen im Paradies leben zu können. Unsere Familie und Freunde tun uns sehr leid. Wir hoffen, dass sich dort bald alles wieder normalisiert.


Das Schiff Raisinier wurde beim Vulkanausbruch 1902 zerstört und sank bei St. Pierre

Unsere letzte Station auf Martinique, St. Pierre, ist sehr nett, bekommt aber von uns leider nicht die Aufmerksamkeit, die es verdient. Die Verschärfung der Einreisebestimmungen in Guadeloupe droht. Es ist also Zeit, wieder aufzubrechen.

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