Bangkok 1

Die Starterbatterie ist eingebaut und passt! Öl und Filter sind gewechselt, auch der fällige Kühlwassertausch ist erledigt. Damit haben unsere Motoren schon mal ihre Wellnesstage in Martins Spa bekommen und dürfen wieder schnurren wie junge Kätzchen. Von der Yacht Haven Marina sind wir angetan. Brauchwasser füllen wir gleich einmal in unseren ziemlich leeren Wassertank und putzen das Deck. Trinkwasser gibt es auch aus der Leitung, womit wir unsere leeren Kanister wieder auffüllen. Im rustikalen Thai-Lokal am Wasser „Papa-Mama“ finden sich viele Segler ein, sodass wir uns austauschen können.

Zur Abwechslung fliegen wir für einige Tage nach Bangkok, das schon lange auf unserer Liste steht. Eine Metropole mit viel Geschichte und noch mehr buddhistischen Tempeln. Unser Hotel liegt im Zentrum. Am Abend angekommen fallen wir gleich in das Nachtleben direkt in der Nähe in der Khao San Straße. Die Straße ist gesteckt voll. Am Eingang bietet man uns Skorpione, Spinnen und kleine Schlangen zum Essen an. Auch lädt uns ein junger Thailänder ein, ein Stück seines aufgehängten Krokodils und Marihuana auszuprobieren. Schließlich gibt es nichts was es nicht gibt. Wir lassen die Straße auf uns wirken. Zum Beer-Bucket wird Lachgas angeboten. Nach einem Probeballon, den Martin aus einem Sahnesprüher gefüllt bekommt, stellt er fest, dass man wohl mindestens 10 Ballons braucht, damit es wirkt. Somit bleiben wir beim Bier. Überall schallt uns laute Musik entgegen. An Ständen versuchen die Verkäufer ihre unterschiedlichsten Waren an Mann und Frau zu bringen. Wir wollen es allmählich ruhiger und entdecken auf dem Rückweg das Lokal „After Life“. Eine Oase der Ruhe mit Death Metal aus den Lautsprechern in angenehmer Lautstärke.

Für den nächsten Tag steht erst einmal Kultur an. Der große Palast und der Tempel Wat Pho liegen in Gehdistanz, so lernen wir gleich die Straßen der Altstadt kennen. Wir fühlen uns wie im Zentrum des Buddhismus. Hier werden in fast jedem Geschäft Buddha-Statuen in sämtlichen Größen bis hin zu mehreren Metern Höhe angeboten, flankiert von Nebengöttern, alles goldfarben – versteht sich. Der große Palast besteht aus mehreren Teilen. Er wurde Ende des 18. Jahrhunderts gebaut, nachdem die Birmanen die alte Hauptstadt Ayutthaya zerstört haben. Der ausgewählte Standort befand sich in einem Sumpfgebiet, sodass zunächst ein Entwässerungskanal gebaut wurde: Der heute noch bestehende Klongh Lord, zu deutsch „Strohhalmkanal“. Der Palast ist über 2,6 Quadratkilometer groß und besteht aus mehr als 100 Gebäuden. Er diente als Königspalast der Siam-Dynastie bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts. Der Eingang des Palastes wird vom Wat Phra Kaea Tempel gebildet. Es ist der Königstempel und das spirituelle Zentrum Thailands. Der König selber kommt dreimal im Jahr her. Die größte Attraktion ist ein 66 cm großer Jade-Buddha, der als Smaragd-Buddha bekannt ist. Er wurde im 15. Jahrhundert gefunden, als die sie umhüllende Gipsschicht versehentlich gebrochen war. In einem Krieg an Laos verloren ist er seit 200 Jahren wieder im Besitz Thailands und wird im Tempel von zwei 3 Meter großen goldenen Buddha Statuen flankiert. Auch Nicht-Buddhisten dürfen den Tempel entsprechend verhüllt und ohne Schuhe betreten, was wir mit gebotenem Respekt auch tun. Die Tempelanlage ist imposant. Ein Teil davon ist dem Wat Angkor in Kambodscha nachgebaut. Überall glänzt Gold. Dagegen zeigen sich die sonstigen Gebäude des Königspalasts eher unscheinbar. Hier wird nach wie vor gebaut, praktisch für jeden König. Leider sind viele Gebäude nur von außen zu besichtigen und die Sonne brennt unbarmherzig auf uns nieder. 

Beim Ausgang treffen wir auf eine Anwerberin für eine Bootsfahrt. Das klingt verlockend. So sitzen wir kurze Zeit später zu zweit in einem knatternden Longtail-Boot, das uns in das Kanalsystem Khlong Mon bringt. Dort sieht man, wie einfache Leute auf dem Wasser in Stelzenhäusern wohnen. Auch an einem Markt kommen wir vorbei und einer der größten strahlenden Buddha-Statuen im Wat Paknam Phasi Charoen. Da uns der Fahrer zeigen will, wie schnell sein Longtailboot geht, sind wir entsprechend abgekühlt und können unsere Kulturtour erfrischt fortsetzen. Trotz der vielen gesehenen Tempel und Buddhas besichtigen wir noch den liegenden Buddha im Wat Pho. Der berühmte Buddha ist 46 Meter lang und 15 Meter hoch und liegt in einem eigenen Tempel. Das Gebäude herum ist so eng daran gebaut, dass die Instagrammer es nicht schaffen, sich und den ganzen Buddha aufs Bild zu bekommen. Das funktioniert lediglich mit den Füßen, die 3 mal 4,5 Meter messen und mit Perlmutt verziert sind. 

Genug von Tempeln fragen wir einen Tuk Tuk Fahrer, ob er uns durch die Stadt kutschieren kann. Wir erwischen den langsamsten Tuk Tuk Fahrer in ganz Bangkok und schleichen im Kreis durch den dichten Nachmittagsverkehr. Von der Kultur geht es nun direkt in die Skybar vom Hotel Lebua im State Tower. Dort wurde die Bar-Szene vom Film „Hangover 2“ gedreht. Lange Hosen, Kleider und geschlossene Schuhe sind angesagt. Kerstin kann aufgrund ihrer gebrochenen Zehe leider nur Flip-Flops tragen. Die Eingangshalle des noblen Hotels ist nahezu unbeleuchtet und schaut etwas heruntergekommen aus. Das ändert sich, als wir uns zum Aufzug Richtung Dachterrasse aufmachen. Eine etwas säuerlich dreinschauende Dame gibt uns zu verstehen, dass Kerstin mit Flip-Flops unmöglich auf die Terrasse darf. Hingewiesen auf die gebrochene Zehe geht es nach fünf telefonischen Rückfragen dann doch. Wir werden mit dem Aufzug zur Bar geleitet, die nichts mit der im Film gemeinsam hat. Darauf hingewiesen, werden wir einige Stöcke höher wieder nicht in die richtige Bar gebracht. Das scheint ein Geschäftsmodell zu sein, um alle Bars des Gebäudes zu beschäftigen. Man soll überall schon mal was trinken bis man schließlich in der Hangover-Bar landet. Wir sparen uns das Getränk für die letzte Bar auf. Der saftige Eintrittspreis ist nämlich in den Getränkepreisen einkalkuliert. Endlich landen wir in der Filmbar. Die ist wirklich schön, mit Blick auf die Kuppel des State Towers und die Stadt bei Sonnenuntergang. Die Bar leuchtet dazu in verschiedenen Farben und hat etwas Magisches.

Einmal in der Gegend schauen wir noch an der Soi Cowboy vorbei, einer der berühmten Lasterstraßen der Stadt. Die Straße ist kleiner und kürzer als die Bangla Road in Patong, sodass wir nach 10 Minuten wieder zurück am Anfang sind und uns einen Sitzplatz in der ersten Reihe sichern. Die vorbeiziehenden Männer werden von Frauen und Ladyboys in die Bars gezogen. Meist braucht es nicht viel Überzeugung. Es gibt es eine bunte Mischung aus Weißen und Asiaten. Viele schauen fast verschämt drein und bleiben dann auch von den Akquisitionsversuchen verschont. Nachdem die Mädchen so aussehen als hätten sie freiwillig Spaß, sehen wir uns eine der Bars von innen an. Das Geschäftsmodell dieser Bars funktioniert so: Die Männer werden in die Bars gelockt und sehen mehr oder weniger motivierten Oben-Ohne-Tänzerinnen zu, die man auf einen Drink einladen kann. Der Drink kostet umgerechnet zehn Euro und nachdem das Mädchen sich zum Gönner gesetzt und genippt hat, ist sie meist auch schon wieder verschwunden. Die Mädchen bekommen die Getränkeprovision. Das war’s. Wer nur sein eigenes Getränk zahlt, wird demnach ignoriert. Über weitere Dienstleistungen haben wir keine Informationen eingeholt. Überall gibt es Bars mit Live Musik. Dort gibt es nicht nur richtig gute Musik, sondern auch das Sexgeschäft floriert. Hier sind die Dienstleisterinnen meist alleine unterwegs und versuchen zahlende Gesellschaft für die Nacht zu finden. 

Nachdem wir in jedem Land die lokalen Besonderheiten ausprobieren, wird natürlich auch das hier wachsende Gras getestet, das völlig legal erworben und genossen werden darf. Das Zeug wirkt deutlich besser als das Lachgas. Der Taxi-Fahrer fährt einen Toyota Hybrid und die Rekuperations-Animation am Armaturenbrett unterhält Martin während der gesamten Fahrt besser als das lustigste Kabarett. Morgen lassen wir es ruhiger angehen.

Wir besuchen den Wochenendmarkt, Chatuchak Market. Es handelt sich um ein Labyrinth, wo es alles und nichts zu kaufen gibt. Auf unserer Bangkok-Liste stehen auch die Straßenküchen. Günstig und sehr gut kann man sich quer durch sämtliche Spezialitäten futtern. Staufrei kommt man mit der U-Bahn durch die Stadt. Leider ist das Netz nicht besonders ausgebaut und es gibt keinen gemeinsamen Verkehrsverbund, sodass man Bus, U-Bahn und Skytrain jeweils extra zahlen muss. Immerhin kann man in der U-Bahn kontaktlos mit Kreditkarte beim Rein- und Rausgehen im Vorbeigehen zahlen. Den Abend lassen wir gemütlich ausklingen mit Blick auf den Chao Phraya Fluss.

Mit einer Reisegruppe fahren wir zum Maeklong Railway Market. Wie der Name schon sagt, wird ein Teil der Waren des Marktes auf den Schienen feilgeboten. Eigentlich eher daneben, da auf den Schienen massenhaft Touristen entlang gehen. Wir suchen uns schnell ein Plätzchen in der ersten Reihe, um den Zug bei der Einfahrt zu sehen. Vor der Ankunft des Zugs wird noch einmal zusammengerückt, die Waren in Sicherheit gebracht und die schattenspendenden Markisen zurückgeklappt. Dann kündigt sich der Zug mit einem Hupen an und die Leute jubeln, als würden die Rolling Stones eintreffen. Der eigentliche Star ist der Zugführer. Er fährt im Schneckentempo durch die Massen und klatscht unter lautem Gejohle und Zuglärm mit jedem ab, der ihm die Hand hinhält. Es fehlt nur noch die Autogrammstunde. So langsam, wie er fährt, hat man genug Zeit um ein Selfie vor dem Zug zu bekommen. Eine gelungene Show. 


Kurzvideo: Maeklong Railway Market

Weiter geht es zum Damnoen Saduak Floating Market. Dieses Mal findet der Markt im und um den kleinen Fluss herum statt. Dazu werden wir mit dem Bus zur Einstiegsstelle der Longtails gebracht, unter denen anscheinend ein Wettbewerb stattfindet, wer den schönsten, größten und lautesten Motor hat. Nicht zu beneiden sind die, die beschließen, den Markt mit einem Paddelboot zu erkunden. Die werden nämlich gnadenlos zur Seite gedrängt. Der Beginn des Marktes ist gleich ein Nadelöhr, wo jeder Longtail-Fahrer versucht, sich vorzudrängeln. Danach geht es etwas leichter. Die Marktleute im Wasser verkaufen Speisen, Getränke und Hüte, wobei das Bier wohl am besten geht. Wir schauen uns das Treiben fasziniert an. Nach der Hitze freuen wir uns auf die Heimfahrt im klimatisierten Bus. 

Eine Cabaret-Show in Bangkok ist Pflicht. Die Show im MiRiNN Theater ist gut bewertet, also nichts wie hin. Wir bekommen einen guten Sitzplatz, von dem wir das Geschehen aus „sicherer“ Distanz verfolgen können. In der ersten Reihe sitzt eine chinesische Reisegruppe, die laut kreischt, als die Schüchternsten von ihnen an den Busen der Ladyboys gedrückt werden. Die Herren im Damenanzug auf der Bühne sehen perfekter aus als Frauen und die Darbietungen in den aufwändigen Kostümen vor der riesigen LED-Leinwand, die für die passende Kulisse sorgt, sind gelungen. Im Anschluss an die Show kann man gegen Geld Fotos mit den Darstellerinnen machen, oder sagt man Darstellern?

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