Mit Rückenwind geht es weiter nach Waisai in Raja Ampat, dem berühmten Unterwasserparadies und Naturreservat. Am Ziel der Träume angelangt, heißt es erst einmal die Naturparkgebühren zu bezahlen. Das erledigen wir in der Marina des Hotels Meridian, wo wir als Gastlieger sogar den Pool benützen dürfen. Auch Tauchausflüge sind vom Hotel-eigenen Tauchcenter möglich, wobei es uns bei den Preisen erst einmal die Sprache verschlägt. Nein danke. Mit dem Taxi werden wir zum Hafenmeister gesendet, der uns das Permit für Raja Ampat ausstellen soll. Im Hotel weiß man allerdings nicht, dass der Hafenmeister nur drei Minuten zu Fuß vom Hotel entfernt sein Büro hat. Am Hafen eben. Macht nichts, wir müssen sowieso auch in die Stadt zum Bankomaten und zum Markt.
Der Hafenmeister stellt uns das Permit gratis aus und nun heißt es nur mehr die Erlaubnis zum Tauchen abzuholen, die Freigabe der Quarantäne-Behörde zu bekommen und die Nationalpark-Gebühr für das Schiff zu zahlen. Wir brauchen nicht mehr und nicht weniger als sieben verschiedene Stellen um alles abzuhaken und um draufzukommen, dass die Nationalpark-Gebühr für das Schiff in Waisai nicht kassiert wird. Niemand kennt sich aus, was man braucht und was nicht. Der Taxifahrer fungiert als Übersetzer und weiß inzwischen besser Bescheid als sämtliche Behörden zusammen. In der Marina kann man schon den Fischreichtum dieses Gebietes erahnen. Man sieht an manchen Stellen vor lauter Fischen kein Wasser mehr. Einen Teppich aus Fischen haben wir in freier Wildbahn nur selten gesehen.






























Wegen der wechselnden starken Strömung und der großen Wassertiefe gehen wir an die Boje an der Nordseite der Insel Kri und fragen beim zugehörigen Tauchresort nach den Preisen. Viele Resorts haben europäische Eigentümer und die Preise sind in Euro angeschrieben. Auch die Höhe des Preises ist europäisch mit Aufschlag. Eine Mahlzeit kostet in einem Einheimischen-Restaurant umgerechnet 2,5 Euro und in einem europäischen Resort 30 bis 45 Euro. Ähnlich ist es mit den Tauchgängen. In europäischen Resorts möchte man 60 bis 90 Euro für einen Tauchgang. Da halten wir uns lieber an das Nachbarresort, das von Einheimischen betrieben wird. Neben einem Bruchteil des Preises der Europäer ist Martin noch dazu mit zwei netten Koreanern nur zu dritt mit einem Tauchboot und zwei Tauchguides unterwegs. Es geht sehr familiär zu. Die drei Gäste bestimmen jeden Tag, wo hingefahren wird und wie viele Tauchgänge gemacht werden. Noch dazu wird Martin jeden Tag von Infinity an der Boje abgeholt und zurückgebracht. Bequemer geht es nicht. Die Tauchgänge sind sensationell. Der Fischreichtum ist unerreicht und die Korallengärten sind wirklich toll. Man findet zum Beispiel hier auch die seltenen Teppichhaie, Riesenschildkröten und viele sehr kleine Meeresbewohner wie buntgezeichnete Schnecken und Pygmäenseepferdchen, die gerade einmal so groß sind wie eine Stofffluse. Die Guides finden alles. Der Fischreichtum hat allerdings seinen Preis. Es gibt hier praktisch ausschließlich Strömungstauchgänge und man muss sich mit den Flossen hin und wieder ganz schön plagen oder sich an einem Felsen einhaken um nicht fortgespült zu werden. Die Guides bezeichnen es treffend: „Keine Strömung, keine Fische.“
Nach einer tollen Zeit an der Boje der Insel Kri machen wir uns auf den Weg nach Norden zu unserem Traumziel der „Insel Wayag“. Martin sah vor vielen Jahren ein Youtube-Video eines Seglers und wusste sofort, dass er hier mal herkommen würde. Auf dem Weg dorthin legen wir Zwischenstopps in Buchten von Yanggefo und Pef ein. Diese sind mit Mangroven gesäumt und die Ankerplätze sind mit 25 Metern ziemlich tief und die Buchten steil abfallend. Entweder schnappt man sich eine Boje oder man ankert mit Landleinen zu den Mangroven. Die Geräuschkulisse in den Buchten ist bemerkenswert. Allerlei fremdartiges Vogelgezwitscher und andere unbeschreibliche Dschungellaute, die mit Captain Kirks Phaser-Kanonen verwechselt werden könnten, werden von lautem Platschen der wilden Hatz unter Wasser unterbrochen, die bisweilen mit Sprüngen von allerlei Fischen über der Wasseroberfläche fortgesetzt wird. Ein weiterer Zwischenstopp ist östlich von Wofoh. Die Seekarte zeigen Wofoh als eine einzelne Insel an der falschen Stelle an. Am Satellitenbild sehen wir das Bild, das der Wirklichkeit entspricht, nämlich zwei Inseln mit dem dazugehörigen Saumriff, dem wir beim Ankern weiträumig ausweichen aber zum Schnorcheln äußerst lohnend ist. Wer sich hier alleine auf Seekarten verlässt, landet irgendwann an einem Riff. Deshalb ist es auch schwierig, eine Versicherung zu bekommen, die Indonesien abdeckt. Ein weiteres Thema, bei dem man in Indonesien aufpassen muss, ist der verschmutzte Diesel. Manchmal wird mit Wasser gestreckt oder er ist mit Algen oder Schmutz aus großen Fässern verseucht. Deshalb tut man gut daran, sich mit Kanistern zur Autotankstelle zu bewegen und den Sprit dort – vor eigenen Augen abgefüllt – auf das Schiff zu transportieren. Von sogenannten Mittelsmännern, die das Tanken organisieren, wird stark abgeraten.
























An Wind, Temperatur und der Luftfeuchtigkeit merken wir, dass wir am Äquator sind. Der Wind ist schwach bis nicht vorhanden. Mit 31 Grad im Schatten und 70 Prozent Luftfeuchtigkeit schwitzt man von morgens bis abends. Ohne Luftzug hält man es nicht lange aus. Die Vorteile: morgens um 9.00 Uhr sind die Batterien zu 94 Prozent geladen und die Espressomaschine muss nicht aufgeheizt werden. Wenn die Sonne durch das Fenster scheint, hat diese bereits Betriebstemperatur. Hier machen sich unsere Fensterbeschattungen, Ventilatoren und die Moskitonetze bezahlt. Trotz Sonnencreme mit Lichtschutzfaktor 50 haben wir permanenten Sonnenbrand auf der Nase und auf sonst allem was entblößt wird.
Aber zurück zu den weitaus überwiegenden schönen Seiten Indonesiens. Wir segeln durch die Einfahrt von Wayag. Die einzigartige Schönheit der Landschaft dieses unbewohnten Naturschutzgebietes samt den Farben, die die Natur hier hervorbringt, verschlägt einem schlichtweg die Sprache. Ein besonderes Merkmal der Landschaften in Raja Ampat ist der Karst. Daraus entstehende kleine pilzförmige Inseln säumen große Buchten und man fühlt sich ähnlich wie in der Lau-Gruppe in den Film „Avatar“ hineinversetzt. Traumhaft. Dazwischen sitzen kleine Puderzucker-Sandstrände an türkis im Sonnenlicht schimmernden Wasser. Die Inselchen sind mit allerlei Baumarten samt obligatorischer Palmen bewachsen. Wir ankern vor unserem kleinen Privatstrand und können uns nicht sattsehen. Das ist mit Sicherheit einer der allerschönsten Plätze an denen wir jemals geankert haben. Außer einem Katamaran in der Nachbarbucht und seltenen Ausflugsbooten sind wir hier allein. Mit unseren französischen Nachbarn, die ebenfalls einen Tauchkompressor an Bord haben, machen wir einen Tauchausflug zur Einfahrt. Die Strömung ist stark, sodass es beruhigend ist, mit Kerstin eine Aufpasserin im Dinghi zu haben. Eine wunderschöne bewachsene bunte senkrechte Wand mit allerlei Tieren und riesigen Schildkröten. Beim Schnorcheln entdecken wir auch Weiß- und Schwarzspitzenriffhaie sowie Mantarochen und unzählige bunte Rifffische. Ein weiterer Ausflug bringt uns zur verlassenen Park-Rangerstation. Den dort geplanten Tauchgang müssen wir aufgrund der starken Strömung abbrechen, da wir schon beim Einstieg weg vom Riff ins Blaue gespült werden. Gut, dass wir unser Beiboot an der Leine dabeihaben.




























Beim Rückweg mit dem Beiboot zum Ankerplatz passieren wir ein Flach, das trotz Hochwasser in den Wellentälern flach genug ist, um unseren Propeller zu beschädigen. Also wird erstmal nachhause gepaddelt und der Ersatzpropeller montiert. Der Propeller hat innen eine Sollbruchstelle, die verhindert, dass die Welle beschädigt wird, und wir sind mehr als froh, das Ersatzteil dabei zu haben. Ohne funktionierendes Beiboot ist man in dieser Region am Schiff ziemlich aufgeschmissen. Mit Martins Handy-Display fordert Wayag einen weiteren Tribut. Leider ist es kaum mehr bedienbar, sodass wir froh sind, dass unsere französischen Nachbarn Cecile und Yann uns mit Starlink-Internet aushelfen um einige Daten aus der Cloud zu holen. Die wichtigsten Daten sind ohnehin mehrmals redundant am Schiff vorhanden, sodass uns ein kaputtes Handy nicht aus der Bahn werfen kann. Yann hat wie Martin eine berufliche Raiffeisen-Vergangenheit in der IT. Yann in Wien bei Raiffeisen International und Martin bei Raiffeisen Österreich. Lachend tauschen sie ähnliche Raiffeisen-Erfahrungen aus der Vergangenheit aus. Unglaublich, wie klein die Welt doch ist.
Kurzvideo: Tauchen im Paradies Raja Ampat
Die Karstinselchen sind in Wayag so steil, dass sie kaum begehbar sind. Martin wagt trotzdem eine „Wanderung“, die sich als beinahe senkrechte Kletterpartie herausstellt. Mit Seilbehelfen zieht man sich auf die Spitze des zirka 100 Meter hohen Karsthügels. Oben wird man mit einer atemberaubenden Aussicht belohnt. Die Inseln rundherum sehen wie riesige grüne Drachenzähne aus, die in einem fjordartigen Arrangement aus dem türkisblauen Wasser wachsen.
Ein weiterer Katamaran aus Australien gesellt sich in die Nachbarbucht und wir tauschen uns zum Sundowner am Bilderbuchstrand aus. Bei Sonnenuntergang schlagen uns allerdings die bissigen Sandfliegen in die Flucht und wir kommen die nächsten Abende früher zurück für Strand-Barbecues.
Wayag in Raja Ampat
Indonesien besteht aus rund 12.000 Inseln und es sind von Raja Ampat aus noch 2.500 (!) Seemeilen bis nach Thailand. Das Land hat eine riesige Ausdehnung und ist nach China, Indien und USA das Land mit den viertmeisten Einwohnern auf der Erde. Aus diesem Grund müssen wir uns von unserem Lieblingsankerplatz langsam wieder trennen. Das Zurücksegeln nach Südwesten wird mit teilweise Gegenwind und teilweise keinem Wind etwas mühsam. Das wussten wir schon bevor wir hergekommen sind. Aber es hat sich absolut gelohnt.
Wow, was für ein Highlight
LG aus dem herbstelndem Linz
Wirklich toll hier. Schöne Grüße nach Linz!