Landgang für Infinity samt Crew

Opua ist ein kleiner Ort, der außer Geschäften wenig zu bieten hat, sodass wir uns entscheiden, bei nächster Gelegenheit andere Orte der wunderschönen Bay of Islands zu besuchen. Unser erster Platz ist vor Russel, einem sehr netten Ort mit dem Charme Englands Ende des 19. Jahrhunderts. Es gibt viele freie Bojen und so nehmen wir eine auf. Mit dem Dinghi fahren wir zum Schwimmsteg. Der Tidenunterschied ist ungefähr 2 Meter. Es gibt einen Aussichtspunkt oberhalb des Ortes mit einem Flaggenmast, der schon eine wechselhafte Geschichte hinter sich hat, da die englische Flagge von den Ureinwohnern mehrmals gewaltsam gestrichen wurde. Sprich die englischen Soldaten wurden trotz aufgesetztem Friedensvertrag überrumpelt und der Flaggenmast gefällt. Von hier aus hat man einen fantastischen Blick über die Bay of Islands. Die Gastronomie des kleinen Örtchens ist gut ausgestattet. Auch gibt es ein Museum mit einem riesigen Modell der Endeavour von James Cook. Er kam auf seinen Reisen auch in Neuseeland vorbei. Am folgenden Tag ankern wir vor der Roberton Insel, wo Cook als erstes in Neuseeland gelandet ist. Ein schöner Ankerplatz mit Strand und einem Hügel, den wir natürlich raufgehen zum Runterschauen. Dort wird die Geschichte der Landung von Cook beschrieben. Missverständnisse bei den Willkommensritualen der Maori führte zu Verletzten. Letztendlich kamen Crew und Ureinwohner aber meist gut miteinander aus. Ein schöner Platz zum Ankern ist es allemal und wir genießen mit mittlerweile wärmerer Bekleidung den Sonnenuntergang.

Das Wetter ist unbeständig, sodass es uns Richtung Whangarei zum Auskranen treibt. Am 7.11. um 7.30 Uhr morgens haben wir unseren Krantermin. Bis dahin muss noch einiges erledigt werden. Einen letzten Zwischenstopp legen wir in der Tutukaka Bucht ein. Trotz des Namens riecht es hier nicht nach Kläranlage. Ins 18 Grad kalte Wasser wollen wir trotzdem nicht.

Jetzt ist es soweit. Wir segeln unseren letzten Törn in diesem Jahr nach Whangarei. Die Stadtmarina liegt sehr weit im Land und ist nur durch eine schmale Fahrrinne erreichbar, die auch nicht zu viel Tiefgang erlaubt. Es fängt an zu schütten. Kerstin übernimmt die erste Schicht der zweistündigen Flussfahrt. Die Öljacke sollte vor dem Einwintern ohnehin noch mal mit Süßwasser gespült werden. Ist somit erledigt. Bald hört es auf zu regnen und wir beide stehen an Deck und bereiten die Ankunft in der Town Basin Marina vor. Wir bekommen einen super Liegeplatz direkt am Eingang der Marina. Der Platz ist zwar ziemlich knapp, aber Martin parkt mittlerweile routiniert ein. Man liegt hier preisgünstig direkt im Stadtzentrum.

Whangarei hält eine Überraschung für uns bereit. 200 Meter entfernt von unserem Liegeplatz steht ein großes Hundertwasser Haus mit Museum. Friedensreich Hundertwasser ist in Österreich geboren, hat aber lange Zeit in Neuseeland gelebt. Das macht uns natürlich neugierig und wir besuchen das Museum. Dabei lernen wir viel über den Künstler, dessen architektonische und künstlerische Ideen bahnbrechend waren. Er hat auch in Venedig gewohnt und dort ein Segelschiff gekauft und umgebaut. Die „Regentag“ wurde dann auch nach Neuseeland gesegelt, wobei Hundertwasser nicht immer an Bord war. Regentage hat er sehr gemocht und gemeint, dass an Regentagen die Farben besser zur Geltung kämen als an Sonnentagen. Begraben wurde er in Neuseeland auf seinem Land in der Bay of Islands nur mit einer von ihm entworfenen Neuseelandflagge. Sein Haus ist restauriert worden und ist ebenfalls zu besichtigen.

Natürlich haben wir nicht nur frei, sondern müssen auf unserer Todo-Liste noch so einiges abarbeiten. Wir stöhnen, wenn wir an die bevorstehende Rallye denken. Aber siehe da: An einem halben Tag haben wir einen Großteil der ersten Liste erledigt. Wir wissen, wer sich um unsere Motoren kümmern wird, wer die Polster reinigt und den Sonnenschutz über dem Steuerstand repariert. Nebenbei entrümpeln wir auch schon einen Teil an Bord. Bücher werden der Marina Bücherei zur Verfügung gestellt, defekte oder überflüssige Teile von Bord verbannt. Jetzt kommt unser letzter Weg mit Infinity. Wir ankern vor dem Port of Whangarei Marine Center, wo unsere Infinity ihren Zyklonschlaf halten wird. Wir werden etwas wehmütig, auch weil es dauernd regnet und kalt ist.

Dafür haben wir ja in Kroatien extra zwei Dieselheizungen eingebaut und einen elektrischen Heizlüfter mitgenommen. Beide Dieselheizungen, die in Fidschi das letzte mal positiv getestet wurden versagen ihren Dienst. Kein Problem, morgen sind wir draußen und am Landstrom, da geht die Elektroheizung auch.

Aber ganz so einfach ist es wieder nicht. Wir werden wie geplant aus dem Wasser gehoben, bleiben dann aber in den Gurten hängen. Jetzt steht eigentlich die Hochdruckwäsche an und das Verlegen auf unseren Standplatz. Nach einigem Nachfragen stellt sich heraus, dass es kein Wasser gibt, da seit einem Rohrbruch größere Gebiete in Whangarei ohne Wasser sind. Das ist schlecht. Für den Abend und die Nacht sind stürmische Winde und heftige Regenschauer angesagt. Wir hängen also am Kran und schwingen die halbe Nacht vor uns hin. Nächsten Tag finden wir auch noch Regenwasser in den Bilgen. Allmählich kriegen wir Stress. In zwei Tagen haben wir schon einen Bus nach Auckland gebucht. Dort steht unser ebenfalls gebuchter Campervan bereit.

Im Regen und Wind von mehr als 50 km/h können wir am ersten Tag nur frieren. Infinity hängt noch nicht am Landstrom – also geht der Heizlüfter noch nicht. Wir kramen noch mehr warme Decken hervor. Immerhin können wir uns an Bord waschen, wir haben nämlich noch Wasser im Tank – nicht so die Arbeiter an Land. Die Ruder werden zwecks Inspektion gezogen und lagern nun auf einer Palette unter dem Schiff. Ein Lager kommt neu und wird mit der Drehbank gemacht. Am nächsten Morgen wird Infinity mit dem Hochdruckreiniger gereinigt. Ein großer Teil unseres Rumpfes ist mittlerweile grün. Diese Farbe haben wir als Indikator für den Antifoulingverbrauch als erste von 4 Schichten aufgetragen. Eigentlich haben wir geglaubt, nur alle 2 Jahre Antifouling auftragen zu müssen. Aber allein das Schrubben für Galapagos und Neuseeland hat uns einen Teil unseres Antifoulings gekostet.

Jetzt wird es knapp mit der Zeit. Infinity wird an ihren Platz gebracht. Wir bleiben bei strömendem Regen gleich an Bord. Heute müssen wir unbedingt an unserer Liste arbeiten sobald der Regen aufhört. Das tut er leider gar nicht. Also sitzen wir im Boot und stellen für den nächsten Tag früh den Wecker. Es soll trocken sein und damit muss viel erledigt werden, bevor wir zu Mittag zur Bushaltestelle fahren. Der Elektroheizer geht irgendwann aus. Wir stellen fest, dass die Sicherung gefallen ist und finden auch gleich den Übeltäter. Der Stecker vom Heizlüfter hat sich ins Verlängerungskabel hineingebrannt, sodass wir das Verschmolzene nur mit Mühe wieder trennen können. Das Ding wird sofort entsorgt. Die steuerbordseitige Dieselheizung erbarmt sich wieder und bringt ein wenig Wärme in unser nasskaltes Leben. Wollsocken im Bett sind auch hilfreich. Unsere Pasarella und unseren vierten Anker verschenken wir an die Nachbarn. Infinity bringt laut Kranführer 12,5 Tonnen auf die Waage und muss abspecken. Unglaublicher Weise schaffen wir die notwendigsten Vorbereitungen für das Abreisen. Mit dem Gepäck müssen wir ein wenig improvisieren, da unsere Reisetaschen schon beim letzten Mal kaputt in Österreich geblieben sind. Aber irgendwie schaffen wir es, das wichtigste für 4 Jahreszeiten einzupacken. In Neuseeland wird es langsam frühlingshaft. Zwischendurch gibt es Novemberwetter. In Österreich ist es Winter und auf dem Rückweg werden wir einen heißen Sommer in Australien erleben. Damit haben wir von Wollmützen bis Bikini und Badehose alles eingepackt.

Pünktlich wie die Maurer sind wir zu Mittag mit allen Vorbereitungen fertig und wir werden von einer Marina-Mitarbeiterin nach Whangarei City gebracht, wo unser Bus losfährt. So sitzen wir bald in einem Intercity, der nicht auf Schienen fährt, sondern über die Straße schaukelt. Irgendwie komisch, allerdings ist es auch entlastend, einmal ohne Verantwortung von A nach B zu kommen. Die Landschaft erinnert uns immer wieder an zuhause. Wir treffen eine Menge Europäer, die herkommen, da Neuseeland unvergleichlich ist. Stimmt schon, aber einige sollten vielleicht auch einmal Urlaub in Österreich in Erwägung ziehen. Es gibt zwar kein Meer und keinen Vulkan aber sonst ist alles da.

Wir sind jetzt zwar nicht mit dem Schiff unterwegs, freuen uns aber, wenn wir euch trotzdem auf unserem Abenteuer mit dem Campervan auf dem Laufenden halten dürfen.

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