„Kia ora“ heißt so viel wie „hallo“ in Neuseeland. Acht Tage, 1.179 Seemeilen oder 2.122 Kilometer und ganz wenige Motorstunden sind die Eckdaten unserer Reise nach Neuseeland.
Am 19.10. geht Martin in Port Denarau in Fidschi zum Zoll ausklarieren. Von da an haben wir noch eine Stunde bis zum Verlassen der Marina und damit zum Aufbruch nach Neuseeland. Der Beamte ist unentspannt und verlautbart, dass er uns auf AIS verfolgen wird, ob wir auch wirklich losfahren. Vorschrift ist Vorschrift. Das passt nicht zur eigentlichen Mentalität der Fidschianer, die sehr freundlich und zuvorkommend sind.
Ein bisschen wehmütig sind wir schon weil wir in Vorbereitung auf kühleres Wetter schon einmal die Wollsocken und langen Hosen auspacken müssen. Außerdem ist die Strecke nach Neuseeland nicht gerade ein Wochendausflug. Die Wettervorhersage stimmt wenigstens einigermaßen. Wir erhalten täglich Updates und können entsprechend handeln. Die Wellen werden höher und der Wind nimmt zu, nachts ohne Sicht fühlt man sich wie auf der Achterbahn im Dunkeln. Die Geräuschkulisse mit den an den Rumpf krachenden Wellen erinnert an eine Seeschlacht. Wir sind unserem Boot dankbar, dass es uns die Wassermassen zumindest von unten vom Leibe hält. Draußen wird man diesmal auch bei unserem hohen Freibord ständig nass. Größere Wellen waschen über unser Kajütdach hinweg und es rauscht lautstark. Bei Windgeschwindigkeiten bis 34 Knoten und Wellen bis zu 4 Meter von schräg vorne müssen wir eine Zeit lang abfallen, damit Infinity nicht seitlich von den Wellen abrutscht. Am vierten Tag haben Wind und Welle ihren Höhepunkt, sodass die Küche nur einen Eintopf im Schnellkochtopf hergibt. Aber wir müssen für Neuseeland ohnehin alle frischen Lebensmittel verbrauchen, die darin landen. Die Einfuhrbestimmungen sind sehr streng. Arbeiten an Bord werden durch das ständige Festhalten sehr erschwert. Das sind wir von unserer bisherigen Reise mit dem Katamaran nicht gewöhnt. Trotzdem geht es uns besser als unseren Freunden auf den Einrumpfbooten. Sie berichten von Beulen am Kopf, Seekrankheit und Hüftprellung. Die Achterbahnfahrt macht aber auch bei uns erholsames Schlafen unmöglich und wir sind dauermüde.
Bei den Bedingungen sind wir froh über jede Zeit, die wir nicht draußen verbringen müssen. Salzwasser ist überall. Die Feuchtigkeit steigt, die Temperatur fällt, die Wolldecke muss zur Wache her. Man kann dem Thermometer beim Fallen zuschauen. Selbst innen hat es nur noch 17° C. Trotzdem kommen wir ohne Heizung aus. 60 Grad am scheinbaren Wind geht es flott dahin und wir fahren immer zwischen 6 und 10 Knoten.
Kurzfilm: Der wilde Ritt nach Mittelerde
Natürlich kommen wir nicht darum herum, die üblichen Pflege- und Wartungsarbeiten durchzuführen. Unser Fredl kriegt frisches Fett spendiert, die Leewant muss ein wenig angezogen werden, die Abwasserpumpe in der Dusche funktioniert nur sporadisch. Da der Backbordmotor immer wieder Probleme mit der Salzwasserkühlung hat, starten wir ihn regelmäßig. Leider funktioniert er wieder nicht. Also wieder rein in den Motorraum, dafür müssen wir vor dem Wind etwas abfallen, damit keine Wellen in den Motorraum schlagen. Endlich funktioniert die Kühlung wieder, um am nächsten Tag wieder auszufallen. Wir schieben die Reparatur nun auf den letzten Tag. Die Windstärke wechselt was fallweises Verringern der Segelfläche notwendig macht. Dafür müssen wir kurz gegen den Wind motoren. Da derzeit nur der Steuerbordmotor einwandfrei funktioniert, können wir nur Linkskurven fahren, womit wir immer einen Vollkreis fahren, um reffen zu können.
Bei manchen Dingen kann man sich in den Hintern beißen. Martin überlegt vor dem Ablegen noch, die Gasflasche zu tauschen, entscheidet sich aber dagegen. Prompt geht am ersten Tag das Gas zur Neige und er muss nach vorne in den Ankerkasten klettern, um die Flaschen zu wechseln. Daher genießt er gleich ein Salzwasserbad. Erstaunlicherweise kommen keine weiteren Probleme oder Gebrechen hinzu und wir sind unserer Infinity sehr dankbar, dass sie uns sicher durch Wind und Welle trägt.
Am Tag vor der Ankunft wird das Wetter ruhiger, sodass wir noch die letzten Vorbereitungen für die Ankunft treffen können. Die letzten Nahrungsmittel werden verbraucht. Alle notwendigen Dokumente liegen bereit, der Kühlschrank wird noch einmal geputzt und es wird staubgesaugt. Der Müll ist sauber getrennt. Man sichert uns zu, dass wir noch einklariert werden, wenn wir vor 16.00 Uhr Ortszeit an den Zollsteg in Opua in der Bay auf Islands im Norden Neuseelands ankommen. Wir kommen rechtzeitig aber man vertröstet uns auf morgen. Ist eigentlich halb so schlimm. Wir sind müde und müssen erst verarbeiten, dass wir beinahe den ganzen Pazifik überquert haben. Das feiern wir auch ausgiebig, vielleicht ein bisschen zu viel, wenn man den Zuwachs an Altglas am nächsten Tag betrachtet.







Der Zollbeamte steht um 8.59 Uhr vor unserem Boot. Er gleicht die vorhandenen Informationen ab. Interessanterweise schaut er sich den kroatischen Kaufvertrag des Bootes genau an. Viele verkaufen in Neuseeland ihr Boot, da sie ihr Ziel, den Pazifik, erreicht haben oder einfach keine Lust mehr haben, weiter die Strapazen einer Segelreise auf sich zu nehmen. Dazu sind die Preise, die man hier für sein Boot erzielen kann so hoch, dass so mancher Bootsbesitzer sein gebrauchtes Boot zum europäischen Neupreis verkaufen kann. Der Zoll möchte deshalb genau den Wert des Bootes ermitteln. Der Zöllner lässt uns auch schon die Formulare für den Beamten der Biosicherheit an Bord, damit wir sie vor seiner Ankunft ausfüllen können. Der Beamte für die Biosicherheit stellt sich als vollkommen unkompliziert heraus und fragt nach Bildern vom gereinigten Unterwasserschiff. Er ist hochzufrieden und der Besuch dauert nicht lange. Ein Blick in den Kühlschrank, einen in die Gefriertruhe und einen in den vorbereiteten Korb mit haltbaren Lebensmitteln. Der Stempel saust auf das Formular nieder und der getrennte Müll wird eingesammelt, fertig. Er erklärt uns, dass wir nur noch auf das Drogenhund-Team warten müssen. Der Hund ist wirklich süß, kommt aber nicht zu uns an Bord. Er darf heute auf einer amerikanischen Yacht ergebnislos schnüffeln.
Nachdem wir den Zollsteg verlassen dürfen, gehen wir gleich in die Marina. Das Boot muss dringend entsalzt werden. Mangels verbliebener Nahrungsmittel, setzen wir und zum Frühstück in das nächste und einzige Café, wo wir gratis Internet nutzen können und verbringen Stunden damit, uns und andere auf den neuesten Stand zu bringen und einige Arbeiten digital zu erledigen.
Der Regen übernimmt schon mal einen Teil der Bootswäsche, während wir die Schweizer Nachbarn von der SV Maramalda besuchen. Wir sind zeitgleich mit ihnen weggesegelt und gleichzeitig angekommen. Bisher kennen wir uns nur vom Funken. Rita und Daniel sind seit 5 Jahren unterwegs und verkaufen nun ihr Schiff. Die Passagen werden immer anstrengender und die Enkelkinder werden größer, sodass es sie wieder in die Heimat an den Züricher See zieht.
Wir arbeiten an der Arbeits-Liste für vor und nach dem Auskranen des Bootes Anfang November in Whangarei. Natürlich interessieren wir uns auch für die Sehenswürdigkeiten hier im Norden Neuseelands. Dafür finden wir jetzt erstmal keine Zeit. Die Gegend wird von den Kiwis als “Wiege” Neuseelands bezeichnet, wobei das interessanterweise nichts mit der Besiedelung der Maori zu tun hat, sondern mit der Kolonialisierung durch die Engländer. Die Maori hatten aus ihrer Tradition heraus keinen eigenen Landbesitz. Das machte es den Engländern leicht, sich das Land anzueignen. Wir wollen noch einige Ankerplätze in der malerischen Bay of Islands entdecken und uns dann langsam auf den Weg nach Whangarei machen.
Schön, dass ihr gut angekommen seid. Schöne Frühsommertage bei den Kiwis
Danke vielmals. Bis bald.
Herzliche Gratulation liebe Kerstin und lieber Martin. Wir bewundern euch, euren Mut und euer Können. Unglaublich, und irgendwo dazwischen musstet ihr auch mal schlafen. Respekt, Respekt! Ihr seid die Besten!
Jetzt wünschen wir euch noch eine schöne, interessante Zeit in Neuseeland und freuen uns schon extrem auf ein Wiedersehen.
Dankeschön. Mittlerweile sind wir wieder ausgeschlafen. Wir freuen uns auch schon sehr auf ein Wiedersehen. Bis bald. LG
Hallo,
Mein Mann und ich sind Freunde von der Familie Macher. Dani hat schon während der Reise immer wieder Fotos auf WhatsApp gepostet und er hat uns vor kurzem von der Südseetour erzählt und Fotos gezeigt!!! Er konnte gar nicht aufhören uns begeistert von der ganzen Reise zu erzählen!!!!
Liebe Grüße aus Wien
Manuela und Robert Grimm
Dankeschön. Das freut uns sehr. Es war auch wirklich toll. LG
Bewundernswert ihr seid die Größten. Chapeau! Und viel Spaß 😉 bei den Kiwis 👏👍😘
Danke, aber wir gehören sicher eher zu den kleineren. ☺️