Nach einsamen Stränden und Schnorcheln steht wieder Kultur an. Auf Ovalau, einer kleinen Insel südöstlich der größten Insel Viti Levu befindet sich die „Stadt“ Levuka. Ein UNESCO Weltkulturerbe, die als typische Handelsstadt am Ende des 19. Jahrhunderts im Südpazifik erhalten geblieben ist.
Der Ankerplatz vor Levuka ist aufgrund des Schwells eher unbequem. Mit dem Dinghi geht es hinüber zum Hafenanleger. Davor steht eine Fähre, von der man meint, sie stünde zur Reparatur dort. Weit gefehlt. Vor dem Anleger stehen viele Menschen mit Taschen und Koffern. Tatsächlich fährt das Schiff kurze Zeit später los.
Jetzt stehen wir auf der Hauptstraße, die entlang des Ufers verläuft. Die Straße ist staubig. Lastkraftwagen mit Holzbänken verkehren als Busse. Die Strecke steht der Einfachheit halber gleich auf der Plane. Die Häuser erinnern ein bisschen an eine alte Westernstadt. Jetzt suchen wir den historischen Kern der Stadt. Google klärt uns darüber auf, dass wir unerwarteter Weise bereits mittendrin stehen. Die Menschen sind sehr nett, es gibt frisches Obst an der Straße zu kaufen. Es ist allerdings eine jener wenigen bisher gesehenen Welterbestätten, die uns nicht vor Begeisterung aus den Socken haut.
Der Oktober schreitet voran und damit auch die Vorbereitungen für die Fahrt nach Neuseeland. Zunächst einmal müssen wir in den Westen der größten Insel Viti Levu. Dort liegt die Marina Denarau wo wir ausklarieren werden. Wir entscheiden uns für die etwas längere Tour nördlich von Viti Levu. In den nächsten Tagen soll es im Süden ganz schön blasen und geschützte Ankerplätze sind dort rar. Unser erster Schlag geht bereits bei Sonnenaufgang los. 60 Seemeilen liegen vor uns und sobald man in die elektronische Seekarte hineinzoomt, finden sich unzählige Riffs und Untiefen. Dort möchten wir nicht im Dunkeln unterwegs sein. Deshalb suchen wir für die erste Etappe einen Ankerplatz am nordöstlichen Ende von Viti Levu, was bei Tageslicht zu schaffen ist. Außer uns liegt noch ein zweites Boot vor Volvoli. Die Crew postet gerade in die Fiji-Whatsapp-Gruppe für Segler, dass sie einen schönen Ankerplatz gefunden haben, wo nur ein zweites Boot steht. Das wären dann wir. Es gibt ein kleines Resort mit Tauchcenter. Leider ist Tauchen für nächsten Tag ausgebucht und wir können uns nicht dazu durchringen, unseren Tauchkompressor aus den Tiefen des Ankerkastens zu hieven, unsere Flaschen 2 Stunden lang aufzufüllen und alleine die Tauchplätze mit Mitzi suchen zu fahren.








Das Wetter ist uns hold, sodass wir auch nächsten Tag beinahe die gesamte Strecke segeln können. Damit haben wir gar nicht gerechnet. Für die nächste Etappe nehmen wir wieder eine kleine Bucht in den Mangroven bei Rawarawa als Ankerplatz. Die Nordseite von Viti Levu erinnert uns ein bisschen an die Kornaten in Kroatien, sie ist trocken und braun. Nur die spärlichen Bäume schauen anders aus und die Küste hat einen grünen Abschluss mit Mangroven am Meer.
Allmählich möchten wir in die Nähe unseres Absprungspunktes nach Denarau, damit wir bereit sind sobald sich das Wetterfenster nach Neuseeland öffnet. Bis dahin gibt es noch einiges zu tun. Proviant muss gebunkert werden. Es muss aussortiert werden, was wir nicht in Neuseeland einführen dürfen. Honig ist zum Beispiel wieder verboten wie auch manche Gewürze, Holz und so weiter. Tanken steht das erste Mal seit langer Zeit auch wieder am Programm. Die derzeitigen Wetterprognosen nach Neuseeland verheißen nichts Gutes. Das Wetterrouting prognostiziert einen 11 Tage langen Törn für 1.100 Seemeilen, davon mindestens 4 Tage unter Motor und der Rest mit Gegenwind. Das einzig Gute an dem Fenster ist, dass kein Sturm angesagt wird, der auf dieser Strecke häufig dazugehört. Bei keinem Wind und gegenan zu fahren ist allerdings nicht verlockend für uns und wir einigen uns darauf, zu warten.
Die Marina Port Denarau ist modern, umgeben von Restaurants, Geschäften und Resorts mit Golfplatz. Wir fahren am Feiertag zum 70-jährigen Unabhängigkeitstag Fidschis in die nahegelegene Stadt Nadi. Dort ist fast alles geschlossen. Der Taxifahrer setzt uns direkt vor einem Souvenirgeschäft ab. Wir werden auch gleich auf eine Kava-Zeremonie eingeladen. Danach sollen wir etwas kaufen, was wir natürlich auch machen um den Einheimischen zu helfen. Hier gibt es viele indische Geschäfte. Der hohe Anteil der Inder in Fidschi führte dazu, dass ganze Viertel und auch Tempel indischstämmig sind. So zum Beispiel auch der größte Hindu-Tempel im Südpazifik, der Sri Siva Subramaniya Swami Tempel. Er ist farbenfroh und vermutlich auch aufgrund des Feiertages gut besucht. Inder haben auf Fidschi einen Bevölkerungsanteil von 37,5 %. Sie wurden früher zum Arbeiten auf die Inseln geholt. Dies hat immer wieder zu Konflikten geführt mit immerhin vier Militärputsche innerhalb von 20 Jahren bis 2006. 2013 wurde per Verfassung erlassen, dass alle Fidschianer gleichberechtigt sind, bis dahin hatte die Urbevölkerung politische Privilegien gegenüber den indischen Immigranten. Heute scheint es keine großen Probleme mehr zwischen den verschiedenen Bevölkerungsgruppen zu geben.




















Da die Seglerwelt doch irgendwie klein ist, treffen wir in Denarau Claudia und Peter von der Orione wieder, die ihr Boot für Australien fit machen. Leider haben sie noch immer keinen funktionierenden Autopiloten. Ohne den sind weite Strecken mit kleiner Crew kaum machbar. Brian von der Holdfast, den wir in Papeete kennengelernt haben, ist immer noch solo unterwegs und parkt direkt gegenüber uns in der Marina. Die Crew von der Vijonara wartet auf Ersatzteile. Der Kapitän David freut sich ganz und gar nicht auf den Törn. Er ist schon sechs Mal nach Neuseeland gesegelt, und es war jedes Mal „hard work“ wie er meint.
Die Plätze in der Marina Denarau sind rar, sodass wir uns bald wieder auf den Weg machen müssen. Das stört uns nicht. Wir wollen noch ein bisschen schnorcheln und Martin „möchte“ das Unterwasserschiff von jeglichem Bewuchs befreien, damit wir bei der Einreise in Neuseeland keine Probleme bekommen. Da ist man in Neuseeland genauso streng wie auf Galapagos. Wir machen Fotos vom gereinigten Unterwasserschiff damit wir den Frühjahrsputz beweisen können. Das und unzählige vorab gesendete ausgefüllte Formulare plus Touristenvisum ist Voraussetzung, um überhaupt mit dem Boot in Neuseeland einreisen zu dürfen.
Zum Putzen suchen wir uns ein nettes Plätzchen in sauberem Wasser. An der Nordwestseite von Viti Levu gibt es unendlich viele kleine Inseln, die unter anderem auch als Film-Drehorte verwendet wurden. Einige von uns erinnern sich vielleicht noch an die „Blaue Lagune“ mit Brook Shields. „Cast away“ mit Tom Hanks ist ebenfalls hier gedreht worden. Böse Zungen behaupten, dass Tom Hanks schlechte Augen haben musste, denn vom Cast away Strand aus sieht man so einige Inseln. Wir fahren zur Beachcomber Insel mit kleinem Resort, das auch Yachties gegen eine kleine Gebühr willkommen heißt. Mit Flossen starten wir direkt von Infinity zum Schnorcheln auf das Inselriff. Ein Ausflugsboot mit Schnorchlern zeigt uns die richtige Stelle an, sodass wir direkt darauf zu schwimmen können. Dort gibt es mehrere große Fischschwärme in schönen Canyons aus Korallen. Die Fische sind sehr neugierig und schwimmen direkt auf die Schnorchelmaske zu. Direkt vor der Nase sieht auch ein kleiner Fisch richtig groß aus. Am Rückweg stellen wir fest, dass wir ziemlich weit geschwommen sind. So weit, dass uns ein anderes Boot von sich aus eine Mitfahrgelegenheit anbietet. Nach dem Schwimmen haben wir uns ein Getränk verdient und wir fahren mit dem Dinghi zur kleinen Insel mit weißem Sandstrand und einigen wenigen Touristen. Viele kommen nur als Tagestouristen, werden dann wieder von einem Boot abgeholt. Wir haben Zeit und genießen das Urlaubsfeeling auf der Insel mit einem Schlückchen Wein und lustiger Unterhaltung mit den urlaubenden Kiwis und Aussies.
Am nächsten Tag geht es weiter in die berühmte Musket Cove Marina. Hier haben wir einen preisgünstigen Marinaplatz mit Annehmlichkeiten des dazugehörigen Resorts. Die Island Bar liegt auf einer winzigen Insel genau gegenüber unserem Boot. Die Resorts rundherum sind schön angelegt, Landzungen ragen ins Meer und schützen die Marina. Wir werden lebenslanges Mitglied des hier ansässigen Segelclubs und bekommen dadurch Annehmlichkeiten, die wir als Abwechslung zur Vorbereitung des Schiffs für die Überfahrt schätzen. Wir checken alles vom Masttopp bis zu den Kielen, von den Motoren bis zu den Bugkörben. Diesmal nehmen wir es mit der Vorbereitung besonders genau, gilt doch die Strecke bis nahe an die brüllenden Vierziger als Sturmgarant.
Dann wünschen wir euch , dass ihr gut in Neuseeland ankommt und von allem Unbill der See verschont bleibt. Freuen uns auf den nächsten Tratsch via WhatsApp
LG Karin und Andreas
Vielen Dank. LG
Guten Abend,
Seit 3 Jahren sind wir Eigner einer Hellia 44.
Wir haben das Schiff in der Werft abgeholt, sind nach Deutschland gesegelt und dann gleich ins Mittelmeer.
Mit Begeisterung lesen ich euren Blog, da ihr meinen Traum lebt.
Ich wünsche euch weiterhin gute Fahrt und für die nächste Etappe nach NZ eine sichere Überfahrt
Gruss von der STRUWWELPETER
Andreas und Silvia
Hallo, vielen Dank. Immer eine Handbreit. Lg