Tahiti und Moorea

Da wir sehr hohen Südschwell auf der Fahrt Richtung Gesellschaftsinseln haben, beschließen wir Tetiaroa, die wunderschöne Marlon-Brando-Insel, nicht anzulaufen, da wir dort an der Boje fürchterlich schaukeln würden. 

Also segeln wir durch bis nach Tahiti. Die Wellen spritzen über die Riffe, Wind, Welle und Strömung haben Spaß. Die letzten 20 Seemeilen haben wir vier Squalls und ständige Wechsel von 10 bis 30 Knoten Wind. Die Ankerplätze schauen von der Weite schon voll aus, die Chance auf einen Platz in der Marina ist gleich null und reservieren kann man nicht. Bei den hohen Wellen fragen wir bei der Marina Taina nach, ob man überhaupt durch den Pass in die Lagune kommt. Diese antworten ganz lapidar, dass wir heute ausgezeichnete Bedingungen haben. Und tatsächlich, der Pass ist vollkommen unkompliziert. Einen Ankerplatz finden wir gerade noch, die Swiss Lady liegt nicht weit von uns entfernt und wir freuen uns schon wieder auf einen gemütlichen Plausch.

In der Marina geben wir unser Großsegel zur Reparatur ab, welches schon wieder an den Gurten am Schothorn Risse bekommt. Es gibt auch einen kleinen, aber fein sortierten Marine-Shop, wo wir einen neuen Hahnepot für unseren Anker anfertigen lassen. Die Gelegenheit zur Covid-Auffrischungsimpfung nutzen wir ebenfalls. In Papeete kann sich jeder mit Pfizer impfen lassen. Damit haben wir nun je eine Impfung mit Jansen, mit Moderna und mit Pfizer. Wenn wir jetzt nicht immun sind…

Wie erwartet ist Papeete gegenüber der Ruhe und fehlenden Infrastruktur auf den Tuamotus das genaue Gegenteil: ein Quell übersprudelnden Lebens. Neben Einkaufsmöglichkeiten wie im Schlaraffenland gibt es sogar geöffnete Lokale! Wir genießen die Abwechslung, bekommen einen Liegeplatz in der Stadt-Marina und sind damit mitten im Geschehen. Bei unserer Ankunft wird direkt vor unserem Liegeplatz der Nationalfeiertag gefeiert. Dazu werden verschiedene traditionelle Tänze gezeigt, deren Choreographie wirklich beeindruckend ist. Die Tänze sind ein Vorgeschmack auf das Heiva-Festival, welches jedes Jahr im Juli stattfindet. Es treten verschiedene Tanzgruppen und Chöre zu einem Wettbewerb an, für den die Laien-Künstler lange Zeit trainieren. 

Mit einem Mietauto erkunden wir die Insel Tahiti Nui mit Papeete und die kleinere Insel Tahiti Iti, die direkt im Süden anschließt. Die Landschaft ist sehr schön. Es gibt Wasserfälle, Grotten und schöne Surfer-Wellen, die am Außenriff brechen. Leider verstecken sich die über 2.000 Meter hohen Berggipfel hartnäckig in den Wolken. Auf einer abenteuerlichen einspurigen Straße quälen wir uns zur Aussicht Belvedere, die einen atemberaubenden Blick über die Bucht bietet, wo einst Kapitän Cook schon ankerte. Interessanterweise wurde das Kanurennen durch ein USA-Fest ersetzt, wo es Harleys und US-Cars zu sehen gibt. Unser Leihwagen wurde zugeparkt, sodass wir mit vereinten Kräften eine halbe Stunde kurbeln, um ohne Schramme wieder aus unserer Parklücke zu kommen.

Papeete selber hat nicht gerade ein charmantes Stadtbild, auch wenn man Bemühungen sieht, Plätze und Häuser herzurichten. Das Perlenmuseum zeigt aber aufschlussreich die Geschichte der einzigartigen polynesischen dunkelgrauen Schmuckperlen. Der Markt ist quirlig und die Innenstadt ist voll. Den lauten Straßenverkehr sind wir nicht mehr gewohnt und eine Ampel haben wir auch schon seit einem halben Jahr nicht mehr zu Gesicht bekommen. Die letzte Marina war in Panama und das ist ebenfalls ein halbes Jahr her. Wir nutzen Strom und Wasser in der Marina und checken und putzen noch einmal alles durch. Unsere Vorfreude steigt, da Martins Schwester mit Familie anreist. Infinity soll sich dabei von ihrer besten Seite zeigen.

Nach 26 Stunden Reise kommen Daniela, Christoph und die Kinder Hannah und Elias erschöpft und überdreht mitten in der Nacht an. Die Wiedersehensfreude ist groß. Für den nächsten Abend haben wir Karten für das Heiva-Festival besorgt. Unsere Gäste haben während der Vorstellung etwas mit Müdigkeit zu kämpfen, die Tanzdarbietungen sind allerdings unglaublich. Die erste Gruppe punktet mit mitreißender Freude und Ausstrahlung. Wie diese Gruppe besteht auch das nächste Ensemble aus über 100 Darstellern mit Tänzern, Trommlern und Sängern. Diese Gruppe hat schon mehrfach das Heiva-Festival gewonnen. Entsprechend füllt sich der Zuschauerraum. Eine komplizierte, perfekt ausgeführte Choreografie wird vorgeführt. Bei der insgesamt vierstündigen Vorführung gibt es auch zwei interessante Gesangsdarbietungen. Die Chöre singen polynesisch mit Begeisterung und kommen beim heimischen Publikum sehr gut an. Beide Chöre sind mehrfach ausgezeichnet.

Zum Eingewöhnen auf das Leben an Bord ist die Marina ein guter Einstieg, aber wir wollen auch die Gesellschaftsinseln erkunden und so machen wir uns bald bei gutem Wind zur Nachbarinsel Moorea auf. Auf der Überfahrt begegnen uns in einiger Entfernung gleich Wale. Was für ein toller Einstieg für unsere Gäste, die in der Marina auch schon eine Schildkröte am Schiff vorbei schwimmen gesehen haben.

Moorea zeigt ein ganz anderes Gesicht als die Stadt Papeete. Wir ankern am Beginn der Opunohu Bucht, direkt beim Tarfu Pass. Jetzt können wir endlich schwimmen, schnorcheln und die Natur genießen. Martin macht mit Elias und Hannah einen Schnuppertauchgang in drei Meter Tiefe. Die beiden sind Naturtalente und es macht Spaß, ihre Freude zu teilen. Für den nächsten Tag steht reiten auf dem Programm. Die gutmütigen Pferde tragen uns die Hügel hinauf. Auf einer Anhöhe gibt es einen Fototermin. Es steigen alle ab. Mit uns ist noch eine Familie aus Paris unterwegs, allesamt sind wir keine geübten Reiter. Plötzlich ertönt ein lautes, kreischendes Motorengeräusch. Die sonst so entspannten Tiere scheuen und machen sich im Galopp ohne uns auf den Heimweg. Das sei anscheinend das erste Mal, dass so etwas passiert ist. Den zweiten Teil des Weges genießen wir zu Fuß bis wir mit dem Auto abgeholt werden. Wir sind froh, während des wilden Galopps nicht auf den Pferden gesessen zu sein.

Durchs Reiten hungrig geworden, essen wir bei einem Roulotte, einem Straßenverkaufswagen. Es gibt internationale Küche: Kebab, Burger und Quesadillas. Dazu setzen wir uns an den Strand, welchen wir für das Grillen am nächsten Abend ausgesucht haben. Auf einem Grill schmeckt ein Steak einfach besser als aus der Pfanne. 

Wie jeden Abend fallen wir total müde ins Bett. Unsere Gäste sind gewohnt, dass die Sonne um 21 Uhr untergeht und es danach nicht gleich dunkel wird. Hier geht die Sonne um 18 Uhr unter und eine halbe Stunde später ist es zappenduster. Anfangs schaffen wir es so gerade bis 19 Uhr aufzubleiben. Mittlerweile halten wir fast bis 21 Uhr durch. Die Kinder schlafen oft gleich auf den Polstern an Deck ein und die Erwachsenen gehen ebenfalls meist gleich müde schlafen. Macht nichts, da kann der Tag wieder früh los gehen.

Da Wind und Wetter unseren Weg bestimmen, brechen wir mit einem von den Kindern heiß ersehnten Nachttörn auf zur nächsten Insel Huahine. Wie erwartet lichten sich die Reihen rasch und alle schlummern selig bis auf die Wache.

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