Marquesas – Nuku Hiva

Die Marquesas Inseln gehören zu Französisch Polynesien und damit auch zur EU. Das stellen wir gleich beim ersten Landgang fest. Zum Einklarieren geht man zur Gendarmerie und gut ist es. Die Straßen sind gepflegt, Gärten angelegt und die Leute sind freundlich. Es gibt zwei Supermärkte mit guten, französischen, wenn auch maßlos teuren Waren. 

Taiohae ist der Hauptort der Marquesas und derzeit der einzige Ort wo man auf den Marquesas einklarieren kann. Daher sammeln sich hier auch fast alle Yachten, die aus Panama und Galapagos kommen. Somit begrüßen uns gleich die Teatime, die Eden und die Swiss Lady. Hermann mit seiner 2fast4you kommt knapp hinter uns an. Es macht Spaß, wieder mit alten Bekannten zu plaudern, sich über die Überfahrt auszutauschen. 

Martin hat schon im Vorfeld mit einigen über unser Problem mit dem Vorstag konferiert. Domi von der Teatime hätte das richtige Ersatzteil, findet es aber nicht. Tobias hat einen ähnlichen Toggle, das aber nicht ganz passt und erst bearbeitet werden muss. Aber immerhin ein Anfang. Im für uns paradiesischen, wenn auch sehr kleinen Marine-Shop finden wir für unser französisches Schiff Ersatzteile, die wir in den USA und Panama nie bekommen hätten. Endlich gibt es wieder die passenden Maße. Cecile vom Shop bemüht sich darum, einen Ersatz für den Toggle zu kriegen und wird auf Tahiti fündig. Dies wird genau wie ein paar winzige O-Ringe für die Volvo-Motoren per Luftfracht geliefert.

Genau darunter leidet unsere Aufmerksamkeit für die Insel etwas. Für uns ist es gleich einmal wieder ein Arbeitsplatz, sodass wir die Schönheit der Insel zunächst gar nicht richtig wahrnehmen. Dass wir in Französisch-Polynesien und damit in der Südsee angekommen sind, will noch gar nicht in unsere Köpfe rein. Daher machen wir uns an unserem ersten freien Tag auf dem Landweg auf, die Insel zu erkunden. Mit Floor von der Eden und Claude und Theres von der Swiss Lady mieten wir ein Auto, das wie fast alle hier ein 4×4 Pickup ist. Auf der Insel gibt es drei Straßen, von denen wir eine nicht befahren sollen, da sie in einem extrem schlechten Zustand ist. Die Insel ist zwar nach Tahiti die zweitgrößte Insel in sFranzösisch-Polynesien, aber immer noch klein genug, um sie an einem Tag zu „erfahren“. Die Insel hat viele landschaftliche Gesichter. Wir fahren in den Norden, wo es einen Canyon gibt, Kiefernwälder, Regen- und Nebelwälder, steile grüne Hänge. Das ganze gepaart mit Vulkangestein und Aussicht aufs Meer in den in den Höhenlagen zeigt dann ein viel schöneres Bild als arbeitend vom Boot aus. Besondere Freiheiten haben hier die Haustiere. Kühe, Schweine, Pferde und vor allem Hühner haben überall Vorrang. Sie stehen oft am Straßenrand und laufen frei herum, auch auf den Straßen. Dazu kommt noch ein schönes Konzert der Vögel und die tierische Idylle ist komplett. 

Nuku Hiva wurde früher von mehreren Stämmen bewohnt, die sich gegenseitig bekämpften und einander aßen. Herman Melvilles Buch Taipi spielt auf Nuku Hiva im 18. Jahrhundert. Sehr lesenswert. Einige wenige Kultstätten sind noch als Ruinen zu besichtigen. Mit der Zeit wurden aus den Menschen Christen, die für ihre Kirchengesänge bekannt sind. Alkohol wird kaum getrunken, was allerdings weniger mit Askese zu tun hat als mit der schlechten Verträglichkeit von Alkohol bei den Polynesiern. Daher ist hier der Alkohol auch besonders teuer. Eine kleine Bierdose im Geschäft kostet 3 Dollar. Ausländer dürfen unbegrenzte Menge an Alkohol mitbringen, aber man darf ihn den Einheimischen nicht verkaufen. Die Anzahl der mitgebrachten Flaschen muss beim Zoll angegeben und kann jederzeit kontrolliert werden. 

In den letzten 30 bis 40 Jahren haben die Polynesier dann neben dem europäischen Einfluss wieder begonnen ihre eigenen Traditionen zu leben. Statuen wurden errichtet, die Frauen tragen zum Teil traditionelle Kleider und Blumenkränze auf dem Kopf. Fast alle Polynesier sind tätowiert wie in alten Zeiten. Die Motive sind großflächige kunstvolle einfarbige Muster. 

Überall geht es gemächlich zu. Der Obst- und Gemüsemarkt befindet sich gleich an einem Restaurant. Die Marktfrauen sitzen bei einem Getränk, während man selber die Früchte aussucht. Neben Mangos, Maracujas, Bananen und einige uns unbekannte tropische Früchte gibt es hier Pampelmusen, die nicht wirklich viel mit unseren Grapefruits gemeinsam haben. Sie sind deutlich größer, nicht so bitter und haben eher einen leicht zitronigen Geschmack. Zum Frühstück besonders erfrischend. Ach ja, frühstücken kann man hier frische Baguettes, geradezu ein Traum. Fruchtsäfte sind frisch, gut und nicht teuer. Damit gibt es leckere Alternativen zum Bier. Poisson Cru ist gewürfelter roher Thunfisch mariniert mit Zitronensaft, wird mit Pfeffer und Salz gewürzt und in Kokosmilch serviert. Schmeckt sehr gut. Damit haben auch wir wieder ein neues Rezept für die Zubereitung von frischem Thunfisch.

Von einem auf den anderen Tag ist plötzlich alles anders. In der Früh kommt ein Kreuzfahrtschiff unter holländischer Flagge mit knapp 300 Meter Länge in die Bucht und spuckt einen Haufen amerikanischer Touristen aus. Die sind sehr freundlich und erhöhen das Durchschnittsalter der Inselbevölkerung um zirka 20 Jahre. Blass und mit Gehilfen kommen sie an Land, werden von halbwegs motivierten Tänzerinnen und Musikern begrüßt, Blumenkränze gibt es keine. Überall sprießen Stände mit Souvenirs aus dem Boden. Jeder möchte seine Handarbeiten verkaufen. Kleine Touristengruppen werden durch das Dorf geführt, ein paar machen eine privat geführte Inselrundfahrt mit Pickups. Das Restaurant Wifi-Passwort des heutigen Tages lautet „Welcome“, ist frei nutzbar, allerdings vollkommen überlastet. Im Restaurant gibt es Volksmusik mit Trommeln, Gitarren, Ukulelen und Gesang. Es breitet sich eine fröhliche Atmosphäre aus. 

Allmählich möchten wir weiterziehen. Allerdings kommt uns die Warterei auf die Ersatzteile in die Quere. Ein Franzose verspricht, dass er das Ersatzteil von Tobias bearbeitet, damit es bei uns passt. Von einem Tag auf den anderen werden wir eine Woche lang vertröstet. Bevor er das Ersatzteil von Tobias so weit hat, dass wir es einbauen können, ist das „Original“ aus Tahiti eingetroffen. Es ist allerdings ebenfalls etwas zu kurz. Damit müssen wir das Vorstag verlängern, um die gleiche Gesamtlänge zu bekommen und das gesamte Rigg wieder ins Gleichgewicht zu bekommen. Wir warten nun nicht mehr und bauen es selber ein. Hermann hilft uns dabei und innerhalb eines Tages sind wir wieder segelbereit. Ein gutes Gefühl. Unser gebrauchtes Ersatzteil bekommen wir nächsten Morgen ebenfalls einbaufertig und unser Franzose will partout kein Geld dafür nehmen. Dankeschön und au revoir. 

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