Auf den Bahamas gibt uns ein Fischer den Tipp, wir sollen beim Schleppangeln das Gewicht beim Köder entfernen. Sofort beißen 2 Fische. Einer geht leider vom Haken und der zweite ist ein stattlicher Barrakuda, den wir wegen Ciguatera selber vom Haken entfernen und davonschwimmen lassen. Nach einer blitzschnellen Überfahrt, bei der uns der Golfstrom mit bis zu 4 Knoten zusätzlich zum Südwind anschiebt, landen wir in Florida. Genau genommen in Port Canaveral beim gleichnamigen Cape. Wir passieren den Hafen und fahren durch die dreiteilige Hebebrücke, die prompt auf unseren Funkspruch reagiert. Direkt dahinter gibt es eine Premiere: unsere erste Schleuse mit Infinity. Es geht runter auf das Niveau des Banana River. Wir sind das einzige Boot in der Schleuse, machen an der Nordseite fest und halten die beiden Leinenenden ohne sie am Boot zu fixieren, wie es bei Schleusen üblich ist. Wir merken rasch, dass dies bei einem halben Meter Höhenunterschied obsolet ist und alles klappt hervorragend. Direkt hinter der Schleuse gibt es eine Bucht wo wir ankern. Hier gibt es Delfine, Seekühe, die sich übrigens auch schleusen lassen sowie riesige Pelikane, die das ganze Treiben von den Pollern aus neugierig beäugen. Das Wasser im Banana River ist trüb und es soll Alligatoren geben, was uns vom Schwimmen Abstand nehmen lässt.
Rasch ein Pilotbook für die amerikanischen Ostküsten-Gewässer gekauft und zur Customs und Border Police mit Uber gefahren um einzuklarieren. Zwischen dem Fahrer und uns stimmt die Chemie sofort. Er hilft uns sogar beim Einklarieren und beim Kauf von Sim-Karten und es entwickelt sich rasch eine Freundschaft mit Raul. Wir sehen uns in den folgenden Tagen öfter. Von den Offiziellen werden wir sehr freundlich behandelt – wahrscheinlich nicht zuletzt deswegen, weil sie durch ein Missverständnis annehmen, Martin sei Richter. Stilecht klariert Martin mit Hose in Lederhosenoptik ein. Es kommen fünf verschiedene Personen um uns die Wartezeit zu verkürzen und sich zu entschuldigen, dass es nicht schneller geht. Wir sitzen auf Nadeln, denn heute ist im nahegelegenen Kennedy Space Center ein Raketenstart geplant. Raul bringt uns nach dem Einklarieren direkt dorthin. Die Aufbereitung der Geschichte der amerikanischen Raumfahrt ist toll gestaltet und wir besichtigen das Spaceshuttle Atlantis sowie die Kontrollräume und viele andere Artefakte der Mondlandung. Beim heutigen Start der Rakete, die 60 Internet-Satelliten in die Umlaufbahn bringt, zählen alle Besucher gemeinsam den Countdown herunter. Der Start verläuft erfolgreich und der Sound der startenden Rakete ist unglaublich – am ehesten vergleichbar mit schnell loderndem und prasselndem Feuerholz, nur dass man das „Raketen-Feuer“ angeblich über 100 km weit bis Orlando lodern hört. Einige Tage später, startet wieder eine Rakete – dieses Mal in der Nacht. Wir beobachten es vom Ankerplatz aus. Dieses Mal ist es noch eindrucksvoller, da in der Nacht außer der Rakete kaum Licht und Lärm vorhanden ist.
































Orlando mit seinen Themenparks besuchen wir auch, allerdings hätte man sich wegen der Covid-Beschränkungen vorher online anmelden müssen und alle Tickets sind bereits vergeben. Macht nichts, wir waren ja schon einmal hier und wir sehen uns Disney Springs an, wo noch Kapazitäten vorhanden sind. Ein Themen-Einkaufspark mit Erlebnisgastronomie. Der Eintritt ist hier gratis und in der dramaturgischen Präsentation von allem was man angeblich brauchen soll, sind die Amis spitze. Was es in Einkaufszentren zu kaufen gibt, brauchen wir allerdings nicht und so lassen wir uns von der großartigen Präsentation samt passender Architektur beeindrucken und fahren zufrieden wieder ohne etwas gekauft zu haben.
Ein Amerikaner hat uns auf den Bahamas erzählt, dass in den USA „alles geimpft wird, was ein Mensch ist“. Und wirklich: online angemeldet, zwei Tage später zur Apotheke zum Impftermin und es wird unbürokratisch ohne Wartezeit und gratis der „Shot“, wie es die Amerikaner nennen, verabreicht. Nachdem man für Janssen nur einen Shot benötigt, sind wir nun Covid geimpft und wir freuen uns schon, dass wir hoffentlich unsere Verwandten und Freunde zuhause bald unkompliziert auf unserem Heimatbesuch treffen können.
Unser Freund Raul gibt uns den Tipp, Tampa und Clearwater an der Westküste von Florida zu besuchen. Die Stadt Tampa ist mit seinem Riverwalk einen Ausflug wert und Clearwater wartet mit weißen Stränden und touristischem Leben auf. Die mit Touristen überfüllten weißen Strände sind jedoch nicht mit den leeren ebensolchen auf den Bahamas zu vergleichen.


























Wir wundern uns immer wieder über die Dimensionen der Autos hier und finden heraus, dass zum Beispiel ein VW Jetta in den USA die Hälfte von einem in Europa kostet und da ist die österreichische Nova-Abgabe noch gar nicht mitgerechnet. Außerdem sind die amerikanischen Autos ohne Aufpreis besser ausgestattet. Hier bekommt man also mehr als doppelt so viel Auto für das gleiche Geld. Auch in den Supermärkten können wir in Österreich von den Preisen in den USA nur träumen. Geringere Steuern, weniger Sozialabgaben und offenbar eine höhere Preissensitivität und mehr Wettbewerb dürften die Preise hierzulande drücken.
Ungeschlagen ist die Herzlichkeit der Amerikaner. Wir sitzen in einer Bar auf der Terrasse. An diesem Nachmittag setzen sich hintereinander mehrere Personen dazu und es wird sofort gefragt woher wir kommen und jeder – wirklich jeder – sagt: „Willkommen in Florida“. Es beginnen interessante Gespräche, Kinderfotos und Kontakte werden ausgetauscht und bevor die Gäste wieder gehen, fallen uns alle um den Hals, wünschen alles Gute und sagen wir müssen uns melden wenn wir wieder vorbeikommen. Das ist uns in Europa selten passiert aber hier an einem Nachmittag gleich dreimal. Übrigens ist der Umgang generell sehr salopp. Martin wird von den älteren Damen meistens „honey“ genannt. Wenn man sich auf der Straße trifft, sagt man zu einer Frau schon mal „hey Mama“ und alle sind tiefenentspannt. Immerhin lebt man hier im ewigen Sommer des Sunshine-State. Wie es sich für den Sommer gehört, hatten wir hier auch täglich am Abend Gewitter und unsere Mitzi mussten wir mehrmals leerschöpfen, weil sie durch Wolkenbrüche fast angefüllt war.
In Cocoa Village gibt es die German Bar im “Von Stephan Biergarten”. Man glaubt es kaum, aber hier gibt es vom Wiener Schnitzel mit Kartoffelsalat über Bratwurst bis zur Schweinshaxe mit blau-weiß-kariertem Tischtuch, Erdinger Bier in Maßkrügen, sogar Stiegl-Radler alles was das Herz begehrt oder auch nicht – inklusive Soundkulisse mit dem Lied „Dahoam is dahoam“. Besonders gefallen hat uns die Dorftrottel-Bar „Village-Idiot“ mit dem Slogan „Because it takes a village to raise an idiot“. Hier kommt ein junger amerikanischer Tourist vorbei und freut sich wie ein kleines Kind, er schreit „das ist meine Bar, zu mir sagen sie zuhause ich sei der Dorftrottel“. Vor dem ersten Getränk wird die Kreditkarte eingesammelt. Da zahlen wir lieber bar. Wer weiß, vielleicht ist das der Trottel-Test.








An der gesamten Ostküste der USA gibt es einen Binnen-Wasserweg – den Intracoastal Waterway (ICW). Wir werden sicher ein Stück ausprobieren, ist aber für uns nicht sehr verlockend, weil man am ICW motoren muss. Außerdem gibt es Brücken mit einer Höhe von ca. 20 Metern. Unsere Mastspitze ist angeblich 20 m, aber wir haben eine größere Antenne montiert bekommen und die Anspannung bei jeder Brückenpassage beziehungsweise das Ummontieren der Antennen möchten wir uns sparen. Und so geht es beim passenden Wetterfenster 250 Seemeilen offshore weiter Richtung Norden nach Savannah – Georgia.
Ihr habt wieder viel erlebt. Nächste Woche werden wir Euch langsam folgen