Suva, die Hauptstadt von Fidschi

Im Süden des Astrolabe Reef ist das anvisierte Tauchcenter leider geschlossen. Schnorcheln an der Innenseite des Außenriffs ist lohnenswert und wir verbringen einige entspannte Tage in der Nähe der umliegenden Dörfer. Warten auf den Wind, der schließlich ideal für uns einsetzt. Mit unserem bisherigen Geschwindigkeitsrekord zischen wir auf Halbwindkurs und durchschnittlich 8 Knoten Bootspeed von Astrolabe in einigen Stunden nach Suva. Dabei haben wir ein Reff mehr im Groß als eigentlich notwendig wäre. Unser bisheriger Topspeed ist etwas über 15 Knoten Bootsgeschwindigkeit aber nur im kurzen Surf und nicht über einen längeren Zeitraum hinweg. 

In Suva angekommen melden wir uns per Funk beim Royal Suva Yacht Club um den genauen Ort unseres telefonisch reservierten Liegeplatzes zu erfahren. Keine Antwort. Nach einem kurzen Telefonat meldet sich jemand über Funk mit „Yes?“ und lässt aber die Sprechtaste nicht los, so dass dieser jemand keine Antwort von uns empfangen kann. Wir wissen nicht ob es sich um jemanden von der Marina handelt, da man sich nicht näher identifiziert hat wie man es im Funkverkehr macht. Irgendwann klappt schließlich so etwas wie eine rudimentäre Kommunikation. Man kann uns aber nicht sagen, ob es sich um Schwimmstege handelt, ob wir seitlich oder hinten anlegen und ob wir zusätzlich einen Anker werfen sollen. Spannend, in die enge Marina hineinzufahren bei beträchtlichem Wind und 1,5 Meter Wassertiefe bei Niedrigwasser. Unser Tiefgang beträgt 1,2 Meter. Die vor Anker liegenden Yachten vor den Wellenbrechern  gleichen bei Westwind Rodeoreitern und wir sind froh, den letzten Platz in der Marina zu ergattern. Von Bord gehen könnten wir am Ankerplatz nämlich nicht. 

Als wir schon fast daran vorbei sind, sehen wir wild winkende Marineros an unserem vermeintlichen Liegeplatz. Davor schwimmt eine Muringleine mit großer Schlaufe im Wasser. Wir sollen mit dem Heck an den Schwimmsteg zwischen zwei anderen Schiffen anlegen und vorne die Muringleine am Bug festmachen. Wir versuchen, die Muringleine während des Einparkens zwischen zwei anderen Schiffen aufzunehmen, was missglückt, weil sie zu kurz ist. Als wir durch den Wind auf die Ankerkette des Nebenliegers driften, brechen wir ab und fahren direkt in die Parklücke hinein. Erst mal die Heckleinen festmachen. Im Vorwärtsgang halten die Propeller das Schiff bei Gegenwind derweil vom Steg weg und so hängen wir schon mal, bis unser kalifornischer Nachbarlieger Mark eine seiner Heckleinen aus heiterem Himmel unnotwendiger Weise dichtholt und sie damit in unseren Steuerbordpropeller zieht, wodurch unser Steuerbordmotor augenblicklich abstirbt und das Schiff nach hinten mit dem Dock auf Tuchfühlung geht. Gut, dass wir hinten Fender vorbereitet haben, die das Schlimmste verhindern. Martin flucht kurz in Richtung Amerikaner und schon taucht er im Dreckwasser. Die Sichtweite unter Wasser beträgt sensationelle 30 Zentimeter. Mit der Nase am Saildrive wickelt er die Leine ab und wir starten den Motor wieder, um vom Dock wegzukommen. Die Marineros fahren mit einem kleinen Boot los, um uns die Muring-Leine zu überreichen, die wir verlängern und an beiden Bügen nach vorne festmachen. Geschafft. Anlegen wie die ersten Menschen. Aber das kommt eben hin und wieder vor. Mark entschuldigt sich und alles ist gut. Wenn wir das hier noch einmal bei so viel Wind machen müssten, würden wir nach Sondierung der Gegebenheiten des Liegeplatzes aus der engen Marina wieder rausfahren, ein paar Kreise ziehen, die Fender anpassen und uns zuerst einen genauen Schlachtplan überlegen sowie ohne den Versuch, zuerst die Muringleine aufzunehmen, direkt an den Steg fahren. 

Die Marina wird dem Namen „Royal Suva Yachtclub“ nicht gerecht. Wir wurden vorher gewarnt, hier nicht herzufahren aber es handelt sich für uns um den optimalen Platz, um von Fidschi nach Neukaledonien auszuklarieren. Selten zuvor haben wir so schmutziges Wasser gesehen, die Liegeplätze sind durchsetzt von Wracks, die zum Teil am Grund des seichten Wassers liegen. Der schöne Rasen und die nette Bar samt sehr günstigen Clubpreisen der Getränke entschädigen aber etwas für den Rest. Und sicher liegen wir hier allemal. Außerdem hat die Marina einen Wachdienst und ist zudem äußerst preiswert. Wir werden temporäre Clubmitglieder um in den Genuss der günstigen Preise zu kommen und sehen uns die Hauptstadt Fidschis an. Suva hat knapp 100.000 Einwohner und es gibt viele Geschäfte, Einkaufszentren, Restaurants, Cafes und Bars. Das ist nach so vielen Wochen einsamer Inseln auch mal wieder nett. Die Leute grüßen zum Teil auf der Straße und wir laden unseren Taxifahrer auf einen Happen zum Essen ein. Dadurch erfahren wir viel vom Leben hier und werden ebenfalls zu ihm nachhause zum Essen eingeladen. Das Leben hier ist mit den beschaulichen Inseln nicht vergleichbar. Schon eher mit einer westlichen größeren Stadt. Es gibt einen sehenswerten überdimensionalen Markt, und einen Park mit einem Heimatmuseum, das wir natürlich besuchen. Unter anderem sind hier die Überreste des Ruderblatts der Bounty zu bestaunen sowie Funde und Boote aus den Urzeiten von Fidschi.

Wir machen eine Auto-Tour durch den Süden der Insel Viti Levu. Es gibt schöne Strände mit teuren Resorts und grüne dicht bewachsene Hügel. Mit unserem Fahrer Sailosi unterhalten wir uns blendend und wir lernen viel über Fidschi von ihm. Zufällig treffen wir Charlotte wieder, die am Nachbarboot in der Marina war und jetzt in einem Resort wohnt. Sie begleitet uns kurzentschlossen ein Stück auf unserem Ausflug nach Sigatoka in den Naturpark mit den riesigen Sanddünen. Was für eine nette Überraschung.

Jetzt freuen wir uns schon auf französische Baguettes in Neukaledonien wo wir hoffentlich in fünf bis sechs Tagen ankommen sollten.

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