Lau Group und Astrolabe Reef in Fidschi

Unsere Freunde Astrid und Jörg von der SV JAMS, die wir in Maupiti das letzte Mal getroffen haben, kommen wohlbehalten in Neiafu an und wir verbringen eine nette Zeit gemeinsam. Nach einem Dreivierteljahr gibt es viel zu erzählen.

Nachdem wir uns am Gemüse- und Fischmarkt in Neiafu eingedeckt haben, starten wir bei gutem Wind nach Lomaloma in der nördlichen Lau Gruppe auf der Insel Vanuabalavu. Die organisierte Segelgruppe World ARC darf hier ausnahmsweise in Fidschi einklarieren, weil die Offiziellen für einen saftigen Aufpreis für eine Woche hierher eingeflogen werden. Wir versuchen unser Glück obwohl uns vorher vom Organisator der ARC in Tonga noch stark abgeraten wurde. Und siehe da – alles geht in Fidschi. Man muss nur freundlich fragen. Wir müssen den saftigen Aufpreis natürlich auch zahlen. Aber das ist es uns wert, denn in Savu Savu einzuklarieren und dann mehr als 100 Seemeilen gegen den Wind zurückkommen, werden wir uns wahrscheinlich nicht antun. Außerdem stünde uns in Savusavu drei Tage Rennerei bevor und wir müssten Liegegebühr zahlen.

Die Lau Gruppe ist eines der Highlights von Fidschi. Das wissen wir, weil wir letztes Jahr schon hier waren. Wir verlassen Lomaloma gleich am nächsten Tag um in einer der traumhaften nördlichen Buchten der Insel Vanuabalavu zu ankern. Wir sind eines von drei Schiffen, das in Mbavatu ruhig vor Anker schwoijt. Selten kann man in einer Bucht mit derartig steil aufragenden Klippen ankern, weil das Wasser in derartigen Buchten meist zu tief zum ankern ist. In Fidschi ist es üblich, im nächstgelegenen Dorf dem Häuptling Kava zu übergeben was man als „Sevu Sevu“ bezeichnet. Kava ist eine Wurzel, die die Einheimischen zerrieben mit Wasser als Genussmittel zu sich nehmen. Wir haben uns in Tonga bereits damit eingedeckt und wandern über eine fein säuberlich geputzte Holzstiege die steilen Stufen ins Dorf hinauf. Kühe grasen friedlich, die bunten Häuschen stehen offen und verlassen. Alle sind auf Feldern oder im Wald arbeiten. Einige Arbeiter finden wir beim Haus auf dem Hügel, das einem Briten gehört. Dort übergeben wir unser Kava-Pulver einem Einheimischen, das dankend angenommen wird. Von der Terrasse des Hauses bietet sich ein atemberaubender Blick auf die Bucht. Auf der anderen Seite der schmalen Insel gibt es einen Aussichtspunkt in die „Bay of Islands“, den wir nach einer kurzen Wanderung ebenfalls genießen dürfen.

Genau in diese „Bay of Islands“ machen wir uns rund um die Nordküste der Insel tags darauf auf den Weg. Hier warten unsere Freunde Claudia und Bertil von der Segelyacht Ruth. Zum letzten Mal haben wir uns vor acht Monaten gesehen. Die Freude ist groß und die Wiedersehens-Feierlichkeiten dauern drei Tage mit gemeinsamem Kochen und Erzählen. Erfreulicherweise trifft auch die Tribalance mit Julia, Götz und Felix ein. Die Tage vergehen wie im Flug und die Bucht ist wie aus einem Märchen. Manche behaupten, die Macher des Films „Avatar“ hätten sich hier Anleihen für die fliegenden Inseln Pandoras genommen. Ein kurzer Beibootausflug bringt uns zum „Batman Tree“. Ein Baum, in dem laut kreischend dutzende Flughunde wohnen, die abends in die umliegenden Inseln ausschwärmen. Der Tag des Abschieds von unseren Freunden kommt leider viel zu früh, aber wir wollen den Wind nutzen, der uns vor einer längeren Flaute wieder ein Stück Richtung Westen bringen soll. Wir freuen uns nämlich schon auf den Besuch von Nina auf Infinity und werden deshalb Anfang Juli Noumea in Neukaledonien anlaufen. Die südliche Lau Gruppe und die Garteninsel Taveuni verwehrt uns leider die Windrichtung, aber so ist das beim Segeln. Entweder auf den richtigen Wind warten oder dorthin fahren wo einen der Wind gerade hinbläst. Der Wind bläst uns diesmal mit einigen Winddrehern in zwei Tagen und einer Nacht in das „Great Astrolabe Reef“. Dabei handelt es sich um ein riesiges Riff mit bestaunenswerter Unterwasserwelt.

Wir ankern vor der Insel Dravuni. Wie es das Protokoll erfordert gehen wir für Sevu Sevu an Land und werden freundlich im Dorf empfangen und zum Häuptling geleitet. In einer formellen Prozedur auf Bastmatten am Boden im Schneidersitz gibt es eine Ansprache und wir übergeben Kava. Daraufhin stehen wir unter dem Schutz des Häuptlings und dürfen uns im Dorf frei bewegen und so lange bleiben wie wir wollen. Hier handelt es sich um ein echtes Vorzeigedorf. Die Häuser sind bunt mit vorgelagerten beschatteten Terrassen und sehr schön hergerichtet. Im ganzen Dorfgebiet wächst ein feiner Rasen und man schlendert darauf wie auf einem weichen Teppich vom palmengesäumten Sandstrand durch die Pfade zwischen den bunten Häuschen. Autos gibt es keine. Dafür ist die Insel zu klein. An mehreren Plätzen sitzen Frauen gemeinsam im Schatten und arbeiten laut lachend an Bastmatten, die hier für alles mögliche verwendet werden.

Überall grüßen alle von weitem und die fröhlichen Kinder winken aus dem Klassenzimmer ihrer Schule beim offenen Fenster heraus. Sie rufen: „Hallo Europäer“ in der hiesigen Landessprache. Es gibt im Dorf kein Mobilfunknetz. Dafür müsste man bei hoher Luftfeuchtigkeit und 30 Grad Celsius schon den kleinen Berg erklimmen. Dafür muss es wirklich wichtig sein. Die Kleinkinder strahlen, es gibt kein Quengeln oder Schreien und sie springen vergnügt herum. Übergewicht gibt es erst im Erwachsenenalter. Die Kinder wachsen im Dorfverband auf und gehen nur wenige Minuten zur Grundschule, bei der alle Fenster offenstehen und theoretisch jeder dem Unterricht lauschen kann. Gelebt wird von selbst gefangenem Fisch und selbst angebautem Obst und Gemüse. Müll fällt dabei kaum an. Ein kleines Paradies. Hin und wieder kommt ein Kreuzfahrtschiff. Dann verkaufen die Einheimischen ihre handwerklich hergestellten Dinge und Schmuckstücke.

Eine Einladung zum Tee schlagen wir natürlich nicht ab und so dürfen wir einen Blick in eines der Häuser werfen. Es ist einfach. Ein abgetrenntes Schlafzimmer und eine Art Wohnzimmer. Möbel sind Mangelware. Der Tee schmeckt hervorragend und die am Esstisch hin und herwuselnden Ameisen stören nur peripher. Zum Tee werden Cracker aufgetischt und wir unterhalten uns mit freundlich strahlenden Gesichtern. Die Küche ist eine einfache Feuerstelle am Boden außerhalb des Hauses. Bewährtes hat sich in den vergangenen Jahrhunderten hier eben nicht verändert. Wir müssen versprechen, nach einer kleinen Wanderung auf den Hügel der Insel unbedingt zurückzukommen, damit wir uns nur ja die inzwischen vorbereiteten Kochbananen ganz sicher abholen kommen. Selbstverständlich. Gut, dass wir von zuhause Geschenke wie Taschenmesser, Rosenkränze und so weiter mitgebracht haben. In Fidschi ist man sehr religiös und die Geschenke kommen hervorragend an. Als wir an einer Terrasse vorbeikommen, bei der man beim Mittagessen sitzt, fragt ein netter Herr wo wir die Bananen herhätten. „Vom Nachbarn“ antworten wir wahrheitsgemäß. Das lässt sich der Besitzer des kleinen Shops nicht gefallen und schenkt uns ebenso zwei Bananen. In seinem winzigen Laden erspähen wir Eier, Kekse, Konserven, Mehl, Salz, Kartoffeln, Zwiebeln, Waschmittel, Seife und Deo. Nachdem wir uns nach einem kleinen Einkauf wieder auf den Weg machen, kommen wir keine hundert Meter weit und schon werden wir lauthals zum Mittagessen eingeladen. Wir zieren uns, weil wir das Familienmahl nicht stören und vor allem deren Mahlzeit nicht schmälern wollen. Die strahlenden Einwohner lassen uns keine Chance und schon sitzen wir im Freien und essen mit den Fingern Fisch, Kochbanane und Yams-Wurzel mit einer köstlichen Sauce aus einem Schälchen. Hier sind wir am Mittagstisch eines Fischers gelandet und kaufen einen Fisch, der einige Häuser weiter beim Sohn in der Gefriertruhe lagert. Als Preis wird genannt: „Gib, was du geben möchtest.“ So etwas gibt es also auch noch. Wir lassen uns natürlich nicht lumpen und gehen jetzt rasch am kürzesten Weg zum Strand zurück. So viel Herzlichkeit und Güte auf einem Haufen müssen wir erst einmal verdauen.


Kurzfilm: Tauchen am Astrolabe Reef

Vom nächsten Ankerplatz vor einer einsamen Insel aus fahren wir mit Mitzi zu einem Tauchresort um einen Tauchausflug zum Außenriff zu organisieren. Das Resort ist wunderschön und mit 18 Gästen ausgebucht. Für eine kleine Dose Bier möchte man hier umgerechnet sechs Euro haben. Die Resorts hier werden meist von Ausländern betrieben. Darunter finden sich häufig Österreicher, Deutsche, Amerikaner, Australier und Neuseeländer. Da ist es dann aus mit: „Gib, was du geben möchtest“. Der Tauchausflug ist toll. Das Riff ist ringförmig und fällt von null bis 200 Meter beinahe senkrecht in die Tiefe ab. Die Unterwasserwelt ist intakt und es gibt tonnenweise Fisch, Schildkröten und wunderschöne Hart- und Weichkorallen zu bestaunen. Zu allem Überfluss ist 100 Meter von unserem Ankerplatz eine Manta-Putzstation und wir müssen nicht weit schnorcheln um die majestätischen Tiere ihre Kreise ziehen zu sehen. Kerstin kann sich gar nicht mehr von ihren „Lieblingen“ losreißen. Trotzdem zieht es uns nach einem netten Abend mit unseren Nachbarankerliegern aus Neuseeland in das südliche Astrolabe Riff zum nächsten Tauchresort.

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