Auf San Christobal sind die meisten Sehenswürdigkeiten nur mit einem Park-Ranger zugänglich. Da es erlaubt ist, mit dem Taxi ohne Begleitung zum Vulkansee der Insel und der Schildkrötenaufzucht zu fahren, nehmen wir diese Möglichkeit wahr. Für 45 Dollar fährt uns der Taxifahrer zu den Sehenswürdigkeiten, wartet auf uns und bringt uns wieder heim. Tobias von der SV Eden begleitet uns. Um den Vulkansee gibt es einen kleinen Rundweg, dazu hat man einen schönen Blick über die Insel. Die drei Windräder der Insel stehen still, entsprechend steht auch die Luft und wir entscheiden uns nur einen Teil zu begehen. Die Schildkrötenaufzuchtstation züchtet seit 2005 die Galapagos-Riesenschildkröten. Die älteste auf dieser Station lebende Schildkröte Hennessy ist bereits mehr als 100 Jahre alt. Die Schildkröten bleiben für zirka 6 Jahre auf der Station und werden dann nach Geschlechtsbestimmung entsprechend ausgewildert. Das Typische an der Galapagos-Schildkröte ist, dass sie vorne am Panzer eine Art Wulstsattel hat. Der spanische Name von diesem Wulstsattel lautet Galápago, daher der Name der Inselgruppe. Da hier die Wassertaxis sehr günstig sind und es kein Dinghi-Dock gibt, lernen wir einige dieser Taxler kennen. Einer sieht selber ein bisschen wie ein Seelöwenopa aus und macht auch die entsprechenden Geräusche, ein anderer mit Piratenflagge hört laut und mit Begeisterung Helene Fischer in seinem Boot.
Kiurzvideo: Tauchen am Kickers Rock
Da die Inseln auch berühmt sind für ihren Fischreichtum mit entsprechend vielen Großfischen, können wir uns einen Tauchgang am Kickers Rock nicht entgehen lassen. Bei den recht frischen Wassertemperaturen leihen wir uns das Equipment inklusive eines 7 mm starken Neoprenanzug aus. Wir hätten nicht geglaubt, dass wir tatsächlich mehr als unsere 3 mm brauchen während unserer Reise. Mit einem Motorkatamaran fahren wir zum Felsen, der zwei Spalten hat, durch die man tauchen kann. Dabei entdecken wir mehrere Haiarten, Gold- und Adlerrochen sowie Schildkröten und natürlich auch Seelöwen. Die mögen Martins Flossen so gerne, dass sie damit spielen. Wir staunen über die Vielfalt und Größe der Rifffische, das haben wir auf unserer gesamten Reisen noch nie gesehen. Das beeindruckendste für uns ist ein riesiger Fischschwarm, der über uns schwimmt und damit die Sonne komplett verdunkelt. Wir schwimmen hindurch und die Fische umkreisen uns, sind nicht scheu. Das gilt eigentlich für alle Tiere hier. Man könnte sagen, Galapagos ist das Königreich der Tiere und Menschen sind geduldet. Tiere dürfen hier alles vom Sitzen auf der Parkbank bis zum Vorrang auf der Straße. Als Mensch darf man sich nur bis zu zwei Meter nähern außer die Tiere möchten näher kommen.


Leider können wir beim Tauchen keine Hammerhaie finden, die hier oft zu sehen sind. Wir erfahren dann aber, dass die Schnorchler eine Gruppe gefunden hat. Sie sind hier eher an der Oberfläche anzutreffen. Aber das ist nicht unser letzter Tauchgang auf Galapagos, daher haben wir noch weitere Chancen.
Seit unserer Ankunft auf Galapagos liegen wir mit der Segelyacht Eden am gleichen Ankerplatz, haben den gleichen Weg und auch das gleiche Ziel, die Marquesas Inseln in Französisch-Polynesien. Mit Tobias und seiner Crew Floor aus Bonaire und Dean aus Südafrika tauschen wir uns aus, haben viel Spaß und unternehmen gemeinsame Ausflüge. Unsere Boote werden beide gleichermaßen von Seelöwen heimgesucht. Egal, was wir versuchen, sie gelangen immer wieder an Bord. Einmal haben wir drei gleichzeitig an Bord. Das macht eine Riesensauerei und stinkt mächtig. Sie gehen nämlich zum Pinkeln nicht extra ins Wasser. Sie legen sich auch nicht auf den Boden, sondern selbstverständlich auf die bequemen Sitzpolster. Somit starten wir eine großangelegte Putzorgie und räumen für den nächsten Tag die Polster zur Seite. Der nächste Besucher legt sich daher gleich auf den Tisch. Tagelang riecht es nach Seelöwe und die Haare lassen sich nur schwer entfernen. Irgendwie sind sie auf längere Sicht nicht mehr ganz so süß. Damit fällt uns der Abschied von San Christobal auch etwas leichter.
So machen wir uns auf den Weg zur zweiten Insel Isabela. Sie ist die jüngste der Inselgruppe. Der Vulkan Sierra Negra ist nach wie vor aktiv. Mit seinem Kraterdurchmesser von 7 mal 10 Kilometer ist er einer der größten aktiven Vulkane weltweit. Ein Fußmarsch von 16 Kilometern scheint uns nicht sehr verlockend, sodass wir gemeinsam mit der Eden einen Ausflug zu Pferd machen. Natürlich braucht man einen Ranger dazu, der auch einiges über den Vulkan erklärt. Da dieser Vulkan keinen Kegel an der Spitze hat, kann dieser auch nicht weggesprengt werden. Somit erfolgen die Ausbrüche nicht explosiv sondern durch Austritt fließender Lava. Ein Ausbruch ist hier deshalb kein Grund zur Sorge, dafür eher ein Segen für den Tourismus. Bis zu einem größeren Vulkanausbruch 2005 hat es auf der größten der Galapagos-Inseln keinen nennenswerten Tourismus gegeben, da die Insel karg ist und über lange Zeit als Gefängnisinsel fungiert hat. Das Reiten ist eine tolle Abwechslung. Kerstins Pferd heißt Capricciosa, daraufhin tauft Martin sein Pferd Thunfischpizza. Tobias tauft seines Jaqueline. Jaqueline schnauft als wäre ihr übel. Floor reitet auf der Stute, die ihr Fohlen noch stillt. Damit läuft das Fohlen auch hinterdrein. Die Pferde sind brav und reagieren auf die Reiter. Nicht aber, wenn ein Pferd von hinten angetrabt kommt, dann gibt das vordere Gas, damit die Reihen- und Rangfolge erhalten bleibt. Wir haben auf jeden Fall sehr viel Spaß und sind froh, nicht den ganzen Weg gehen zu müssen. Uns kommen einige Wandergruppen entgegen, die ziemlich fertig aussehen. Den letzten Rest des Weges gehen wir zu Fuß, da es für die Pferde zu uneben ist. Dort besichtigen wir den Volcano Pico, der ein Schlot von Sierra Negra ist. Dort ist 2018 das letzte Mal Lava ausgetreten. Dadurch sieht man tief schwarzes Lavagestein neben rotem, welches bereits oxidiert – weil eisenhältig – und damit deutlich älter ist. Dazu findet sich auch immer gelbes Schwefelgestein. Von Pico aus aus sieht man den nördlichen Teil der Insel, welcher unbewohnt ist. Das Land ist unfruchtbar, es gibt auch nur wenige Tiere und mangels Wege auch keinen Austausch bei der Tierwelt zwischen Norden und Süden. Das Vulkangestein ist so spitz, dass Tiere sie nicht überqueren. Nicht so die Vögel, wir treffen einen der berühmten Darwin-Finken und eine Landechse. Die Landechse befindet sich immer an derselben Stelle und ist wahrscheinlich ein Pionier. Die anderen halten sich noch vom Vulkan fern. Vielleicht ist der eine aber auch gerne im Rampenlicht, da jeder Tourist, der an ihm vorbeikommt, ein Foto von ihm macht.









Wolken kündigen Regen an und wir machen uns auf den Rückweg. Der Weg wird schnell rutschig und damit gefährlicher für die Pferde. Josef, unser Organisator an Land, holt uns nach unserem Ritt mit einem geliehenen Auto ab. Hier auf Isabela fragt keiner danach, ob man auch auf der Ladefläche sitzen darf. Autos sind auf der Insel nur schwer zu bekommen. Teilweise wartet man sieben Jahre auf ein Auto zu einem extrem hohen Preis, während andere auf die Insel kommen und sofort eines bekommen. Die Einheimischen mutmaßen Korruption. Auf dem Rückweg bringt Josef uns noch zu einem „Flamingo-Hotspot“. Tatsächlich gab es hier früher viele Flamingos, die sind allerdings nahezu ausgestorben wegen eines Sturms in einem El Nino Jahr. Lediglich zwei Flamingos stehen unbeweglich im Wasser. Wir scherzen darüber, dass diese wohl aus Plastik sein müssen. Unser Ranger sagt dann auch zu Josef, dass sie unbedingt daran denken müssen, nächstes Mal mehr Plastikflamingos aufzustellen. Der Abend verklingt mit einem gemütlichen Abendessen und einem spektakulären Sonnenuntergang.


Ein Bootsausflug bringt uns zu einem Unterwasser-Lavalabyrinth. Mit 8 anderen Gästen machen wir uns auf den Weg. Dabei sind zwei Nonnen, die vor dem Start noch einen Blick in ihre Bibeln werfen. Somit ist auch für göttlichen Beistand gesorgt. Als erstes fahren wir zu einem Felsen, auf dem viele Tölpel und andere Vögel sitzen, allerdings keine blaufüßigen, die einzigartig auf Galapagos sind. Dafür räkeln sich auch hier Seelöwen in der Sonne und goldfarbene Rochen schwimmen an uns vorbei. Hier ist auch ein Manta-Hotspot und tatsächlich sehen wir Mantas sehr nahe am Boot. Ihre Spannweiten sind an die fünf Meter, ausgewachsen erreichen sie bis zu 8 Meter. Morgen ist Vollmond und wir haben extremes Niedrigwasser, sodass unser Kapitän wie auf rohen Eiern durch das Labyrinth fährt. Unsere Rangerin bittet uns, ruhig sitzen zu bleiben, damit der Tiefgang des Bootes berechenbar bleibt. Alle atmen auf, als wir am Ankerplatz ankommen. Rund herum schwimmen schon riesige Schildkröten. Die beiden Ordensfrauen sind mutig, eine hat einen Rettungsreifen weil sie nicht gut schwimmen kann. Das Wasser ist extrem klar, die Tiere nicht scheu. Die Schildkröten fressen gemütlich direkt neben uns. Unsere Rangerin bringt uns zu einem Platz wo die Weißspitzenriffhai-Babies wohnen. Dort ist sozusagen der Hai-Kindergarten. Auf dem Weg treffen wir auf einen größeren Hai, der aufgrund der Menge der Störenfriede Mühe hat, sich einen Weg zu bahnen um von dannen zu ziehen. Auf unserem weiteren Weg sehen wir einen Adlerrochen, der gemütlich am nächsten Hai vorbeizieht. Am Schluss machen wir uns zum Seepferdchen auf, das immer an der gleichen Stelle zu finden ist. Die Nistplätze der putzigen Blaufußtölpel sind auf den Felsen zu finden. Einige sitzen auf ihrem Stein und beobachten die Touristen gelassen. Die Weibchen werden mit den weißen Guanoflecken der Männchen beeindruckt. Je mehr weiße Farbe sich davon auf dem dunklen Felsen abhebt, desto besser kann das Männchen Fische fangen und scheint daher als attraktiver Vogelaufzuchtpartner.
Kurzvideo Los Tuneles







Die Pinguinkolonie auf Isabela übersiedelt im Sommer in den Norden der Insel. Einige wenige bleiben und sind eine der Attraktionen für die Boote. Die Galapagos-Pinguine sind relativ klein und schwarz-weiß gemustert. Putzig anzusehen sind sie allemal. Auch die Galapagos-Leguane sind hier ständiger Begleiter und man muss aufpassen, dass man über keinen drüberfällt.
Auch in Galapagos sucht uns der Fehlerteufel heim und diesmal ist es ein Außenlautsprecher unserer Hifi-Anlage, der den Dienst versagt. Alle Kabel durchgemessen und die Ausgänge am Verstärker gecheckt. Es muss der Lautsprecher sein. Das Gehäuse ist verklebt und daher kaum reparabel. Natürlich gibt es diesen in ganz Ecuador nicht innerhalb von 10 Tagen lieferbar und so wird es wohl ein anderer lagernder werden, für den wir ein größeres Loch in das Schiff sägen müssen. An dieser Stelle möchten wir uns herzlich bei unserem Galapagos Agenten Javier von Yacht Agents Galapagos bedanken, der Ansprechpartner für alles ist und immer Rat weiß. Er geht die Extra-Meile und ist höchst empfehlenswert. Auch bei Franz Lindemann aus Hamburg bedanken wir uns, der immer wieder für knifflige Fragen bei Ersatzteilen und Wartung mit kurzer Reaktionszeit zur Verfügung steht.
Die Internet-Bandbreite hier auf den Pazifikinseln ist sehr dürftig. Deshalb findet ihr weitere Bilder und Videos auf Instagram unter “Kerstin Giretzlehner” sowie “Martin Giretzlehner” und auf Facebook unter „Sailing-Infinity“.
Jetzt geht es los zu unserer letzten Station auf Galapagos – nach Santa Cruz. Dort befindet sich die größte Stadt der Inselgruppe und man kann offiziell ausklarieren. Der Countdown für unsere Pazifiküberquerung läuft und auf Santa Cruz werden wir das Schiff vorbereiten und uns verproviantieren. Dann geht es nach 20 bis 30 Tagen nonstop segeln ohne Land mitten hinein in den Pazifik nach Französisch Polynesien.