Paradiesische San Blas Inseln

Wir tauchen in eine völlig andere Welt ein. Porvenir, die Hauptstadt der San Blas Inseln, besteht eigentlich nur aus Verwaltungsgebäuden, einem Hotel und einem Flughafen. Der ist allerdings privat und die Benutzung so teuer, dass kaum Flugzeuge landen. Ganz anders schauen die Inseln mit den Siedlungen der Kuna-Bevölkerung aus. Die Kuna sind die indigene Bevölkerung der San Blas Inseln und eines Festlandstreifens auf dem Hoheitsgebiet von Kolumbien und Panama. Sie pflegen ihre Traditionen auf den kleinen Inseln und verwalten sich selbst. Jeder Ort hat einen Bürgermeister und mehrere Vize-Bürgermeister. Es gibt eine Schule, einen Basketball-Platz und viele Geschäfte. Die Geschäfte sind sehr klein, dafür aber gut sortiert. Sie beliefern Panama mit Fischen und Langusten. Sie sprechen ihre eigene Sprache, sprechen aber auch spanisch. Die Schulpflicht gilt für Kinder von 6 bis 14 Jahren. Wir haben Glück und ein Einheimischer von der Insel Banedup spricht auch Englisch. Nestor ist zeitweise als Crew auf einem Segelschiff unterwegs. Wir fragen, ob er uns eine Languste verkaufen kann und diese auch zubereitet. Er sagt zu und wir fahren mit unserem Dinghi an Land. Am Strand liegen Einbäume – Boote aus einem Baumstamm geschnitzt. Sie kommen allerdings nicht gut gegen die Wellen an. Dauernd kommt Wasser über und meist sind mehrere Personen an Bord, von denen einer für das Wasser Schöpfen zuständig ist.

Als erstes stellt uns Nestor seine Familie vor und macht mit uns einen Rundgang durch sein Dorf, auf das er sehr stolz ist. Da es keine Fahrzeuge gibt, reihen sich kleine Hütten aneinander. Das Leben spielt sich im Freien ab. Die Frauen arbeiten an aufwändig genähten Stoffmustern – sogenannten Molas. Viele Kinder laufen durch die Gässchen und spielen fangen. Die Jugendlichen sind am Basketballplatz anzutreffen und beherrschen das Spiel hervorragend. Die Kuna haben sogar eine eigene Basketball-Liga. 

Natürlich darf auch die Vorstellung beim Bürgermeister nicht fehlen. Es gibt einen großen Versammlungsraum mit vier Hängematten für die Bürgermeister, der Rest muss auf Stühlen sitzen. Bevor wir das Gebäude betreten, fragt Nestor nach der Uhrzeit und ruft dem Bürgermeister etwas zu. Als wir eintreten, steigt dieser gerade von einem Stuhl unter einer Wanduhr, wo er gerade die von uns genannte Zeit eingestellt hat. Er lässt durch Nestor ein paar Fragen übersetzen und ist zufrieden. Die Bürgermeister dienen für die Bewohner auch als Schlichtungsstelle, zu dem die Menschen hingehen, wenn sie Probleme mit Nachbarn, Familie und so weiter haben. Die Entscheidungen werden nach eingehender Beratung getroffen und wohl meistens akzeptiert. Es gibt keine sozialen Unterschiede, jeder ist gleichgestellt und Grund und Boden gehören allen. Werner, unser Gast, kauft im Geschäft seine Simkarte. Vor dem Geschäft gibt es sogar eine WIFI-Zone, wo man stundenweise Internet bekommt. Diesel, Gas, Lebensmittel werden angeboten. Alles hat natürlich seinen Preis, da alles mit dem Boot herangeschafft werden muss. Lediglich Meerestiere, Kochbananen und Kokosnüsse gibt es auf der Insel.

Im Anschluss an die Dorf-Führung lädt uns Nestor in seine Hütte ein. Sitzgelegenheiten werden für uns herbeigeschafft. Normalerweise sitzen die Einwohner auf dem Boden. Als Zuspeise zur Languste wird Kochbanane und Reis serviert. Die Kinder erhalten jeden Tag in der Schule ein Essen. Angeblich meistens Reis. Wir hoffen, dass wir nicht den Reis der Kinder aufgetischt bekommen und lassen zur Sicherheit was übrig. Allerdings können wir unser Gewissen damit beruhigen, dass wir für Langusten und Köchin extra zahlen. Somit ist der Reis für die Familie gesichert. Getränke bringen wir selber mit. Die Hütte beherbergt neben Nestor seine Schwiegermutter, seine Frau und die Kinder, die alle im einzigen Zimmer wohnen. Die Mutter wohnt gleich nebenan, Familie wird hier großgeschrieben. Die Hütte ist bis an die Decke mit Molas und anderen Handarbeiten und Stoffen angefüllt. In einer Ecke steht eine Plastikkiste mit einigen Holzfiguren. Nestor klärt uns auf. Es gibt hier keine Schulmedizin, dafür gibt es Schamanen, die zum Beispiel 18 geistige Erkrankungen behandeln. Unter anderem dienen diese Holzfiguren für die Behandlung. Corona gäbe es nicht auf der Insel, der Schamane schützt sie davor. Die Kinder machen einen äußerst fröhlichen Eindruck, sind aufgeschlossen und kommen auf uns zu. Die Frauen sind eher distanziert. Möglicherweise liegt es daran, dass wir uns mit ihnen nicht verständigen können. Die Kochstelle ist ein Feuer vor der Hütte, um das sich die Schwiegermutter kümmert. Das Essen schmeckt hervorragend und wir sind sehr angetan von der Bescheidenheit und den glücklichen Menschen auf der Insel. Mit vielen tollen Eindrücken fahren wir zurück zu Infinity und reflektieren über unsere so unterschiedlichen Lebensweisen. 

Die nächste Insel Salaradup ist vollkommen anders. Weiße Strände, Palmen und türkises Wasser. Ein wahrgewordener Traum. Auf einer Insel gibt es ein kleines „Restaurant“, allerdings kommt der „Wirt“ mit dem Dinghi vorbei und erklärt uns, dass er heute leider nichts anbieten kann, kein Glück beim Angeln. Direkt daneben ist eine kleine Insel, die Rucksacktouristen beherbergt in kleinen Zelten. Dort gibt es außer Kokusnuss heute ebenfalls für uns nichts zu essen. Gut, dass wir am Vortag einen Fisch gekauft haben. Der wird kurzerhand in der Pfanne gebraten und wir verbringen wieder einen wunderschönen Abend auf unserem Boot, Sundowner inklusive. 

Der nächste Stopp Manununudup ist ebenfalls paradiesisch. Um viele Inseln herum liegen Schiffe in den Buchten. Das sind wir in der Corona-Saison gar nicht mehr gewohnt und wir suchen uns eine Insel, wo wir alleine ankern. Beim Landgang fühlen wir uns wie Robinson Crusoe. Wir packen unseren Grill aus und veranstalten ein Picknick mit gegrilltem Fisch auf der Insel. Die Szenerie ist traumhaft schön. Dieses Mal bereiten wir uns insektentechnisch besser auf den Landgang vor und werden großteils von den lästigen Mückenstichen verschont. 

Als wir im Inseldorf Rio Azucar an Land gehen wollen, entdecken wir am einzigen Steg ein Absperrband. Wir warten am Band und der Covid-Beauftragte der Insel empfängt uns. Leider dürfen wir nicht in das Dorf aber er organisiert uns den Lebensmittelbedarf, der prompt zu uns gebracht wird. Am nächsten Tag segeln wir wieder Richtung Norden um einen guten Ausgangspunkt für unsere Rückreise nach Colon zu haben. Der Kanaltermin steht bald an. Wir denken, dass keine Steigerung mehr  möglich sein kann aber die nächste Insel in den Cayo Holandes ist für uns die schönste. Am Ankerplatz sind wir umringt von tausenden kleinen Fischen. Die Insel ist palmenbewachsen mit Sandstrand und wenigen Einwohnern. Am kleinen Hausriff sehen wir schön erhaltene Korallen, viele Fische und einen Stachelrochen. Die weiblichen Inselbewohner verkaufen Molas wie überall. Eine Dame liegt gemütlich in ihrer Hängematte und wickelt den Verkauf bequem im Liegen ab – ganz „tranquillo“ wie man auf spanisch „entspannt“ sagt. Mit dem Beiboot besuchen wir noch eine Sandbank und fallen zufrieden ins Bett.

Tags darauf verlassen wir das Inselparadies San Blas und segeln zurück nach Colon in die Shelter Bay Marina. Wir kommen im Dunkeln an. Trotz Reservierung ist die Marina voll und wir legen am Steg für Großschiffe an. Nach einem Relax-Nachmittag am Pool werden die langen Panama-Leinen und Fender für den Kanaltransit an Bord gebracht. Ein Bekannter aus der Marina erzählt uns, dass vor einigen Tagen bei der Schleusung von Segelschiffen hinter einem Großschiff ein großer Schaden entstanden ist. Das Großschiff hat bei der Ausfahrt aus einer Schleuse zu viel Schub gegeben und die beiden Segelschiffe sind an die Wand gespült worden. Dabei sind die Klampen ausgerissen und sogar Schotten gebrochen. Damit ist der Traum vom Pazifik für diese Schiffe erst einmal ausgeträumt. Die Spannung steigt, morgen sind wir mit dem Schleusen an der Reihe.


Kurzvideo: paradiesische San Blas Inseln

3 Kommentare

  1. Ach Gott ist das schön!Da kann man ja richtig neidisch werden angesichts unseres schmuddeligen Winters. Genießt in vollen Zügen,bleibt gesund und fröhlich.Liebe Grüße von uns.😘😘

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