Bahamas – die traumhaften Exumas

Endlich sind wir in den Exumas, dem Teil der Bahamas, der aus vielen kleinen Inselchen und flachen Gewässern besteht. Das hat sich schon seit Jahrhunderten bewährt. Die hier in großer Zahl ansässigen Piraten haben wie die Made im Speck gelebt. Wer von den großen Schiffen nicht freiwillig auf ein Riff gefahren ist und damit ausgeraubt werden konnte, wurde aufgebracht und geentert. Während des amerikanischen Bürgerkriegs war Schmuggeln eine der Einkommensquellen der hier Ansässigen. Zur Zeit der Prohibition wurde Alkohol in die von den Bahamas in die USA gebracht. Und nachdem das alles so wunderbar funktionert hat, haben sich einige der kleinen Inseln, welche man auch kaufen kann, als Zwischenstation für Drogenkartelle aus Kolumbien angeboten. Der wohl bekannteste unter ihnen Pablo Escobar, der mit Herrn Lehder auf dessen Insel Kokain in die USA geschafft hat. In der Norman`s Cay liegt noch ein abgestürztes Flugzeug aus dieser Zeit im Wasser. 

Durch die flachen Gewässer zu navigieren, erfordert einige Aufmerksamkeit. Einige Regeln machen es hier leichter: In flachen Gewässern mit der Sonne im Rücken Ausschau halten, möglichst bei Hochwasser segeln, in den schmalen Öffnungen zwischen den Inseln durch fahren, wenn Wind und Tidenstrom zusammenpassen. Da bleibt zeitlich nicht viel Spielraum, sodass wir trotz kürzerer Distanzen viel unterwegs sind. 

Zuerst steuern wir Georgetown an, die Hauptstadt der Exumas, welche einem beschaulichen Dörfchen eher gleicht als einer Stadt. Allerdings kann man hier das eine oder andere offene Lokal finden. Wir liegen gegenüber in einer Bucht vor Stocking Island. Dort liegen die paradiesischen Strände mit einem Lokal direkt vor unserer Nase. Das Chat´n´Chill hat das Getränkemonopol auf diesem kleinen Eiland und ist damit gut besucht. 

Die Angestellten und die Urlauber sind hier gechillt – freundlich und gesprächig. Man erkennt sofort die Segler unter den Gästen. An der Kleidung, an der von Wetter gegerbten Haut, wasserdichten Rucksäcken. Zudem sind es eher ältere Semester und bringen aus Kostengründen ihr Bier direkt in der Kühltasche an den Strand.  Hier ist im Februar und März der Seglertreff auf den Bahamas, wo sich in Corona-freien Zeiten bis zu 200 Boote versammeln. Jetzt sind es nicht einmal ein Viertel, aber trotzdem der vollste Ankerplatz seit Sint Maarten. Nach den langen und anstrengenden Schlägen beschließen wir, zwei Nächte zu bleiben und das Sonntags-Spanferkel im Chat´n´Chill zu genießen. 

Am folgenden Tag geht es weiter zur Children`s Bay Cay. Dieses Kleinod hat Herr Heinz II, der Ketchup-Magnat in den sechziger Jahren gekauft. Jetzt steht es für 30 Millionen Dollar zum Verkauf. Der Versuch, dort eine Luxushotelanlage zu bauen, ist offensichtlich gescheitert. Ketchup Heinzi ist auch nicht mehr dort. Er ist mit seiner Frau vor langer Zeit auf der Insel gewesen und diese wollte nach Georgetown shoppen gehen. Als der Fahrer sie direkt vor dem Markt absetzte erkannte sie diesen aufgrund ihrer überhöhten Erwartungen nicht als Markt und wollte nun nach Georgetown gebracht werden. Der Fahrer eröffnete ihr, dass sie bereits in Georgetown wären und dann wollte sie angeblich provinziell geschockt nachhause. 

Nächster Stopp: Rudder Cut Cay, im Privatbesitz von David Copperfield. Dort soll es nette Höhlen und Schnorchelplätze geben. In einer Bucht hat David Copperfield eine Meerjungfrau mit Piano aus Beton versenken lassen zum Schnorcheln. Die Höhlen sind nett, allerdings muss man aufpassen, dass man nicht von den Touristenmotorbooten überfahren wird. Wie überall gibt es hier zwischen den Inseln viel Strömung und an den exponierten Stellen findet man auch schöne Riffe mit Korallen und Fischen. Da man ziemlich paddeln muss, um nicht mit der Strömung abgetrieben zu werden sind diese Schnorchel-Ausflüge deutlich kürzer – am besten bei Hoch- oder Niedrigwasser. Von großen Fischen ist weit und breit nichts zu sehen. Dafür sieht man viele Motorboote mit der maximal erlaubten Angelanzahl von 6 Angeln durch die Gegend fahren.

Kurzvideo Children’s Bay Cay – die Privatinsel von Heinz II Ketchup
Kurzvideo Rudder Cut Cay – die Privatinsel von David Copperfield

Weiter geht es nach Blackpoint Settlement auf Great Guana. Hier findet man noch etwas vom karibischen Flair. Wir nützen die relativ ruhige See um das Unterwasserschiff zu putzen. Dabei entdecken wir einen Schiffshalterfisch am Backbordkiel mit mindestens einem Meter Länge, der sich aber trollt, nachdem wir den Kiel putzen wollen. Ein Seestern „beobachtet“ das Ganze aus sicherer Entfernung. 

Kurzvideo Thunderball Grotte – Staniel Cay

Der nächste Stopp ist Staniel Cay Bay. Ein wirklich tolles Schnorchelerlebnis. Kaum ist der Anker eingegraben, machen wir uns auf zur Thunderball Grotte. Dort wurde 1965 ein James Bond (Feuerball) gedreht und kann bei Niedrigwasser gut beschnorchelt werden, da sonst die Zugänge unter Wasser sind. Ein Blick auf den Tidenkalender zeigt uns, dass wir jetzt hin können. Also her mit dem Dinghi, Flossen, Maske und GoPro. Wir hauen den Anker von Mitzi ins Wasser uns flosseln in die Grotte. Wunderschöne Lichtspiele und viele kleine Fische, die auf einen zuschwimmen. Das seltsame Verhalten erklärt sich beim Beobachten der Mitschnorchler. Sie füttern die Fische und so wollen sie auch etwas von uns. Später im Staniel Cay Yachtclub angekommen sind wir begeistert von der Athmosphäre. Der Club hat kleine Ferienhäuser, ist sehr gepflegt und lädt zum Verweilen ein. Als erstes gehen wir am Steg entlang und sehen eine Gruppe begeisterter Leute. Dort füttert gerade ein Mitarbeiter des Clubs eine Gruppe von mindestens 20 Ammenhaien, die auf den Stufen hängen, um etwas von dem Fisch zu bekommen. Man kann sie sogar streicheln, außer es kommt gerade wieder ein Stück Fisch daher. Dann übernimmt der Instinkt und sie hechten auf potentielles Futter zu. Unter ihnen schwimmen ein paar Rochen und lassen sich nicht aus der Ruhe bringen. Bevor wir weiterziehen, fahren wir mit Mitzi noch zu einer kleinen Nachbarinsel, die den Schweinen gehört. Hier leben ein Haufen Schweine zusammen mit Hühnern und natürlich kommen auch Touristen, die sie mit Futter versorgen. Wir haben kein Futter, die Ferkel kommen trotzdem neugierig vorbei. 

Kurzvideo Haie streicheln – Staniel Cay

Warderick Wells Cay liegt inmitten eines Nationalparks. Dort gibt es Bojen zum Anlegen. Außer den Parkwächtern gibt es keine Infrastruktur auf der Insel, nichts zu essen oder zu trinken und auch kein Internetempfang. Nach dem Anlegen an der Boje hüpft Martin gleich unter Wasser und entdeckt einen Riffhai direkt unter unserem Boot mit einem Schwarm Gelbflossenthunfische. Nicht zu glauben, der Hai ist so entspannt und umkreist den Fischschwarm in Menschennähe, obwohl sie normalerweise sofort die Flucht vor Menschen ergreifen. In den geschützten Gebieten sieht man viele größere Fische, da dort Angeln verboten ist. Da wir unsere Boje noch zahlen müssen, machen wir uns mit dem Dinghi auf zur Insel. Dort gibt es ein paar angelegte Wege, sprich man weicht den Bäumen und den Löchern aus, in dem man den ab und zu sichtbaren gelben Strichen am Boden nachgeht. Mit Flipflops haben wir nicht gerade die beste Schuhwahl getroffen, machen dafür aber Stabilisierungsübungen für die Sprunggelenke mit gleichzeitiger Fußreflexzonenmassage. Am nächsten Morgen warten wir Hochwasser ab, da dort die Strömung kurzzeitig nachlässt und damit das Schnorcheln weniger anstrengend ist. Kaum den Kopf unter Wasser gehalten, sehen wir zwei Riffhaie und einen großen Schwarm Adlerrochen und kommen aus dem Schwärmen kaum mehr heraus. Knapp 200 Meter weiter ist ein Korallengarten mit Festmacherboje. Dort hängen wir uns an und treffen auf eine große Vielfalt an kleinen Fischen samt Rotfeuerfisch und einen schlafenden Ammenhai. Er hat einen Angelhaken mit Leinenrest am Maul – das arme Tier. 

Kurzvideo – Der Schweinchenstrand in den Exumas

Da Warderick Wells Cay wegen seiner Süßwasserquelle und seiner Höhe, die ein Rigg verdecken konnte, ein berüchtigter Piratenstützpunkt war, wollen wir uns den entsprechenden Piraten-Entspannungsstrand ansehen und fahren mit dem Dinghi an den Strand. Im seichten Wasser die nächste Überraschung: Riesige Rochen cruisen durch die Ankerbucht. Nachdem dies Kerstins Lieblinge sind, springt sie ins Wasser und Martin bleibt an Bord von Mitzi und rudert hinterdrein. Kerstin kommt immer wieder nah an einen Rochen ran. Der ist allerdings nicht gerade in Spiellaune, sondern durchsucht den Sandboden nach Essbarem. An Land angekommen, merken wir, dass an diesem Teil der Insel die Markierung der Wege schlecht ist, sodass wir im Kreis gehen. Beim Auslaufen aus der Bucht schwimmen noch drei kleine Schildkröten mit uns mit. 

Kurzvideo Riffhai am Ankerplatz belauert einen Thunfischschwarm – Warderick Wells Cay

Als nächstes müssen wir natürlich das Flugzeugwrack in der Norman`s Cay beschnorcheln. Ein schönes Plätzchen für die kleinen Fische, die hier vermutlich auch gefüttert werden und ihr natürliches Leben daher leider aufgeben und nahe herankommen. Das Wrack ist noch gut zu erkennen. Es dürfte eine DC3 gewesen sein. Zurück unter unserem Boot finden wir noch einen riesigen Barrakuda, der sich freut, dass ihn wegen Ciguatera keiner angeln will.

Kurzvideo Rochen, Haie und eine Pirateninsel – Warderick Wells Cay

Unser letzter Stopp auf den Exumas ist die Bucht zwischen Allan`s Cay und Leaf Cay. Auf Leaf Cay leben Großfamilien von Felsenleguanen – Rockiguanas. Die werden natürlich von den Touristen auch gefüttert, sodass sie uns schon entgegenkommen, als wir aus dem Wasser auf den Strand gehen. Drei Amerikaner sitzen mit Kühltasche da und werden von einigen Iguanas belauert. Daher freuen sich die Amerikaner als das Leguan-Interesse von uns abgelenkt wird. Am Meeresboden finden sich beim Schnorcheln viele Muscheln. Es sind die hier berühmten Conch-Muscheln. Zur Feier des Tages wechselt Martin noch das Getriebeöl von unseren Saildrives und erneuert die Opferanoden der Propeller. Es wird wohl noch etwas dauern, bis wir Infinity ins Trockene bekommen. Daher muss das Ganze im Wasser passieren. Auf geht es nun nach Nassau, der Hauptstadt der Bahamas.

Kurzvideo – Das Drogenflugzeug des Medellin Kartells

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