Barbados vor Anker live und in Farbe

Nun wechseln wir erst einmal den Ankerplatz und schauen was es Neues für uns gibt. Die Küstenwache gibt uns die Erlaubnis, In der Payne’s Bay zwischen zwei Schiffen zu ankern. Eines der beiden Schiffe heißt Firefly und bedeutet zu deutsch Glühwürmchen. Wir staunen nicht schlecht als in der Nacht tatsächlich Glühwürmchen um uns herumschwirren. Damit erleben wir neben Sternen, Mond, glitzerndem Plankton auch noch die herrlichen Insekten. „Just an other day in Paradise“ von Phil Collins ist längst unserer innerer Ohrwurm. Natürlich möchten wir von unserem Ankerplatz aus den Ort erkunden. Nachdem kein Steg vorhanden ist, müssen wir mit dem Beiboot an den Strand fahren. Leichter gesagt als getan. Zunächst müssen wir einen geeigneten Platz finden um mit dem Dinghi anlanden zu können. Leider haben wir noch nicht den richtigen Platz gefunden und in einer brechenden Welle am Strand mit dem Dinghi gemeinsam einen Salto vorwärts gemacht. Bis auf ein paar kleine Schrammen und blaue Flecken ist uns gottseidank nichts passiert. Allerdings ist der Außenbordmotor voller Salzwasser und Sand. Badegäste helfen uns das Dinghi an den Strand zu ziehen und finden meine Sonnenbrille und unsere Badeschlapfen. Leider ist Martins Sonnenbrille verschwunden geblieben. Damit ist bereits die dritte Brille seit den Kanaren weg. Das ist aber erst einmal nicht wichtig. Der Motor muss unbedingt mit Süßwasser gespült und mit WD40 behandelt werden. Sonst rostet er uns unter dem Hintern weg. Am Strand findet sich zwar ein Bootsverleih, der uns aber nicht hilft, da jetzt Feierabend ist. Hier leben Menschen mit Prinzipien. Schnell lernen wir im Gegensatz dazu einen sehr netten Einheimischen kennen. Dieser Rastaman kommt mit seinem Jetski und fragt wie er uns helfen kann. Eimerweise Frischwasser haben wir schon über den Motor gekippt. Allerdings brauchen wir WD40. Unser neuer Freund macht sich sofort auf den Weg und bringt eine ganze Flasche mit. Diese will er sich nicht einmal zahlen lassen. Um nicht zum Schiff zurückrudern zu müssen, schleppt er uns mit dem Jetski ab und erklärt uns die besten Anlandestellen. Auch kennt er einen Fischer welcher sich mit Außenbordern auskennt und bietet an, diesen am nächsten Morgen zu uns zu bringen. Tatsächlich kommt er am folgenden Morgen mit dem Fischer an. Er selbst bleibt in der Nähe und wartet, ob er noch etwas besorgen kann. Trotz übervoller Kiste mit sämtlichen Schmiermittelchen fehlt für den Vergaser das Richtige. Sofort macht sich sich unser Freund auf den Weg und bringt den notwendigen Spray. Jetzt haben wir aber wirklich alles. In der Ferne sehen wir ihn rauchen. Daher möchte ich ihm eine Packung Zigaretten schenken. Er winkt ab und erklärt uns, dass er keine Zigaretten rauche. Er sei eher so ein „Bob Marley Typ“. Das scheinen hier die meisten zu sein. Das nächste Anlanden mit dem Dinghi funktioniert ohne Zwischenfälle.

Wir finden eine Tankstelle, die die wichtigsten Lebensmittel verkauft. Obst und Gemüse gibt es am Straßenrand. Da es in der Nähe das beste Eis der Insel geben soll, gehen wir hoffnungsvoll in die Eisdiele um festzustellen, dass die italienische Eiskunst hier nicht praktiziert wird. Aber man kann nicht alles haben. Immerhin gibt es einen sehr netten kleinen Fischmarkt. Dieser gehört Frau Young. Auf ihrer Schürze ist zu lesen „FOREVER YOUNG“. Der Fisch ist frisch und günstig und das breite Lächeln gratis.

Nachdem direkt vor unserem Liegeplatz ein gutes Restaurant ist, möchten wir dort auch einmal vorbeischauen. Natürlich haben wir die Bewertung bei TripAdvisor angesehen und festgestellt, dass es dort höherpreisig zugeht. So schlimm wird es schon nicht sein. Also frohen Mutes rein ins Lokal. Allerdings kommen wir nur bis zum Eingang. Zu Essen gäbe es nicht, einen Tisch schon gar nicht. Aber wir ergattern einen Bistrotisch und ordern ein Bier vom Fass. Die Kellnerin kommt wieder und sagt, dass es doch noch einige Gerichte gäbe. Die Küche schließe bald. Bei den biblischen Preisen bestellen wir beide eine Vorspeise. Martin bestellt „BBQ corn ribs“ und ich irgendwas mit Käse und Tomaten. Kurze Zeit später kommt die Kellnerin mit zwei angekleckerten Tellern und Martin freut sich über den Gruß aus der Küche. Allerdings müssen wir feststellen, dass der Gruß unsere bestellte Speise ist. Martin hat Dreiviertel eines winzigen Maiskolbens, sprich Rippchen vom Mais bekommen wie bestellt. Ich habe zwei Scheiben Brot im Ausmaß zweier Chipskrümel mit farblichen Akzenten vor mir stehen und überlege, was wir später kochen können.

Ankern in einer Bucht muss bewilligt werden, da es viele Korallen gibt, die durchs Ankern kaputt gehen können. Mit entsprechender Erlaubnis der Signalstation freuen wir uns über die Ruhe in der Bucht. Die Coastguard hat ein kleines Stahlschiff mit dem Namen „Enterprise“. Sie winken uns nett zu und kommen auch einmal längsseits, da sie wissen wollen wo denn zur Hölle unser Heimathafen Vienna sei. Seitdem hupen sie immer wenn sie vorbeikommen. Einige Segler, die wir unterwegs treffen, erzählen, dass sie in dieser Bucht verjagt worden sind. Falsch oder illegal Ankern ist nicht empfehlenswert, da bei Strafe 25.000 US Dollar plus Gefängnis fällig sind. Wir nutzen unseren exklusiven Platz, fahren in den Marinepark gleich nebenan um eine Runde zu tauchen. Ein Tauchgang direkt am Riff beim Strand in fünf Metern Tiefe ist aufgrund der Jetskis und Schnellbooten nicht ganz ungefährlich, sodass wir uns ein tieferes Plätzchen suchen.

Sehr befremdlich und auch ein wenig traurig anzusehen sind drei Kreuzfahrtschiffe, die in einiger Entfernung voll beleuchtet vor der Küste hin und her kreuzen da es wegen Corona keine Gäste gibt. Geht der Proviant aus, kommen sie zur Küste und lassen sich beliefern. Da wir Richtung Norden wollen um in Port Saint Charles auszuklarieren, steuern wir Speightstown an. Dort ist ein wunderschöner Fischersteg auf Navionics zu sehen. Damit können wir demnächst Dinghi-Purzelbäume vermeiden. Leider Fehlanzeige. Der Steg ist kurz vor dem Zuammenbruch und würde das Dinghi innerhalb weniger Stunden zermalmen. Also auf zum Strand. Wir üben uns im Wellenlesen, um die richtige Welle zum trockenen Anlanden abzuwarten. Glücklich, diesmal nur halbnass geworden zu sein, machen wir uns auf, unsere Einkaufsliste abzuarbeiten. Völlig entzückt stellen wir fest, dass wir fast alles in Tankstelle, Baumarkt und Lebensmittelgeschäft innerhalb von zwei Stunden bekommen haben. Da müssen sich die Kanaren hinten anstellen. Die Preise sind ähnlich gesalzen wie das Meer, daher halten wir uns mit Lebensmitteln auf Notwendiges beschränkt. Die Friseurin ist in einem Hinterzimmer eines Kleintiergeschäftes zu finden. Im winzigen Kabäuschen wird gegen Voranmeldung fleißig und vor allem teuer frisiert.

Speightstown Bay von oben und unten


Silvester steht an. Da wollen wir Infinity sicher im Hafen haben, da es stürmisch wird und wir zur Partymeile nach Holetown wollen. Also legen wir in der Marina Port St. Charles an. Ein Luxuskomplex mit Restaurant, Schwimmbad etc. Erstens kommt es anders, zweitens als man denkt! Corona holt uns ein. Ausgerechnet an Silvester wird ab Mitternacht eine Ausgangssperre verhängt. Da die Strafen mit 50.000 US Dollar plus ein halbes Jahr hinter Gittern nicht so unser Ding sind und diese auch bereits an Quarantäne-unwillige Urlauber verhängt wurden, beschließen wir vorzufeiern. Die Partymeile besteht aus einer Einheimischen-Kneipe. Dort sind insgesamt 10 Gäste, aber alle gut drauf. Wir schauen noch zum Strand. Wir treffen zwei Segler, die Hand gegen Koje mit zwei verschiedenen Booten nach Barbados gekommen sind. Die beiden haben sich hier kennengelernt und sich eine„Unterkunft“ geteilt. AirBNB hat ein tolles Angebot. Das Haus ist ein Himmelbett aber dafür günstig. Beide sind jung und sie nehmen alles mit Humor. Ab 22.00 Uhr beginnt die Polizei-Patrouille zur Überwachung der Corona-Vorschriften. Die Lokalredakteurin schießt ein paar Fotos. Viele Motive scheint sie nicht gefunden zu haben, da wir prompt am nächsten Tag in der Zeitung abgebildet sind. Um 22.00 Uhr werden ein paar wenige Raketen geschossen. Ein Taxi bringt uns vor Mitternacht zurück und es sind Leute im Hafenlokal. Wir fragen nach einem Tisch und werden nach Vorschrift zu einem Buch geleitet. Zunächst gibt man Vor- und Nachnamen mit Telefonnummer an und lässt sich die Temperatur messen. Alles im grünen Bereich. Nach getaner Arbeit bekommen wir die Information, dass wir keinen Tisch mehr bekommen, da sie zusperren und auch zu Mitternacht zuhause sein müssen. Hauptsache die Vorschriften werden eingehalten. Am Steg im Hafen liegt ein zweites Boot, eine sehr gepflegte Lagoon 380. Der Eigner Peter ist mit zwei Freunden hergesegelt und die Familie ist nachgeflogen. Wir verbringen nette Stunden zusammen. Da sie eine ähnliche Route wir wir fahren wollen, werden wir uns sicher wiedersehen. Jetzt fehlt nur noch Martins Ersatz für die geschredderte Bankomatkarte für die Abreise nach St. Lucia. Die Karte kommt zwar in sensationellen zwei Tagen von Österreich auf Barbados an. Allerdings ist bis zum 5. Januar alles geschlossen. Daher kann uns die nette Dame vom österreichischen Konsulat die Karte erst am 6. bringen. Auch wartet St. Lucia mit neuen Corona-Regeln auf. Wir brauchen einen aktuellen Corona-Test. Den gibt es in einigen Polykliniken gratis. So machen wir uns mit dem Dinghi nach Speightstown auf. Den Strand haben wir schließlich dort schon einmal erfolgreich bezwungen. Sicherheitshalber haben wir alles in eine wasserdichte Tasche gegeben, ich habe meine einzige normale Brille dort auch verstaut und eine Sonnenbrille mit schwimmfähigem Band angezogen. Martin hat darauf verzichtet. Das wäre damit die nächste verlorene Brille. Wir sind zwar nicht gekentert, aber beinahe. Diesmal wurde nur die Dinghi-Besatzung an den Strand katapultiert aber Mitzi ist schön aufrecht geblieben und der Außenborder hat sich somit ein neuerliches Wellnessprogramm mit Salz-, Süßwasser, WD40 und Vergaserspray erspart. Naja, die Lernkurve mit den tückischen Strandwellen bei uns ist höher als der steile Verlauf der Corona-Fallzahlen in Barbados.

Der Corona-Test ist tatsächlich gratis. Dafür nimmt man das Anstellen bei Regen und abwechselnd Sonne für zwei Stunden in Kauf. Das Testergebnis soll binnen 48 Stunden per Mail da sein. Damit bereiten wir uns schon mal auf die Abfahrt nach St.Lucia vor. Natürlich liegt das Testergebnis nicht nach 48 Stunden vor, auch nicht nach 72. Wir klarieren aus Barbados aus. Um drei in der Früh stechen wir wieder in See um noch bei Tageslicht in der Rodney Bay von St. Lucia anzukommen. Schiff ahoi.

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