Galapagos – Isla San Cristobal

Galapagos ist ein Traumziel für jeden Pflanzen- und Tierliebhaber. Die zu Equador gehörige Inselgruppe liegt am Humboldtstrom, der unter anderem kaltes Wasser aus der Antarktis hertransportiert. Damit ist das Wasser 22 Grad Celsius kalt, es gibt große Seelöwenkolonien, sogar Pinguine. Korallen findet man keine, dafür jede Menge Haie und andere Großfische, die vom reichhaltigen Buffet der Tierwelt naschen. Charles Darwin hat auf Basis seiner Beobachtungen hier die Evolutionstheorie entwickelt.

In einem halbwegs passenden Wetterfenster machen wir uns auf den Weg. Zum Abschied springt wieder eine Menge kleiner Rochen in der Bucht herum. Jetzt freuen wir uns schon auf unser nächstes Ziel. Vor uns liegt eine Passage von knapp 900 Seemeilen (ca. 1.600 km) in 6 Tagen bis zur Isla San Christobal. 

Kurzvideo: Kleine Rochen springen in der Bucht auf San Jose / Las Perlas

Anfangs sind wir mit dem Wind flott unterwegs. Wir erreichen unser neues Rekordetmal von 187 Seemeilen in 24 Stunden entsprechend einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 7,8 Knoten (14,4 km/h). In der zweiten Hälfte der Passage müssen wir zum Teil auch auf die Motoren zurückgreifen, da der Wind meist zu schwach ist und etwas zu weit von vorne kommt. Martin hat den Segeltrimm mittlerweile so weit perfektioniert, dass wir auch bei einer Windstärke unter 8 Knoten noch vernünftig schnell hoch am Wind segeln können wenn die Wellen nicht zu hoch sind. 

Am dritten Tag kommt dann die obligatorische Reparatur: Die Salzwasserpumpe für unseren Seewasserhahn in der Pantry hat den Geist aufgegeben. Martin hat dafür gesorgt, dass wir eine Ersatzpumpe mithaben und diese einfach austauschen können. Mit der Zeit fängt auch der Autopilot Fredl an komische Geräusche von sich zu geben. Nachdem allerdings soweit alles in Ordnung scheint, setzen wir die Fehlersuche auf unsere Todo-Liste für die Arbeiten am Ankerplatz. Die Luken und Fenster scheinen endlich dicht zu sein. 

Das Segeln ist unaufgeregt. Es finden sich kaum andere Schiffe auf unserer Route, ab und zu sehen wir Fischer. Trotz der großen Entfernungen zum Festland haben wir treue Begleiter. Delfine, dunkelgrau mit hellen Tupfen, begleiten uns immer wieder für eine Weile. Interessanterweise begleiten uns auch einige Tölpel, die recht putzig aussehen. Wir fragen uns, wie sie so weite Strecken bewältigen können. Sie kommen ganz einfach als Gäste an Bord und schlafen sich bei uns in der Nacht an Deck aus. Als Tierliebhaber lassen wir sie natürlich gewähren, bis wir am nächsten Tag die Hinterlassenschaften bemerken. Die Viecher haben eine extrem rasche Verdauung. Ein kurzer, aber heftiger Regenschauer ist beim Putzen behilflich. Von unseren Freunden auf der Segelyacht Eden erfahren wir, dass die Tölpel danach auf ihr Boot übersiedelt sind. Nur haben sie dort ihre Freunde und Verwandte mit eingeladen, sodass morgens 20 Tölpel das Boot belagern. 

Unaufhaltsam nähern wir uns dem Äquator. Da wir den Äquator bei Dunkelheit überqueren, ziehen wir die Äquatortaufe etwas vor. Es erfolgt eine Ansprache an Neptun mit anschließender Opfergabe in Form von Sekt. Danach erfolgt die eigentliche Taufe: Martin erhält seinen neuen Namen „Käpt`n Blaubär“, Kerstin wird zum „Seehasen“. Jeder schwimmt mitten im Pazifik um das Boot, Martin überprüft gleichzeitig noch einmal, ob der Rumpf für die Galapagos Inseln wirklich sauber ist. Als Tauf-Mahl wird Schnitzel mit Reis und Salat serviert und ein leichter Mango-Daiquiri genossen. 

Mit Sonnenaufgang kommt Land in Sicht und während wir Richtung Ankerplatz fahren, kommt uns der erste Seelöwe begrüßen. Auf der Isla San Christobal ist die größte Seelöwenkolonie von Galapagos, entsprechend viele kommen vorbei, sind neugierig und wollen gleich aufs Boot. Wären ja prinzipiell nette Gäste, allerdings bringen die auch sofort die gesamte Familie mit und belagern das Boot. Und deren Exkremente sind noch einmal eine ganz andere Liga als die der Tölpel. Daher versperren wir unsere Aufgänge mit Fendern. Das hält aber den einen oder anderen sportlichen Seelöwen nicht in der Früh davon ab, rauf zu hüpfen und einen Blick durch unser Schlafzimmerfenster zu werfen. Nach einem treuherzigen Blick springen sie dann auch freiwillig wieder ins Wasser. 

Nach unserer Ankunft am Vormittag nehmen wir gleich Kontakt mit unserem Agenten auf, der hier verpflichtend ist für die Koordination aller Offiziellen, die an Bord kommen und alles überprüfen. Bei der Unterwasserinspektion von einem Taucher kann es passieren, dass einem der Zutritt zur Insel verweigert wird. Nicht nur das, wegen einer einzigen Seepocke am Rumpf muss man 40 Seemeilen rausfahren, Schiff nochmal putzen und wieder zurückzukommen. Danach sind 120 US-Dollar extra zu zahlen um die neuerliche Überprüfung über sich ergehen lassen zu dürfen. 

Wir sind natürlich akribisch vorbereitet. Selbst die Bilgen sind blitzblank. Damit kann die Invasion der Inspektoren beginnen. Ein komplett angefülltes Taxiboot hält auf uns zu. Zunächst entern die Mitarbeiterinnen von der Gesundheitsbehörde gemeinsam mit unserem Agenten das Boot. Das Blutdruck- und Pulsmessen wird fotografisch für die Akten festgehalten, die Medikamente wollen begutachtet werden. Eigentlich reicht ihnen aber auch die schriftliche Liste, die wir ihnen gleich aushändigen. Damit geben sie sich zufrieden. In Folge werden sämtliche notwendigen Beschriftungen überprüft. Martin hat überall Zettel ausgedruckt und hingeklebt. Dabei geht es darum, sichtbar zu machen, dass kein Müll in das Meer geworfen werden darf, was wir ohnehin nie machen. Unsere Seife wir nicht als biologisch abbaubar akzeptiert, daher dürfen wir vor Ort eine neue kaufen. Diese gibt es nur in 3,8 Liter Flaschen. Damit wären wir erstmal versorgt bis Australien. Macht nichts, Seife braucht man immer. 

Das Taxiboot kommt wieder zurück und spuckt noch einmal 8 Inspektoren aus. Bei den meisten weiß man nicht genau, warum sie da sind. Sie plaudern, scherzen, füllen nebenbei Formulare aus und schauen ins Handy. Der Taucher ist zufrieden, wir atmen erleichtert auf. Der Zuständige von der Biosicherheit hat gefühlte 20 Formulare mit Durchschlag dabei. Jeder der Inspektoren braucht die gleichen Informationen und füllt seine eigenen Formulare aus. Der Biosicherheitsbeauftragte beginnt seine Amtshandlung mit der Besichtigung. Wie alle anderen kommt er mit Straßenschuhen an Bord und trampelt durch das ganze Schiff. Zunächst inspiziert er die Bilgen mit unserer Taschenlampe. Bücken ist bei seiner Statur anstrengend, daher schaut er dort nicht ganz so genau. In Stehhöhe haben wir einige Lebensmittel gestaut, die dafür peinlich genau unter die Lupe kommen. Glücklich findet er eine kleine Konservendose, die ihre Verbrauchsempfehlung um einen Monat überschritten hat. Die Dose müssen wir gleich öffnen und eines der Marmeladengläser muss in den Kühlschrank. Trotz intensiver Suche findet er keine Käfer in Reis oder Nudeln, sodass er mit einer schwachen Ausbeute von zwei Treffern aufgibt. 

Nach zwei Stunden ist der Spuk vorbei. Alle freuen sich, dass sie ein Bier bekommen haben, das sie dann mit nachhause nehmen. Dani, unser Agent, bringt schon eine aktivierte Sim-Karte mit. Nach Beantwortung unserer Fragen und den Erklärungen zur Insel fahren wir gleich mit Müll aus drei verschiedenen Kategorien und Wäsche mit ihm zum Dorf. 

Wir erkunden den kleinen Ort, also eigentlich die Hauptstadt von Galapagos, Puerto Baquerizo Moreno mit 26.000 Einwohnern, Seelöwen nicht mitgezählt. Die sind hier wirklich überall und man muss aufpassen, dass man nicht über sie stolpert. Ihre Sprache klingt nach einer Mischung aus asthmatischem Röcheln, Keuchen und Bellen bis hin zu Kindergeschrei. Die Infrastuktur ist gut. Es gibt Wäschereien, Leben ist auf der Straße, alle Lokale sind offen und einige davon gut besucht. Die einzige Covid-bedingte Maßnahme ist Tragen einer Maske, wobei das nicht so akribisch eingehalten wird. Viele Urlauber scheinen aus Equador zu kommen, Boote gibt es wenig, da und dort hört man deutsch. Das Preisniveau ist in Ordnung und das Essen sehr gut. 

Wie immer teilt sich unser Tagesablauf in zwei Drittel Arbeit und ein Drittel Freizeit auf. Martin macht gleich einmal den Motorservice mit Öl- und Filterwechsel. Ab morgen heißt es dann hoffentlich mehr Zeit für das Tourismusprogramm. Tauchen mit den verschiedenen einzigartigen Haiarten und Meerestieren ist bereits gebucht.

5 Kommentare

  1. Survival of the fittest, dachte sich der Hai und jausnete einen Seelöwen. Schön dass ihr gut gelandet seid, und schaut dich die Darwinfinken mit ihren speziellen Schnäbeln an.
    LG A&K

  2. Toll, dass Ihr jetzt auf den Galapagos Inseln seid, da ist ja wirklich etwas Besonderes. Wenn alles klappt sind wir im nächsten Jahr auch dort. Aber das mit den ganzen Inspektionen hört sich ja umständlich an. Wozu prüfen sie denn die Medikamente? Drogen? Ganz viel Spaß wünsche Euch Annemarie

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