Eindrucksvoller Panama-Kanal Transit

Heute ist es so weit. Der Tag, von dem wir seit vielen Jahren träumen ist angebrochen. Der Tag des Panama-Kanal-Transits. Viele Vorbereitungen mussten getroffen, dutzende Formulare ausgefüllt und eine Transitbegutachtung durch Offizielle gemacht werden. An Bord müssen 6 Personen sein. Der Kapitän, der Lotsenberater und vier Personen zur Bedienung der Leinen, die vom Schiff an die Kanalmauern führen um das Schiff in der Mitte des Kanals zu halten. Geschleust wird man durch drei Schleusen aufwärts gemeinsam hinter einem Großschiff. Man überwindet dabei einen Höhenunterschied von ca. 55 Metern in den Gatun Stausee. Dort wird übernachtet und nächsten Tag geht es drei Schleusen abwärts vor einem Großschiff und man landet im Pazifik. Nachdem wir nur zu viert an Bord sind, organisiert unser Agent einen zusätzlichen Linehandler, der zu Mittag an Bord kommt. Er stellt sich als ehemaliger panamaischer Fußball-Nationalspieler heraus, der nun eine Ausbildung zum Marine-Juristen macht und sich durch die Kanalpassagen sein Studium verdient. Gegen Mexiko hat er ein Tor geschossen und er erkennt uns als Real-Madrid-Fan sofort erfreut als Landsleute von David Alaba.

Jetzt geht es an den zugewiesenen Ankerplatz in der Shelter Bay und wir warten auf das Boot, das unseren Lotsen an Bord bringt. Das geschieht auch pünktlich und schon sind wir auf dem Weg zur ersten Schleuse. Wir erfahren, dass wir gemeinsam mit einem anderen Segelkatamaran hinter einem Gastanker geschleust werden. Der andere Segelkatamaran ist so groß, dass der Lotse entscheidet, die Panama-Leinen ausschließlich über den großen Katamaran zu führen. Somit bleibt uns lediglich die Aufgabe, am anderen Katamaran mit Springleinen festzumachen und auf Standby zu bleiben. Erleichterung macht sich breit, denn das Führen der Leinen ist keine leichte Aufgabe wenn man es noch nie gemacht hat.

Der Tanker vor uns fährt in die offene Schleusenkammer und wir legen am anderen Katamaran an. Langsam fahren wir hinter dem Riesen in die Kammer ein. Von oben werden vier Führungsleinen mit Affenfäusten zielsicher geworfen. An diesen werden die noch am Schiff befindlichen Panama-Leinen befestigt, an den Führungsleinen zur Schleusenwand gezogen und dort fixiert. Beim Aufwärtsschleusen müssen die Panama-Leinen laufend dichtgeholt werden, damit die Segelschiffe in der Mitte der Schleuse bleiben. Die Schleusenkammer schließt sich hinter uns wie in Zeitlupe und schon strömt von unten Wasser in die Schleuse. Das Wasser kocht und die Linehandler am anderen Katamaran schwitzen in der Nachmittagshitze. Der Wasserspiegel hebt sich erstaunlich schnell. Martin beauftragt den Lotsen noch einmal, den Lotsen und Kapitän des Gastankers anzufunken, damit uns das Schicksal der Boote mit gebrochenen Klampen und Schotten erspart bleibt. Martins Schwester Daniela verfolgt das Schleusen dank Webcam live zuhause und sendet uns dankenswerter Weise Bilder davon.

Dem Lotsen steht laut Bedingungen eine geschlossene frische Wasserflasche, eine verschließbare Toilette und ein warmes Essen zu. Mimi und Kerstin kochen ein herrliches Risotto und das Essen wird in der letzten Schleusenkammer eingenommen. Leider mag unser Linehandler keine Champignons und er wird später noch mit einem Sandwich versorgt.

Das Schleusen wiederholt sich noch zweimal und wir landen wohlbehalten, angespannt und erleichtert zugleich im riesigen Gatun-Stausee. Hier machen wir uns vom anderen Boot los und an einer Boje fest. Staunend beobachten wir die Ozeanriesen, die über den Stausee gleiten. Der Lotse wird wieder abgeholt und morgen kommt angeblich um 7.00 Uhr der nächste an Bord.

Wir genießen den ruhigen lustigen Abend mit tollem Sonnenuntergang am Gatun-See auf dem Vordeck mit hervorragendem chilenischem Merlot während unser Linehandler selig schläft. Am nächsten Tag werden wir um 6.30 Uhr vom Boot geweckt, das den nächsten Lotsen an Bord bringt. Früher als geplant machen wir uns auf den Weg über den 45 Seemeilen langen Weg zur nächsten Schleuse. Während der Fahrt genießen wir ein ausgiebiges Frühstück. Beim Steuern ist Konzentration angesagt, denn wir müssen am äußerst rechten Fahrwasserrand fahren und sollten dabei gleichzeitig keine der vielen Fahrwassertonnen rammen. Wir werden wieder mit dem Katamaran von gestern geschleust. Diesmal hinter uns ein riesiges Autotransportschiff. Drei Schleusen später öffnen sich die letzten Tore und wir können es kaum glauben. Wir schwimmen im Pazifik.


Zeitrafferaufnahme: Die Panama-Kanal-Schleusentore öffnen sich für den Weg auf den Pazifik

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