San Francisco – bunt und erfrischend

Wir kommen von Norden und fahren direkt über die Golden Gate Bridge in die Stadt. Wie man weiß, gibt es dort oft Nebel. Auch bei unserer Fahrt hinüber liegt ein Teil der Brücke im Verborgenen. Bevor wir in die Stadt kommen, machen wir Stopp an einem Aussichtspunkt und haben einen wunderschönen Blick auf die Brücke. Hier fällt uns gleich einmal auf, wie kalt es ist. 20 Meilen ins Landesinnere ist die Hitze kaum auszuhalten, hier frieren wir uns alles ab. Obwohl wir im Voraus den Wetterbericht beobachtet haben, können wir es nicht fassen, dass es in Kalifornien auf gleicher Höhe wie Sizilien tagsüber im Sommer fast immer unter 20 Grad Celsius hat. Das Klima kommt von der kalten Meeresströmung, die aus den Tiefen des Pazifiks kommend hier auf die Küste trifft. Durch die Vermischung mit der warmen Luft entsteht der Nebel. Gut, dass wir das jetzt wissen, frieren tun wir trotzdem.

Wir fahren erst einmal in die Innenstadt zum Union Square und trinken seit langem mal wieder einen guten Cappuccino. Es fällt uns gleich auf, dass die Stadt viel europäischer ist als die, die wir bisher hier gesehen haben. Das gefällt uns. Wir stromern durch die Straßen und fragen uns, wo die berühmten Cable Cars sind. Leider fahren sie wegen Corona derzeit nicht. Allmählich geht uns Corona doch gehörig auf den Keks.

Auf dem Rückweg zum Auto wird es uns dann das erste Mal ein wenig mulmig zumute. Wir parken nämlich im Tenderloin Viertel, wo es vor Obdachlosen und Drogenabhängigen nur so wimmelt. 

Jetzt machen wir uns zur Lombartstraße auf, welche wohl zu den berühmtesten Straßen hier gehört. Viele kennen dieses kleine Stück, wo auf kurzer Strecke acht Haarnadelkurven aneinander gereiht sind. Auch wir reihen uns in die Schlange der Autos ein, die dort hinunterfahren. Einen der schönsten Ausblicke auf die Stadt hat man vom Coit Tower aus. Die Straßen von San Francisco sind allgemein sehenswert. Es gibt 42 Hügel in der Stadt, was die Erbauer aber nicht davon abgehalten hat, die Straßen trotzdem rechtwinklig anzulegen. Das führt zwangsweise zu abenteuerlichen Steigungen und Kreuzungen. Wegen der großen Steigungen ist auch das Cable Car entstanden. Eine Straßenbahn, die mit Führungs-Stahlseilen im Boden verankert ist. Zuvor hat es mit Pferdefuhrwerken oft schwere Unfälle gegeben, da sich die Wägen selbstständig gemacht haben. Der Ausblick auf den Kuppen der Hügel ist immer wieder faszinierend. Auch Twin Peaks besuchen wir, eine der höchsten Erhebungen von San Francisco. Leider erhaschen wir nur wenige Blicke durch den Nebel von dort oben.

Fisherman´s Warf im Norden der Stadt gehört ebenfalls zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten. Ein Stadtteil mit alten wiederbelebten Piers und angesagten Lokalen. Es wird Abend und windig und wir frieren wie die Schneider. Somit gehen wir in den erstbesten Souveniershop und kaufen Wollmützen. 

Wir besuchen den Bezirk Haight-Ashbury, wo die Hippies angesiedelt waren und 1967 der Summer of Love mit Janis Joplin und Grateful Death seinen Höhepunkt hatte. Wer kennt ihn nicht den Song „San Francisco“ mit der Textzeile „be sure to wear some flowers in your hair“? Jimi Hendrix hat hier eine zeitlang gewohnt. Zu seinen Ehren wurde dieses Haus zum Andenken an seinen Song „Redhouse“ rot gestrichen. 

Auch Alcatraz, die berühmt berüchtigte Gefängnisinsel, steht auf unserem Programm. Leider muss man Wochen vorher reservieren um dorthin zu kommen. Stattdessen fahren wir zum Alamo Square Park mit seinem schönen Ausblick auf Downtown. Dort stehen die Painted Ladies, viktorianische Häuser in verschiedenen Farben, die auch schon öfter als Filmkulisse herhalten durften. Hier in der Stadt gibt es unzählige dieser viktorianischen Häuser, die meist liebevoll gepflegt sind. 

Ein Besuch im Castro District steht natürlich auch auf dem Programm. Hier nahm die Pride-Bewegung ihren Anfang. Harvey Milk, der als erster offen schwuler Mann in die Politik gegangen ist, hatte hier ein Geschäft und war maßgeblich an der Entwicklung des Bezirks beteiligt. Nach seiner Ermordung gab es massive Krawalle im Bezirk. Überall in der Stadt wehen Regenbogenfahnen, die Sonnenschirme sind in den Regenbogenfarben, sogar der Zebrastreifen ist bunt. So gibt es oft auch Toiletten mit dem Schild für „all gender“. Das Castro Theatre ist das Zentrum dieses Viertels, aber derzeit leider geschlossen.

Wir lernen noch mehr über San Francisco. Der Golden Gate Park beispielsweise ist größer als der Centralpark in New York und wurde auf unfruchtbaren Sanddünen erbaut. Der Landschaftsarchitekt hat erst Bäume und andere Pflanzen angesetzt damit der Sand nicht mehr verweht, dann Bewässerungsanlagen gebaut und mit der Zeit ist ein schöner Park entstanden, auf den die Einwohner von San Francisco zu Recht stolz sind. Der dazugehörigen japanische Teegarten kann sich ebenfalls sehen lassen.

Wir wissen jetzt auch, dass Amerika einst einen Kaiser hatte. Der Geschäftsmann Joshua Norten hat sich 1859 aus der Not heraus nach seinem Bankrott selbst zum Kaiser Norton I., dem Kaiser von San Francisco und Schutzherrn von Mexiko ernannt. Woanders wäre er wahrscheinlich ins Irrenhaus gekommen, in San Francisco hat man ihn allerdings wie einen Kaiser behandelt. Er hatte eine eigene Uniform, die Polizei salutierte wenn er auftauchte und er durfte sogar sein eigenes Geld drucken und damit in San Francisco auch bezahlen und bekam bei seinem Tod ein prunkvolles Staatsbegräbnis. 

Da es uns ja immer zum Meer zieht, fahren wir noch einmal zum Fisherman´s Warf. Dort gibt es den touristischen Pier 39 mit Souvenirläden und Restaurants. Es wird auch mit Seelöwen geworben, die sich freiwillig hier ansiedelten. Wir sehen zwei „Quotenseelöwen“. Alle anderen sind derzeit im Süden zur Paarung und Nachwuchsaufzucht. San Francisco gehört für uns zu den sehenswertesten Städten der USA. Leider müssen wir uns verabschieden, um rechtzeitig zum Rückgabetermin des Leihautos in Los Angeles zurück zu sein. Vor uns liegt allerdings noch der wunderschöne Highway 1.

Kommentar verfassen