Natur pur – durch die Nationalparks im Westen der USA

Natürlich fahren wir nicht nur wegen der Städte durch den Westen. Die Nationalparks und die Landschaft reizen uns schon lange. Von Los Angeles fahren wir erst in den Südosten. Dort statten wir Palm Springs einen kleinen Besuch ab. Obwohl es ein beliebter Kurort ist und mehr als 100 Golfplätze besitzt, ist es doch nur ein Straßendorf, vielleicht etwas gepflegter als woanders, aber wirklich begeistert sind wir nicht.

Der erste Nationalpark ist der Joshua Tree Nationalpark. Zu Beginn kaufen wir ein Sammelticket für alle Nationalparks um nicht jedes Mal aufs Neue zahlen müssen. Der Park ist nach den Joshua Bäumen benannt, den großen Yuccapalmen, die dort in der Gegend in Hülle und Fülle wachsen. Bei den herrschenden Temperaturen im Sommer wird davon abgeraten nach 10 Uhr vormittags Wanderungen zu unternehmen. Dafür gibt es allerdings wie überall in den USA breite und gute Straßen mit Parkplätzen direkt bei den schönsten Aussichtspunkten. Davon gibt es hier einige, die Stein-Formationen sind wunderbar und lassen sich durch Worte kaum beschreiben.

Dies ist der Auftakt zu unserer Park-Rallye. Wir kehren in Ash Fork ein, wo am Abend die Gehsteige hochgeklappt werden. Der Ort liegt an der Route 66 und ist in dessen vergangenen glorreichen Zeiten stecken geblieben. Es gibt hier noch einen originalen Pacman-Automaten.

Danach geht es weiter zum Grand Canyon in Arizona. Ursprünglich war dort ein Felsplateau mit Wüste und Sandstein. Der Colorado-River hat mit seiner Wasserkraft in Millionen Jahren diese einzigartige Schlucht entstehen lassen. Das Plateau liegt auf über 2000 Meter. Die Schlucht geht mehr als 1000 Meter in die Tiefe. Der Temperaturunterschied zwischen Berg und Tal beträgt zirka 12 Grad. Da wir auf dem Plateau schon bei 30 Grad Celsius schwitzen, wollen wir uns die Temperaturen weiter unten gar nicht so genau vorstellen. Bei Extremhitze und hoher Brandgefahr sind nicht viele Wanderer unterwegs. Das ist eher etwas für den Herbst oder das Frühjahr.

Der nächste geplante Park liegt etwas außerhalb der allgemeinen Route, ist aber gerade Kerstin ein Anliegen. Der Antelope Canyon hat schöne Höhlen, schon allein dafür schleppt sie die ganze Zeit die Spiegelreflexkamera mit. Als wir am Zielort ankommen, lesen wir, dass der von Indianern beaufsichtigte Canyon wegen Corona geschlossen ist. Schade, aber es geht kein anderer Weg hinein. Stattdessen besuchen wir den daneben liegenden Stausee, der vor Hausbooten nur so überquillt.

Die prägnanten Felsformationen im Monument Valley sind groß genug um sie von der Straße aus sehen zu können. Dort sind viele Westernfilme gedreht worden, daher erscheinen sie fast vertraut. Damit sind wir auch schon im Bundesstaat Utah. 

Die Nacht verbringen wir in Bluff, einem kleinen Ort mit einem nachgebauten Fort, dass uns die Geschichte der frühen weißen Siedler ein wenig näher bringt. Obwohl rundherum viele Indianerreservate sind, bekommt man davon nicht sehr viel mit. Möglicherweise ist es den Ur-Einwohnern auch lieber so. Die Vermarktung der Geschichte der Amerikaner beginnt eindeutig mit den europäischen Siedlern. Das Fort ist liebevoll aufgebaut, Freiwillige arbeiten dort und erklären alles und verkaufen natürlich auch gerne. Die ausgestellten Kutschen stellen sich dann als „Made in Germany“ heraus. Das schmälert aber nicht den Respekt vor den Menschen, die sich damals in die für sie unbekannte Wildnis aufgemacht haben. Die Straßen über die Berge mussten sie zum Teil selber bauen, bevor sie diese passieren konnten. Ein Teil der Tierwelt findet sich auf dem Parkplatz an unserem Motel. Dort schaut uns ein Reh gelangweilt beim Einparken zu. Im Nationalpark „Arches“, der uns von unserem Bootsnachbarn in Deltaville empfohlen wurde, findet man tolle Gesteinsformationen, die wiederum ganz anders aussehen als in den anderen Parks bisher. Beeindruckende riesige ausgewaschene Steinbögen sind die Spezialität dieses Parks.

Wir brechen zum Bryce Canyon auf. Die Felsformationen sind bizarr, abwechslungsreich und bringen uns immer wieder zum Staunen. Die Straße führt uns durch unterschiedliche Landschaften, Wälder, Prärie, riesige Wiesen für unglaublich viele glückliche Kühe, die so etwas wie einen Stall praktisch nicht kennen. Wir fahren über Pässe mit 3000 m Seehöhe. Die Häuser haben hier Ähnlichkeit mit jenen im Alpenraum. Im Winter sind hier auch Skigebiete in Betrieb. Die Landschaft ist insgesamt wesentlich abwechslungsreicher als im Osten der USA.

Die Straßen sind schnurgerade durch die Landschaft gezogen, mehrspurig und gemütlich zu fahren. Die Höchstgeschwindigkeit liegt meist um die 100 Kilometer pro Stunde. Dafür darf man im Regelfall rechts und links überholen und die Lastwägen fahren genauso schnell wie die Autos. Im Vergleich zu Europa sind diese wesentlich größer dimensioniert. Eine Zugmaschine schafft auch mal drei Anhänger, oft von Paketdiensten. Auch die Wohnmobile haben hier Ausmaße, mit denen man in Österreich in keine Innenstadt fahren könnte. Teilweise sind es riesige Anhänger auf Pickups, teilweise Busse, in denen eine ganze Reisegesellschaft Platz finden würde. Diese ziehen oft für den Alltagsgebrauch ihren Jeep gleich als Anhänger hinterher. Entsprechend viele und große Campingplätze gibt es hier. An Stellen, wo sich dann doch einmal Staus aufbauen können, findet man gleich Plakate mit Werbung für Autoversicherungen und Anwälte.  

Im nächsten Nationalpark Death Valley, Nevada gibt es nicht viel Leben zu sehen, wie der Name schon sagt. Ein paar ältere Folgen von Star Wars sind da gedreht worden. Hier klettern die Temperaturen bis zu 50 Grad Celsius, sodass man sich über die funktionierende Klimaanlage freut. Wir befinden uns am heißesten Ort der Erde.

Im Ort Bishop erwartet uns eine Hinweistafel, dass man für den nächsten geplanten Park Yosemite eine Reservierung braucht. Die gibt es allerdings erst für die nächste Woche. Wir landen in einem Hostel mit Hippie-Charme und ein paar Wanderern als Gäste. Gleich beim Eingang treffen wir einen jungen Mann, den wir zum Park befragen. Natürlich möchten wir hin, aber eine Woche Zeit zum Warten haben wir nicht. Er erklärt uns gleich, dass die Straßen durch den Park rund um die Uhr geöffnet sind. Der Eingang wird erst ab sieben Uhr in der Früh besetzt. Also heißt es früh aufstehen. Bis zum Parkeingang sind es noch 1,5 Stunden Fahrzeit. Es ist auch mal schön, den Sonnenaufgang mitzuerleben und den Nebel aufsteigen zu sehen. Der Park erinnert uns an zuhause. Große Granitplatten und -steine wie im Mühlviertel, Seen und Berge wie im Salzkammergut. Damit kommt dann schon ein bisschen Heimweh auf. Hier ist es auch schon merklich kühler, die Jacken können wir wieder auspacken. Der Park ist weitläufig, sodass wir alleine Stunden auf der Strecke zwischen den Aussichtspunkten verbringen. Eine Sehenswürdigkeit befindet sich in der allerletzten Ecke vom Park. Dort gibt es die größte Ansammlung von Mammutbäumen. Mittlerweile ist es auch schon wieder schön warm, die Sonne scheint und wir sind motiviert eine Wanderung zum größten Mammutbaum zu machen. Ein Teil der Wege ist gesperrt. Im letzten Jahr haben hier Stürme und Brände gewütet. Davon sind noch lange nicht alle Spuren beseitigt. Die Bäume sind wirklich beeindruckend und viele davon über 2000 Jahre alt. Schade, dass einige von ihnen den Naturgewalten zum Opfer gefallen sind.

Die Naturgewalt schlägt auch in Form des Hurrikans „Elsa“ zu. Elsa zieht mit seinem Zentrum direkt über Deltaville, wo Infinity an Land steht. Allerdings ist der Sturm so weit im Norden bereits geschwächt und richtet angeblich keine größeren Schäden an.

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