Tauchen in La Restinga auf El Hierro

Im kleinen Örtchen La Restinga im Süden von El Hierro gibt es nicht weniger als 10 Tauchbasen. Das hat seinen Grund, denn hier soll das beste Tauchrevier “Europas” sein – auch wenn die Kanaren geografisch zu Afrika zählen. Die Tauchbasen hier sind auch jetzt gut gebucht, weil alle spanischen Taucher nun wegen Corona nach El Hierro kommen, da sie anderswo Schwierigkeiten mit dem Reisen haben. Deshalb ist es auch nicht verwunderlich, dass man im Dorf stets jemanden mit Tauch-Ausrüstung herumspazieren oder hantieren sieht.

Die Marina muss man hier online reservieren und im voraus bezahlen. Leider bekommt man meist nur einen Platz an der Hafenmauer, die naturgemäß bei einem Tidenhub von bis zu 1,5 m sehr unbequem ist. Außerdem steht ständig Welle im Hafen, wodurch wir trotz guter Vertäuung einen Heckanker setzen, damit unsere als Fenderbrett missbrauchte Pasarella nicht komplett an den dicken Pollern der Hafenmauer zerrieben wird. Bequem ist anders, aber beschweren wollen wir uns nun wirklich nicht.

Man soll es nicht glauben, aber als ich am Steg den nächstbesten Taucher anspreche, entpuppt sich dieser als Österreicher. Günter hat das allererste Tauchcenter auf El Hierro gegründet und das schon vor 24 Jahren. Der Name “Fan Diving” bürgt also für die größte Erfahrung hier und vor allem für Qualität wie sich später herausstellt.

Da Kerstin mit der gebrochenen Zehe noch nicht für alles zu haben ist, heuere ich bei Günters Fan Diving alleine an und werde nicht enttäuscht. Er akzeptiert nur maximal 6 Taucher pro Tauchgang und den Guide macht er immer selber. Man fährt mit einem großen Schlauchboot mit 140 PS recht flott zu den umliegenden Tauchplätzen. Deren gibt es zahlreiche. Unter Wasser stellt sich heraus, dass der Fischreichtum rund um das Naturschutzgebiet groß ist. Die Gesteins-Formationen sind durch die vergangenen Vulkanausbrüche einzigartig. Bewuchs gibt es durch Algen und Moose. Das Gebiet wurde auch durch Schleppnetze nie leergefischt, weil Schleppnetze am kantigen Vulkangestein kaputtgehen. Diese Tatsache gepaart mit Günters Erfahrung bietet tolle Erlebnisse unter Wasser. Nachdem mein Neoprenanzug mit 2,5 mm für 23 Grad warmes Wasser etwas frisch ist, borgt mir Günter kurzerhand einen 7 mm Anzug und der Genuss ist perfekt.

Meine eigenen Bilder und Videos sind mit einer Gopro inklusive einfachem Rotfilter entstanden. Für fast null Aufwand sind auch die filmischen Erstversuche recht zufriedenstellend.


Meine Tauchgänge in El Hierro mit Gopro

Günter ist unter Wasser nur mit Kamera anzutreffen. Er ist ein echter Profi auf seinem Gebiet – man ist verleitet zu sagen ein “Besessener”. Dankenswerter Weise stellt er mir das Material, das bei meinen Tauchgängen entstanden ist zur Verfügung (Link zu Fan Diving).

Video mit Material von Fan Diving:


Tauchen mit Fan Diving

Nach einigen Tagen werden wir aufgefordert, den Liegeplatz an der Hafenmauer zu verlassen, da das nächste Flüchtlingsboot im Anmarsch ist. Die Seenotrettung rückt aus und wir dürfen an den Schwimmsteg. Damit sind wir sehr zufrieden, denn plötzlich sind wir mitten im Ortszentrum, 2 m entfernt vom netten Sandstrand, 50 m von Cafés und Restaurants und 2 m vom nächsten Tauchboot. Auch die Pasarella dankt es uns, da am Schwimmsteg kein Fenderbrett mehr notwendig ist. Diesmal kommen mit einem kleinen Holzboot 130 junge Männer aus Afrika an. Sie werden vom roten Kreuz versorgt, untersucht, registriert und schließlich mit Bussen weggebracht. Wohin, darüber gibt es nur Vermutungen. Niemand hier kann sich vorstellen wie das weitergehen soll. Es gibt keine Arbeit und nur wenig Geld für arbeitslose Einheimische. Was soll erst aus den tausenden Neuankömmlingen werden?

Natürlich sind wir nicht nur zum Spaß hier sondern bereiten uns auf die Überfahrt in die Karibik vor. Die Liste ist lang, aber täglich können wir viele Punkte abhaken und wir blicken ob der guten Vorbereitung den vielen vor uns liegenden Seemeilen entspannt entgegen.

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